Inhaltsverzeichnis Warum ich dieses Thema wählte S. 2 Autorenportrait: Yukio Mishima S. 3 Theaterstück zur Kurzgeschichte "Die Perle" von Yukio Mishima S. 5 Personen & Bühnen S. 5 1. Akt S.
6 2. Akt, 1. Szene S. 6 2 . Szene S. 7 3.
Akt, 1. Szene S. 7 2. Szene S. 7 4. Akt S.
8 5. Akt S. 9 6. Akt S. 9 7. Akt S.
12 8. Akt S. 13 9. Akt S. 15 Analyse der variierenden Beleuchtungseinstellungen S. 16 Die Entwicklung des japanischen Theaters S.
17 Schlusswort S. 23 Quellenverzeichnis S. 24 Erklärung S. 26 Kopie "Thema der Facharbeit" S. 27 Anhang S. 28 Originalgeschichte: "Die Perle" von Yukio Mishima S.
29 Bühnenaufrisse S. 36 Warum ich dieses Thema wählte Wenn ich sage, dass ich dieses Thema, die analytisch begründete Umarbeitung einer Kurzgeschichte in ein Theaterstück, nur gewählt habe, weil unser Deutsch Leistungskurs sich auf das Theater spezialisiert hat, so wäre dies nur ein Teil der Wahrheit. Da ich selber gerne Theaterstücke lese und ebenso gerne spiele, ist mir diese Form der Literatur sehr ans Herz gewachsen. Ich finde es interessant, wie man eine Geschichte, eine fiktionale oder nicht-fiktionale, wie "Emilia Galotti", welches Stück auf einer wahren Begebenheit beruht , auf ein Theaterstück überträgt und es der Zeit und dem gesellschaftlichen Stand anpasst. Zunächst ging es mir gar nicht um das Schreiben eines Theaterstückes, sondern um die eigentlichen Hintergründe, die ein Theaterstück zu dem machen, was es nun ist, sei es als politische oder gesellschaftliche Kritik gedacht oder einfach zur Aufrechterhaltung historischer Ereignisse. Und ich finde es beachtlich, was einige Autoren mit ihren Stücken zustande gebracht haben.
Ich habe mit der Zeit erkannt, dass ein Theaterstück zu schreiben, eine Kunst für sich ist, die nicht jeder beherrscht. Um mich dieser Herausforderung selbst einmal zu stellen, habe ich mir demnach eine Kurzgeschichte - eine normale Geschichte wäre für die Facharbeit zu lang gewesen - nach bestimmten Kriterien, die ich vorher festgelegt habe, wie die Gesamtzahl der verschiedenen Bühnen und die Übersichtlichkeit der Charaktere, ausgesucht und bin in einem Buch , das mir meine Mutter vorschlug, auf eine interessante Kurzgeschichte gestoßen, die, meiner Meinung nach, auch viele Aspekte der Analyse zuließ. Die Kurzgeschichte handelt von einer Perle, dem Corpus Delicti , und fünf Frauen, die sich teilweise gegenseitig verdächtigen, diese Perle entwendet zu haben, allerdings läuft insgeheim eine Intrige zwischen zwei verfeindeten Frauen. Am Ende haben sich die zwei verfeindeten Damen versöhnt und die zwei guten Freundinnen sich zerstritten. Die fünfte Frau, die die Perle verloren hat, wundert sich zwar, was zwischen ihren vier Freundinnen verlief, findet aber zum Schluss hin eine gute Alternative, um die ganze Sache vergessen zu machen. Autorenportrait: Yukio Mishima Kimitake Hiraoka kam am 14.
Januar 1925 als Sohn des Fischereiministeriumsabgeordneten Azusa Hiraoka und seiner Frau Shizue Hara in Tokio zur Welt. Er wurde bereits in jungen Jahren von seiner Familie getrennt und wohnte seitdem bei seiner Großmutter Natsu, die sein Interesse für das Kabuki weckte. Hiraoka schrieb bereits in der Schule Beiträge für die Schülerzeitung und später in der Oberschule patriotische Gedichte. Dort gehörte er außerdem einer literarischen Gesellschaft an. Aufgrund der Fehldiagnose, er leide unter Tuberkulose, wurde er nicht für den Militärdienst im Zweiten Weltkrieg eingezogen. Nach der Veröffentlichung seines ersten Werkes "Hanazakari No Mori" 1941 nahm Hiraoka das Pseudonym Yukio Mishima an.
