Anaxagoras glaubte nicht daran, daß die Welt nur aus verformten Urstoffen bestehe. Vielmehr behauptete er, sie sei aus vielen, sinnlich nicht wahrnehmbaren Teilchen zusammengesetzt, die, vergleichbar mit einer Zelle des menschlichen Körpers, "etwas von allem" enthalten müßten. Die von Empedokles als "Liebe" und "Streit" bezeichneten Naturkräfte faßt Empedokles unter dem Begriff "Geist" zusammen.
Eine wirklich abschließende Lösung dieses Problems, die bis in die heutige Zeit - abgesehen von einigen bedeutsamen Verfeinerungen und Weiterentwicklungen - ihre Gültigkeit bewahrt hat, hat Demokrit gebracht, der im 5. und 4. Jh. v. Chr. gelebt hat: er war der Begründer der Atomtheorie. Da er seinen Vorgängern darin zustimmte, daß die sinnlich wahrnehmbaren Naturprozesse nicht unbedingt zu bedeuten hatten, daß sich wirklich etwas veränderte, trotzdem aber davon ausging, daß sich etwas in der Natur verformte oder neu zusammensetzte, kam er auf die Idee, alles sei aus kleinsten Teilchen zusammengesetzt, deren Kombination sich verändern könne, die selbst aber unteilbar und ewig seien. Im Gegensatz zu Anaxagoras müssen nach Demokrit diese Teilchen verschieden sein, da sie sonst nicht zu dermaßen verschiedenartigen Körpern und Lebensformen zusammengesetzt werden könnten. Überdies behauptet er, es gebe keine Naturkräfte wie Liebe, Streit oder Geist, sondern nur die Atome und den leeren Raum. Schließlich vertritt er die Ansicht, auch die Seele und das Bewußt-
sein bestünden aus Atomen, seien daher also sterblich. Demnach kann er als Materialist bezeichnet werden.
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