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deutsch artikel (Interpretation und charakterisierung)

Andreas gryphius 1616 - 1664


1. Drama
2. Liebe

Andreas Gryphius war der wohl bedeutendste Lyriker und Dramatiker des Barock. Er wurde 1616 in Glogau geboren und entstammte aus ärmlichen Verhältnissen. In seiner Jugend eignete er sich ein umfassendes Wissen an, was ihn später befähigte Lehrer zu werden. Er beschäftigte sich mit den Theorien des Dramas und wandte sie in seinen eigenen auch an. Sein wichtigstes Drama, \"Catharina von Georgien\", entstand 1651. Bekannt wurde auch sein satirisches Schauspiel \"Horribiliscribifax\", welches 1663 erschien. Während er als Dramatiker seinen meisten anderen Kollegen seiner Zeit voraus war, blieb er in der Lyrik aber den zeitgenössischen Vorschriften verfallen. Dennoch sind seine Sonnette weit verbreitet und bekannt. Seine Werke sind geprägt vom Vanitas-Motiv der Vergänglichkeit und der stoischen Ideal der Beständigkeit. Gyphius starb 1664 in Glogau.


Werke:

Sonette (1637)

Son- und Feyrtags-Sonette (1639)

Oden (1643)

Leo Armenius, oder Fürsten-Mord (1650)

Kirchhofsgedanken (1656)

Cardenio und Celinde, oder unglücklich Verliebete (1657)

Catharina von Georgien (1657)

Ermordete Majestät oder Carolus Stuardus König von Groß Brittannien (1657)

Absurda Comica. Oder Herr Peter Squentz (1658)

Großmütiger Rechts-Gelehrter / oder sterbender Aemilius Paulus Papinianus (1659)

Verlibtes Gespenste / Die gelibte Dornrose (um 1660)

Horribilicribrifax. Teutsch (1663)

Andreas Gryphius

Lebensdaten Werk

*2. Oktober 1616 Glogau +16. Juli 1664 Gut Schönborn bei Freistadt (Schlaganfall) Sohn eines Archidiakons der lutherischen Kirche. Jugend geprägt durch Kriegswirren, Konfessionsstreitigkeiten und persönliche Schicksalsschläge, die eine kontinuierliche Ausbildung verhindern.

1649 Heirat mit der Kaufmannstochter Rosine Deutschländer; 7 Kinder: 4 sterben früh; Daniel (*1663, +1687 in Neapel); Anna Rosina erkrankt mit 5 Jahren an Kinderlähmung (+ mit 44 Jahren im Hospital); Christian: Gelehrter und Dichter Bedeutendster deutscher Barockdichter. Eindringlicher Schilderer irdischer Eitelkeit und Vergänglichkeit (vanitas), Hinweis auf erlösendes Jenseits. Erster deutscher Dramatiker, der sich mit ausländischen Bühnendichtern vergleichen läßt.


wichtige Lebensdaten:

1621Tod des Vaters; Einschulung im Glogauer evangelischen Gymnasium


1622Wiederverheiratung der Mutter

1628Tod der Mutter; Übersiedlung nach Driebitz zum Stiefvater Michael Eder


1632Gymnasium in Fraustadt

1634-36Akademisches Gymnasium in Danzig; Präzeptor im Haus eines polnischen Admirals; G. kommt in Berührung mit der neuen deutschen Dichtung

1636Freistadt; \"Ephorus\" für die Kinder des Rechtsgelehrten und Gutsbesitzers Georg Schönborner

1637Adelstitel, Magisterwürde, Krönung zum \"poeta laureatus\"; Tod Schönborners

1638-44Studium in Leyden als Begleiter der Schönborner-Söhne; Studienfächer u.a. Philosophie, Anatomie, Jurisprudenz. G.hält bald auch selbst Kollegs (Repetierkurse?) ab. Freundschaft mit dem Landsmann Christian Hofmann von Hofmannswaldau. Einfluß der holländischen Jahre auf den späteren Dramendichter (Joost van den Vondel)


1640Tod des Stiefbruders Paul


1640-41schwere Erkrankung

1644-46Reise durch Frankreich (Paris, Marseille) und Italien (Florenz, Rom, Venedig)

1647Straßburg; Heimreise über Leiden, Stettin nach Fraustadt; G. lehnt Berufungen an die Universitäten Frankfurt (als Professor der Mathematik), Heidelberg und Uppsala ab.