Der Name ist eine Anspielung auf drei Inseln, von denen man einen besonders guten Blick auf den Fujiyama hat. 1947 beendete Mishima sein Jurastudium an der Universität Tokio und arbeitete im Finanzministerium. Nach nur acht Monaten kündigte er, um sich ganz seiner literarischen Arbeit widmen zu können. Bereits ein Jahr später veröffentlichte er sein erstes Prosawerk "Kamen No Kokuhaku" , indem er die Jugendlichen seiner Zeit und die homosexuellen und sadomasochistischen Fantasien seiner Jugend beschreibt. 1949 schrieb er sein erstes Theaterstück "Kataku" . In der ersten Hälfte der 50er Jahre entwickelte er die so genannten "No-Spiele", die eine uralte Form des japanischen Theaters wieder zum Leben erweckten.
In Mishimas Werk "Bunka Beiron" argumentierte der Japaner, dass der Tenno die Quelle der japanischen Kultur sei, und um diese zu bewahren, müsse man auch die kaiserliche Figur wahren. Somit baute Mishima 1968 die Privatarmee "Tate no kai" zum Schutz des Kaisers auf. In seinem Roman "Nach dem Bankett" behandelt er die politischen Klassen Japans während der 50er Jahre. Am 25. November 1970 betraten Mishima und andere Mitglieder der Tate no kai den Balkon des Hauptquartiers der japanischen Selbstverteidigungstruppen und Mishima rief in einer Rede die Armee auf, ebenfalls zur aktiven Verteidigung des Kaisers beizutragen. Sein Aufruf stieß jedoch auf Desinteresse, woraufhin sich Mishima und einer seiner Kameraden durch Harakiri das Leben nahmen.
Den tödlichen Hieb vollzog Mishimas Lebensgefährte. Mishima erhielt zahlreiche japanische Literaturpreise und wurde in den 50er Jahren drei mal für den Nobelpreis der Literatur nominiert. Er schrieb über einhundert Theaterstücke, Romane, Reiseberichte und Gedichte, über fünfzig Kurzgeschichten und ein Libretto , was ihm internationale Bewunderung einbrachte. 1973 bis 1975 wurden seine gesammelten Werke in 36 Bänden veröffentlicht. Das Life Magazin bezeichnete ihn sogar als "den japanischen Hamingway" . 1985 verfilmte der US-amerikanische Regisseur Paul Schrader unter dem Titel "Mishima" Yukio Mishimas Leben.
Noch heute wird jedes Jahr am 25. November durch ein öffentliches Schweigen an Yukio Mishima gedacht. Ihm zu Ehren wurde ein Museum im Zentrum des "Lake Yamanakako Library Grove" erbaut. Die berühmtesten Werke Mishimas: "Kamen no Kokuhaku" (dt.: "Geständnisse einer Maske" 1948) "Ai no Kawaki" (engl.: "Thirst for love" 1950) "Kinjiki" (engl.
: "Forbidden Colors" 1954) "Shiosai" (engl.: "The Sound of Waves" 1954) "Kinkakuji" (engl.: "The Temple of the Golden Pavilion" 1956) "Utage no Ato" (dt.: "Nach dem Bankett" 1960) "Gogo no Eiko" (engl.: "The Sailor Who Fell from Grace with the Sea" 1963) "Hojo no Umi" (dt.: "Das Meer der Fruchtbarkeit" 1964 - 70) bestehend aus vier Romanen: 1.
"Haru no Yuki" (dt.: "Schnee im Frühling" 1985) 2. "Homba" (dt.: "Unter dem Sturmgott" 1986) 3. "Akatsuki no Tera" (dt.: "Der Tempel der Morgendämmerung" 1987) 4.
