In Deutschland reagierte man mit Hohn auf die Übersiedlung Anderschs, der sich mit seiner eigenwilligen oppositionellen Haltung immer wieder Feinde gemacht hatte. Es fielen Worte wie Flucht oder strategischer Rückzug. Doch Andersch änderte nicht seine Haltung, sondern nur die Art, wie er sie verkündete. \"Auf jeden Fall werde ich Deutschland nicht kampflos räumen.\"** Andersch sah nicht mehr genügend Wirkung in der journalistischen Arbeit, die sich nur auf die Tagespolitik bezog. Seine Hoffnung lag jetzt in der langfristigen Entwicklung des Kunstwerks, das vom aktuellen Tagesgeschehen unabhängig ist. Er versuchte jetzt zeitlose Werke zu schaffen, was ihm mit \"Sansibar oder der letzte Grund\" hervorragend gelang.
Mit seinem zweiten Buch \"Die Rote\" (1960) hatte Andersch bei den Kritikern weniger Erfolg. Er begründete das damit, daß dieses Werk nicht wie \"Sansibar oder der letzte Grund\" die politische \"Rechte\" in der Vergangenheit, sondern die aktuelle angriff. Sein dritter Roman \"Efraim\" bescherte Alfred Andersch den größten Erfolg. Nach der Veröffentlichung von \"Efraim\" 1967 wurde dem Autoren auf Vorschlag von Nelly Sachs der nach ihr benannte Nelly Sachs Preis für sein Lebenswerk verliehen. 1974 erscheint mit \"Winterspelt\" der umfang-reichste Roman Anderschs, der die Situation des Dorfes Winterspelt bei Kriegsende widerspiegelt.
Kurz nach Erscheinen des Romans erkrankte Andersch an Gürtelrose. Er kommt zwar wieder auf die Beine, erkrankt aber 1977 erneut schwer, diesmal an chro-nischer Nierensuffizienz. Ein Jahr darauf muß er sich einer Nierentransplanta-tion unterziehen. In der Nacht vom 20. auf den 21. Februar 1980 stirbt Alfred Andersch an Nierenversagen.
Im Herbst erscheint die vor seinem Tod fertiggestellte Geschichte \"Der Vater eines Mörders\", die sich mit seiner Schulzeit am Wittelsbacher Gymnasium, dessen Direktor der Vater des Nazi-Himmlers war, befaßt.
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