1650Syndicus in Glogau (Rechtsberater der Landstände)

1652Aufnahme in den \"Palmenorden\" (= \"Fruchtbringende Gesellschaft\"; bedeutendste Sprachgesellschaft) mit dem Beinamen \"Der Unsterbliche\"


1653ff.häufige Reisen nach Breslau

1656Pestepidemie; G. zieht auf das Landgut seines Freundes und früheren Schülers Johann Christoph Schönborner


1658G. seziert in Breslau zwei Mumien

1664Tod während einer Sitzung der Glogauer Landstände

1698Christian G. gibt die gesammelten Werke heraus


Werke:
(e = entstanden; a = Uraufführung)

Lyrik

1637Sonnete (Lissaer Sonettbuch)1639Son- undt Feyrtags-Sonnete1643Sonnete. Das erste Buch 1643Oden. Das erste Buch1643Epigrammata Oder Bey-Schrifften (1. Buch)1650Teutsche Reim-Gedichte (Sammlung: 2 Oden-, 3 Sonettbücher; 2. Buch Oden)1652Thränen über das Leiden Jesu Christi (= 4. Buch Oden) 1657Andreae Gryphii Deutscher Gedichte Erster Theil (2., 3. u. 4. Buch Sonette; 3. u. 4. Buch Oden) 1657Kirchhoffs-Gedancken 1663Epigramme (3 Bücher) 1698Gedichte aus dem Nachlaß (Sonette, Geistliche Lieder, Begräbnis-Gedichte, Hochzeit-Gedichte, Vermischte Gedichte)Dramen

1650 (1647 e; 1651 a)Leo Armenius Oder Fürsten-Mord (Trauerspiel)1657 (1650 e; 1651 a)Catharina von Georgien. Oder Bewehrete Beständigkeit (Trauerspiel) 1657Cardenio und Celinde Oder Vnglücklich Verliebete (Trauerspiel) 1657Ermordete Majestät. Oder Carolus Stuardus König von Groß Britannien (Trauerspiel) 1657 (1658?)Absurda Comica. Oder Herr Peter Squentz (\"Schimpff-Spiel\"; Komödie) 1657 (1653 a Glogau)Majuma (\"Freuden-Spiel\") 1659 (1658 a)Großmütiger Rechts-Gelehrter Oder Sterbender Aemilius Paulus Papinianus (Trauerspiel)1660 (1660 a Glogau)Verlibtes Gespenste (\"Gesang-Spil\")/Die gelibte Dornrose (\"Schertz-Spil\")1663Horribilicribrifax. Teutsch (Komödie)1698 (1660 e)Piastus (\"Lust- und Gesangspiel\")Prosa

1637Fewrige Freystadt (Bericht über den Brand Freistadts) 1662Mumiae Wratislavienses (Beschreibung einer Mumiensektion)1666Dissertationes Funebres. Oder Leich-Abdanckungen (Leichenreden)Lateinische Epen

1634Herodis Furiae et Rachelis lachrymae1635Dei Vindicis Impetus et Herodis Interitus1636Parnassus renovatus1646 (1648 überarb.) Olivetum Libri tres Übersetzungen

1657Causinus: Beständige Mutter Oder Die Heilige Felicitas (Märtyrertragödie) 1663H. Razzi: Seug-Amme oder untreues Gesind (La balia; \"Lust-Spiel\") 1663R. Baker: Betrachtungen über Das Gebett des Herren (Meditations and Disquisitions upon the Lords Prayer)1687R. Baker: Betrachtungen der 1. Sieben Buß-Psalm1698Vondel: Die Sieben Brüder Oder Die Gibeoniter (De Gebroeders)