"Tennin Gosui" (engl.: "The Decay of an Angel" 1974) Theaterstück zur Kurzgeschichte "Die Perle" von Yukio Mishima Personen: Frau Sasaki Frau Azuma Frau Kasuga Frau Yamamoto Frau Matsumura Bühnen: Frau Sasakis Esszimmer Heimweg Azuma/Kasuga (Häuser mit Garten) Heimweg Matsumura/Yamamoto (Mehrfamilienhäuser, Gärten) Flur Azuma / Flur Kasuga Frau Yamamotos Wohnzimmer 1. Akt Frau Azuma und Frau Kasuga befinden sich auf dem Heimweg (zu Fuß) Azuma: Na, gib's schon zu. Du hast die Perle verschluckt, nicht wahr? Ich habe die Schuld nur auf mich genommen, weil ich dich decken wollte. Kasuga: protestierend Ich bitte dich! So etwas kann mir einfach nicht passieren. Azuma: Meine Liebe, du brauchst dich nicht zu verstellen.
Ich habe gleich Bescheid gewusst, als ich sah, wie du plötzlich blass wurdest. Und außerdem warst du als erste bei Frau Sasaki, als sie die Perle suchte. Frau Kasuga senkt den Kopf. Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Kasuga Kasuga: Wie kann sie mich nur zu Unrecht beschuldigen? Ausgerechnet ich sollte eine Perle für eine Zuckerkugel gehalten haben? Sie weiß doch ganz genau, wie zimperlich ich in meinen Essgewohnheiten bin. Ich muss meine Unschuld beweisen. Richtet den Kopf blitzschnell wieder auf, hält sich vor Schreck die Hand vor den Mund Oh Gott, ich habe eine Perle in meinen Eingeweiden.
Und ich weiß auch, wie sie in ein paar Tagen wieder zum Vorschein kommt... schaut zu Frau Azuma und das ist ihr auch bewusst. Klar, sie hat sich mit dieser Beschuldigung ja jetzt fein aus der Affäre gezogen. Das gibt's doch nicht! Was für eine Freundin! 2.
Akt 1. Szene Frau Matsumura und Frau Yamamoto befinden sich auf dem Heimweg (zu Fuß). Frau Matsumura öffnet ihre Handtasche, um ein Taschentuch herauszuholen, dabei entdeckt sie die Perle und hebt sie hoch. Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Matsumura Matsumura: Das ist ja eine Perle! Dreht sich zu Frau Yamamoto um, die sieht sie aber nicht Die, die Frau Sasaki gesucht hat! Was mache ich nur damit? Ich muss sie zurückgeben! Aber Frau Azuma hat ja alles zugegeben, dass sie sie verschluckt hat, warum erneut Verwirrung stiften? Verdunkelungsende Matsumura: Frau Yamamoto? Ich muss Sie jetzt verlassen, ich habe meiner Cousine versprochen, sie noch zu besuchen und ihr mit dem Haushalt zu helfen. Sie hat sich den Knöchel verstaucht, müssen Sie wissen. Also, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Auf Wiedersehen! entfernt sich zum Bühnenrand außer Sicht Yamamoto: gehässig Na, hat sie nun die Perle gefunden? Natürlich, was anderes kommt gar nicht in Betracht. Und nun hat diese Heuchlerin mit der Perle das Weite gesucht! Wie armselig! 2. Szene Frau Matsumura steht vor einem Häuserblock Matsumura: Was soll ich nur machen? Ich muss die Perle zurückgeben, das ist klar. Aber wird Frau Sasaki dann nicht denken, dass ich sie gestohlen habe? Immerhin weiß ich nicht, wie sie in meine Handtasche gekommen ist, und das ist ja wohl sehr verdächtig. Aber wenn ich die Perle nicht sofort zurückbringe, ist es morgen schon zu spät. Die Damen würden mit Sicherheit schlecht über mich denken und reden.