Schluß des 1648. Jahres Zeuch hin, betrübtes Jahr! Zeuch hin mit meinen Schmerzen! Zeuch hin mit meiner Angst und überhäuftem Weh! Zeuch so viel Leichen nach! Bedrängte Zeit, vergeh Und führe mit dir weg die Last von diesem Herzen! Herr, vor dem unser Jahr als ein Geschwätz und Scherzen, Fällt meine Zeit nicht hin wie ein verschmelzter Schnee? Laß doch, weil mir die Sonn gleich in der Mittagshöh, Mich noch nicht untergehn, gleich ausgebrennten Kerzen! Herr! Es ist genung geschlagen, Angst und Ach genung getragen, Gib doch nun etwas Frist, daß ich mich recht bedenke! Gib, daß ich der Handvoll Jahre Froh werd eins vor meiner Bahre! Mißgönne mir doch nicht dein liebliches Geschenke!

Andreas Gryphius (1616-1664)

Eine herausragende schlesische Persönlichkeit des deutschen Barock war Andreas Gryphius, an den wir uns in dieser Ausgabe erinnern wollen.
Schlesien wird oft als das \"Land unterm Kreuz\" bezeichnet. Die letzte große Tragödie, die dieses Land erlebt hat, liegt kaum mehr als ein halbes Jahrhundert zurück. Die Vertreibung der Deutschen aus ihrer angestammten Heimat hat Schlesien - wie auch die restlichen ehemaligen Ostgebiete - grundlegend umgestaltet, ihnen eine neue, fremde Identität gegeben. Nur noch Rudimente erinnern an die blühende Vorkriegszeit. Sie wachzuhalten muß Aufgabe der kommenden Generationen sein. Auch Salia-Silesia ist hier gefordert, da sie sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Tradition schlesischer Studentenverbindungen fortzuführen.
Andreas Gryphius hat eine andere, Schlesien verändernde und prägende Epoche erlebt, nämlich die des Dreißigjährigen Krieges. Diese mitteleuropäische Tragödie hat auch vor Schlesien nicht halt gemacht, da es im Brennpunkt des damaligen Geschehens lag. Prag lag nicht weit entfernt, Schlesien gehörte mit Böhmen und Mähren zum österreichisch-habsburgischen Herrschaftsbereich.
Blicken wir auf die Lebensperiode des aus Glogau stammenden Gryphius, so fällt auf, daß annähernd 2/3 seines ohnehin kurzen Lebens von den Wirren des Dreißigjährigen Krieges bestimmt waren. Auch diese zunächst eher widrigen Umstände haben es nicht verhindern können, daß Schlesien zu seinen bedeutensten Perönlichkeiten ihn, als einen der bedeutensten Lyriker und Dramatiker des deutschen Barock, zählen kann. Sein künstlerisches Schaffen ist durchweg in seinem Pessimismus von der \"Vanitas\" bestimmt, was nicht verwunderlich anmutet, wenn die Umwelt von Krieg und Pest gemartert war. An dieser Grundrichtung seiner Werke konnte auch seine für die damalige Zeit sehr ausgeprägte Reisetätigkeit nichts ändern. Gryphius lernte damals nicht nur das calvinistische Holland kennen, sondern auch Marseille, Florenz, Rom, Venedig und Straßburg.


An die Sternen

Ihr Lichter, die ich nicht auff Erden satt kan schauen,
Ihr Fackeln, die ihr Nacht und schwartze Wolcken trennt
Als Diamante spilt, und ohn Auffhören brennt;
Ihr Blumen, die ihr schmückt des großen Himmels Auen:

Ihr Wächter, die als Gott die Welt auff-wolte-bauen;
Sein Wort die Weißheit selbst mit rechten Namen nennt
Die Gott allein recht mißt, die Gott allein recht kennt
(Wir blinden Sterblichen! was wollen wir uns trauen!)

Ihr Bürgen meiner Lust, wie manche schöne Nacht
Hab ich, in dem ich euch betrachtete, gewacht ?
Herolden diser Zeit, wenn wird es doch geschehen,

Daß ich, der eurer nicht allhir vergessen kan,
Euch, derer Libe mir steckt Hertz und Geister an
Von andern Sorgen frey werd unter mir besehen ? Andreas Gryphius

 
 

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