Was mach ich nur? Ich weiß! Ich fahre jetzt in die Ginza und kaufe eine neue, größere Perle. Dann gehe ich zu Frau Sasaki und behaupte, ich habe die Perle in meiner Jackentasche gefunden. Wenn sie dann später versucht, die Perle in den Ring zu setzen, muss ihr dies misslingen - immerhin ist sie ja zu groß - und muss demnach denken, dass zumindest ich frei von Schuld bin, denn wer hat von einem Dieb gehört, der etwas stiehlt und später wieder einen ähnlichen, aber wertvolleren Gegenstand zurück gibt? So kann ich einfach nicht in falschen Verdacht geraten! Frau Matsumura macht sich auf den Weg in die Ginza geht von der Bühne 3. Akt 1. Szene Frau Kasuga in ihrem Flur, geht auf und ab. Verdunkelung der rechten Hälfte der Bühne Kasuga: Wie kann ich beweisen, dass ich die Perle nicht verschluckt habe? Ich muss etwas machen - noch heute.
Ich muss den Corpus Delicti wieder zum Vorschein bringen. Aber wie? Ich muss eine neue besorgen! Frau Kasuga schnappt sich ihren Mantel und eilt zur Tür hinaus 2. Szene Frau Kasuga kommt zur Tür ihres Flures wieder herein Kasuga: die Perle betrachtend Das müsste die richtige Größe sein. Jetzt muss ich sie nur noch Frau Sasaki bringen. Frau Kasuga geht zum Telefon, hebt den Hörer und wählt die Nummer von Frau Azuma. Rechte Hälfte der Bühne wird erleuchtet Azuma: den Hörer haltend Hier bei Azuma Kasuga: Ich bin's.
Ich habe die Perle gefunden. Sie war in einer Falte meiner Gürtelschleife. Ich will sie jetzt Frau Sasaki zurückbringen. Würdest du mich begleiten? Azuma: Ist gut. Wir treffen uns in zehn Minuten vor meiner Haustür. Frau Azuma legt auf.
Die linke Hälfte der Bühne wird verdunkelt Azuma: Also, die Geschichte kling ja recht unwahrscheinlich. Schüttelt den Kopf Aber ich kann einer Freundin auch keine Bitte abschlagen. Was soll's... Frau Azuma nimmt ihre Jacke und geht zur Tür hinaus 4.
Akt Frau Matsumura und Frau Sasaki stehen in Frau Sasakis Esszimmer. Matsumura: Ich habe Ihre Perle in meiner Jackentasche gefunden. Ich weiß zwar nicht, wie sie da hineingekommen ist, aber immerhin ist sie ja wieder da. Sasaki: Vielen Dank. Es ist nie sehr schön, etwas zu verlieren. Das kennen Sie sicherlich.
Matsumura: Wahrlich. Aber jetzt hat sich ja alles dem Guten zugewendet. Nun, ich muss auch wieder los. Ich wollte Ihnen nur eben die Perle zurück bringen. Sasaki: Ja, noch einmal vielen Dank. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.
Matsumura: Den wünsche ich Ihnen auch. Frau Matsumura verlässt das Esszimmer Sasaki: versucht, die Perle in die Fassung zu setzen Wieso funktioniert das nicht? Betrachtet die Perle genauer Die ist ja viel zu groß. Aber... Hat Frau Matsumura die etwa gekauft, um ihre Unschuld zu beweisen? Oder hat sie etwa eine der Damen beim Diebstahl beobachtet und wollte von ihr ablenken? Auf jeden Fall ist es trotzdem sehr nett von ihr, mir jetzt solch eine Perle zu schenken.
Mal schauen, was ich damit mache. Es klingelt. Frau Sasaki geht aus dem Raum heraus und kehrt eine halbe Minute später mit Frau Kasuga und Frau Azuma zurück Kasuga: Ich habe Ihre Perle in einer Falte meiner Gürtelschleife gefunden. Gibt ihr die Perle Nun, ich hoffe, dass Sie keine weiteren Umstände wegen dieses kleinen Zwischenfalls hatten. Sasaki: Nein, zum Glück hatte ich keine. Aber vielen Dank, dass Sie die Perle so rasch wie möglich vorbei gebracht haben.
Es ist schrecklich, jemanden vielleicht verdächtigen zu müssen. Immerhin ist sie ja jetzt wieder da. Azuma: Dann ist ja alles gut ausgegangen. Sasaki: In der Tat, das ist es. Kasuga: Gut, wir müssen uns auch schon wieder verabschieden. Ich wollte Ihnen nur eben die Perle vorbei bringen und Frau Azuma war so nett und hat sich bereiterklärt, mich zu begleiten.
Sasaki: leicht enttäuscht Oh, wenn das so ist, will ich Sie natürlich auch nicht aufhalten. Nochmals vielen Dank. Azuma & Kasuga: Auf Wiedersehen, Frau Sasaki! Gehen aus dem Raum Frau Sasaki versucht die Perle in die Fassung zu setzen, sie fällt aber immer wieder heraus Sasaki: Das gibt es doch nun wirklich nicht! Das ist auch nicht meine Perle! Die ist viel zu klein, die andere zu groß, was geht hier eigentlich vor? Schüttelt den Kopf Ich verstehe das nicht... 5.
Akt Frau Matsumura befindet sich auf dem Heimweg Matsumura: Wie kann denn nur die Perle in meine Tasche gelangt sein? Hab ich sie vielleicht selbst dort hinein befördert, ohne es zu merken? Hmm... als der Kuchen verteilt wurde, bin ich zum Tisch gegangen...
und hab meine Handtasche auf meinem Stuhl liegen lassen... dann habe ich den Kuchen bekommen und habe mich wieder auf meinen Platz gesetzt...
als ich den Kuchen verzehrt hatte, habe ich die Papierserviette benutzt... Nein, es gab keine Notwendigkeit, meine Handtasche zu öffnen. In der Tat, ich habe die Tasche erst heute auf dem Heimweg zum ersten Mal geöffnet! Aber wie kann eine Perle in eine fest geschlossene Handtasche gelangen? Jemand muss sie mir zugeschoben haben! Nur wer? Nein, das bringt nur eine fertig! Beschleunigt ihre Schritte 6. Akt Rückblende Frau Sasakis Esszimmer.
Es klingelt. Eine halbe Minute später treten Frau Azuma, Frau Kasuga und Frau Sasaki ein Sasaki: Nehmen Sie Platz, Frau Matsumura und Frau Yamamoto müssten auch jeden Moment eintreffen. Frau Azuma und Frau Kasuga setzen sich. Es klingelt erneut Sasaki: Ahh, da sind sie auch schon! Einen Moment, meine Damen...
geht hinaus Azuma: Frau Matsumura und Frau Yamamoto? Na, wenn das nicht schief geht! Kasuga: Ach, sei nicht so gemein. Die beiden sind echt nett! Azuma: Dagegen sage ich ja auch nichts, natürlich sind sie nett, aber sie mögen sich eben nicht, und dagegen kannst du nicht sagen! Kasuga: senkt den Kopf, zieht die Schultern hoch Ja, stimmt, in dieser Hinsicht hast du wohl Recht... Frau Matsumura, Frau Yamamoto und Frau Sasaki betreten den Raum Azuma: steht auf, geht auf die beiden Neuankömmlinge zu, gibt ihnen die Hand Frau Matsumura, Frau Yamamoto, wie schön, Sie wieder zu sehen! Geht es Ihnen gut? Yamamoto: So gut wie es jemandem gehen kann, der mit einer seiner spitz besten Freunde auf eine Feier geht. Sasaki: Frau Yamamoto! Ich bitte Sie! Es ist mein 43.
Geburtstag, ich möchte nicht, dass hier irgendwelche Streitigkeiten ausgetragen werden! Yamamoto: Es ist alles gut, meine Liebe, ich will Ihnen mit Sicherheit nicht den Tag vermiesen. Lächelt freundlich Sasaki: Nun gut, setzen Sie sich. Frau Yamamoto und Frau Matsumura setzen sich. Frau Sasaki geht zu dem Tisch, auf dem der Kuchen steht. Es beginnt eine unbefangene Unterhaltung zwischen den Gästen. Frau Sasaki beugt sich über die Torte.
Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Sasaki Sasaki: schaut erschrocken auf ihre Hand mit dem Ring Oh Gott, die Perle von meinem Ring! Wieso muss sie ausgerechnet jetzt aus der Fassung fallen?! Schaut auf die Torte Die Zuckerperlen sehen genauso aus, vielleicht kann ich sie ja einfach auf der Tischdecke liegen lassen? Dann bemerkt es niemand. Herrje, aber wohin mit dem Ring? Wenn ich gleich die Torte anschneide, dann sehen die Damen die leere Fassung! Schaut sich um, öffnet eine Schublade des Tisches und legt den Ring hinein Da kümmer' ich mich später drum! Verdunkelungsende, Frau Sasaki geht zurück zum Tisch, schenkt allen Damen Kaffee ein und setzt sich Kasuga: Frau Sasaki, alles Liebe zum Geburtstag! Dies ist von Frau Azuma und mir! Überreicht ihr ein kleines Päckchen Sasaki: Oh, für mich? Das wäre aber nicht nötig gewesen! Packt ein kleines Schmuckkästchen aus Wie hübsch! Vielen Dank! Matsumura: Wir haben auch etwas für Sie! Überreicht ihr ein etwas kleineres Päckchen Sasaki: Oh, auch Ihnen vielen Dank! Packt eine Perlenkette aus Oh, die passt ja genau zu meinem Ring! Schaut auf ihre Hand, errötet leicht Ich habe nämlich auch einen Perlenring, müssen Sie wissen! Azuma: Na, da haben wir uns wohl gut abgesprochen! Kasuga: Auf jeden Fall! Nun, lasst uns die Kerzen anmachen! Alle stehen auf, gehen zum Tisch und beginnen, die Kerzen auf der Torte anzuzünden Matsumura: So, Frau Sasaki, nun beweisen Sie uns, wie jung Sie noch sind! Sasaki tritt an die Torte, beginnt die Kerzen auszupusten, was jedoch nicht so gelingt und die anderen Damen ihr unter Lachen helfen Sasaki: Vielen Dank, meine Damen! Nun lasst uns aber den Kuchen anschneiden! Alle drängen sich um die Torte, Frau Sasaki schneidet an Sasaki: So, der erste Schnitt ist geschafft! Frau Yamamoto, Sie sind die erste, wie groß soll Ihr Stück denn sein? Hält das Messer so an die Torte, um eine bestimmte Dicke eines Stückes zu ermitteln Yamamoto: Oh je, nicht ganz so groß, ich muss immerhin auf meine Figur achten! Alle lachen, Frau Sasaki verteilt weiter die Stücke, Frau Yamamoto fischt noch ein paar Zuckerkügelchen vom Tisch, geht zu ihrem Platz und setzt sich. Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Yamamoto Yamamoto: Ach, sieh einer an, das ist ja eine Perle! Na, von der Kette kann die aber nicht abgefallen sein! Was mache ich nur damit? Da liegt ja Frau Matsumuras Handtasche! Schaut zu den anderen Damen, die noch am Tisch stehen, legt die Perle in die Handtasche Verdunkelungsende, Frau Kasuga setzt sich an den Tisch, danach Frau Matsumura, Frau Azuma und zuletzt Frau Sasaki Kasuga: Die Torte sieht wunderbar aus! Nimmt einen Bissen ... und schmecken tut sie genauso! Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack, Frau Sasaki, das muss man Ihnen lassen! Sasaki: Oh, vielen Dank! Dann lassen Sie es sich auch schmecken! Alle beginnen zu essen und miteinander zu reden.
Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Sasaki Sasaki: schaut auf ihre Hand Mein Gott! Ich habe die Perle ganz vergessen! Verdunkelungsende, Frau Sasaki steht so unbefangen wie möglich auf, schlendert zum Tisch und tastet auf der Tischdecke herum Kasuga: Suchen Sie etwas? Steht auf, geht zu Frau Sasaki Sasaki: Nein, nein, ich will nur... Da war eine Perle...
Die restlichen Gäste stehen auch auf, gehen zu den beiden Suchenden und helfen mit. Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Azuma Azuma: Wie unbeschreiblich würdelos! Wie kann sich Frau Sasaki nur wegen einer einzigen Perle so gehen lassen? Ich muss etwas machen... Verdunkelungsnende Azuma: lachend Du meine Güte, dann war das, was ich eben gegessen habe, kein Zuckerkügelchen, sondern eine Perle! Als ich meinen Kuchen bekam, sah ich so ein silbernes Ding auf dem Tischtuch liegen, steckte es ganz gedankenlos in den Mund und schluckte es hinunter. Ich wunderte mich noch, weil ich so ein merkwürdiges Gefühl in der Kehle hatte.
Ja, wenn es sich um einen Diamanten oder einen anderen kostbaren Stein handelte, würde ich mich natürlich sofort operieren lassen, aber eine Perle - da kann ich nichts weiter tun als vielmals um Entschuldigung bitten. Sasaki: steckt sich eine Zuckerperle in den Mund Mm, schmeckt genau wie eine Perle. Alle beginnen zu lachen, setzen sich wieder an den Tisch und der Zwischenfall geht in gutmütiger Neckerei unter 7. Akt Frau Azuma und Frau Kasuga sind auf dem Rückweg. Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Azuma Azuma: Ich habe die Perle nicht verschluckt, nein, das kann ich nicht getan haben. Ich wollte doch nur die Situation retten, schaut auf Frau Kasuga ihr helfen.
.. Aber was soll ich von ihrem eigenartigen Benehmen, nicht alleine zu Frau Sasaki zu gehen, halten? Vielleicht liege ich auch ganz richtig. Oder hat sie die Perle womöglich gestohlen und musste sie zurückgeben, weil sie dies nicht mit sich selber vereinbaren konnte? Verdunkelung bleibt, Lichtkegel auf Frau Kasuga Kasuga: bitter Wahrscheinlich hat meine so tolle Freundin die Perle verschluckt und sich zu Recht vorhin beschuldigt. Wenn dies tatsächlich der Fall sein sollte, ist es mehr als unverschämt, mich zu beschuldigen! Empört Und ich musste diese kleine Komödie kostspielig beenden! Welch eine Gemeinheit, mir nicht einmal jetzt die Wahrheit zu sagen! Ich muss ihr wie eine lächerliche, drittklassige Komödiantin vorkommen! 8. Akt Frau Yamamotos Wohnzimmer.
Sie geht auf und ab und murmelt etwas Unverständliches. Eine Tasse und eine Kanne stehen auf dem Tischchen. Es klingelt, Frau Yamamoto macht die Tür auf Yamamoto: Oh, Frau Matsumura, was führt Sie zu mir? Matsumura: Ich weiß, dass Sie es waren! Niemand außer Ihnen hätte das fertig gebracht. Yamamoto: gelassen Wieso denn ich? Würden Sie das bitte beweisen? Wenn Sie mir so etwas ins Gesicht sagen, werden Sie doch gewiss stichhaltige Beweise haben. Aber setzen Sie sich doch erstmal. Bietet ihr den Sessel an Matsumura: setzt sich und legt wütend die Perle vor sich auf dem Tisch Jemand anders kommt überhaupt nicht in Frage.
Frau Yamamoto holt eine weitere Tasse aus dem Schrank, Frau Matsumura dreht sich, während sie spricht, zu ihr um Frau Azuma ist einer solchen Hinterlist nicht fähig, sie hat ja ihren edlen Charakter offenbart, als sie sich für uns andere opferte und die Schuld auf sich nahm. Frau Yamamoto schenkt Frau Matsumura Tee ein Und Frau Kasuga - danke, reicht - Frau Kasuga ist viel zu ängstlich, um sich auf eine derart riskante Sache einzulassen. Folglich müssen Sie es gewesen sein. Frau Yamamoto setzt sich. Stille. Sie betrachtet die Perle, ohne sie zu berühren Yamamoto: ihre Augen mit einem Taschentuch betupfend Ich hatte keine Ahnung, dass Sie mich so sehr hassen.
Frau Matsumura schaut sie unbeeindruckt an Nun gut, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als die Dinge auszusprechen, die ich viel lieber verschwiegen hätte. Ich möchte keinen Namen nennen, aber ich habe zufällig gesehen, wie eine der Anwesenden... wird von Frau Matsumura unterbrochen Matsumura: Damit können Sie nur Frau Azuma oder Frau Kasuga meinen. Yamamoto: Bitte, ersparen Sie mir wenigstens, den Namen zu nennen.
Also wie gesagt, ich habe zufällig gesehen, wie eine der Anwesenden Ihre Handtasche öffnete und etwas hineinwarf. Sie können sich wohl vorstellen, dass ich sehr erstaunt war. Mein Herz klopfte vor Aufregung zum Zerspringen. Ich wagte nicht, mit Ihnen darüber zu sprechen, und es bot sich ja auch keine Gelegenheit. Und als wir dann gemeinsam nach Hause gingen - ach, wie habe ich darunter gelitten, dass ich nicht offen sprechen durfte. Ja, wenn wir gute Freundinnen gewesen wären, dann hätte ich's Ihnen natürlich erzählen können, aber ich wusste doch, dass Sie eine Abneigung gegen mich haben, und deshalb.
.. wird erneut von Frau Matsumura unterbrochen Matsumura: spöttisch Ich verstehe. Sehr rücksichtsvoll von Ihnen, das muss ich schon sagen. Jetzt haben Sie höchst geschickt den Verdacht auf Frau Azuma und Frau Kasuga gelenkt. Yamamoto: pikiert Ich? Den Verdacht? Ach, wie soll ich es Ihnen erklären? ich wollte doch nur vermeiden, irgendjemandem weh zu tun.
.. Matsumura: verärgert Aha. Aber es hat Ihnen nichts ausgemacht, mir weh zu tun, wie? Sie hätten doch wenigstens auf dem Rückweg ein Wort sagen müssen! Yamamoto: flehend Ich wünschte mir ja nichts Besseres, als offen mit Ihnen zu reden. Und ich hätte es auch getan, wenn Sie so ehrlich gewesen wären, mir von der Perle in Ihrer Handtasche zu erzählen. Aber Sie konnten ja gar nicht schnell genug zu Ihrer Cousine.
Frau Matsumura schaut schweigend auf ihre Hände Verstehen Sie doch, ich wollte niemandem weh tun! Matsumura: erbost Sie erzählen hier nichts als Lügen! Ich muss Sie bitten, Ihre Behauptungen in meiner Gegenwart vor Frau Azuma und Frau Kasuga zu wiederholen. Möglichst noch heute Abend. Yamamoto: bricht in Tränen aus, schluchzend Ich habe mich so bemüht, niemandem weh zu tun. Und Sie...
Sie wollen mich zur Grausamkeit zwingen! Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Matsumura Matsumura: sanft Oh Gott, sie weint. Ich wollte mich doch nicht von Tränen beeindrucken lassen. Sie scheinen aber so echt. Vielleicht enthalten ihre Behauptungen auch ein Quäntchen Wahrheit. Vielleicht ist es auch die volle Wahrheit. Dann ist es wirklich ehrenvoll, nicht den Namen der Schuldigen zu nennen.
Vielleicht ist ja Frau Kasuga tatsächlich zu solch einer Bosheit fähig... Außerdem wird sie durch unser nicht gerade gutes Verhältnis entlastet, immerhin hätte sie sich sagen müssen, dass ich sofort sie, meine Feindin, verdächtige? Verdunkelungsende Yamamoto: mit bebender Stimme Wir beide sind grundverschiedene Naturen und ich leugne nicht, dass Sie manches an sich haben, was mir missfällt. Aber ich begreife einfach nicht, wie Sie mir eine solche Gemeinheit zutrauen können. Immerhin.
.. ich frage mich, ob es nicht vielleicht das Beste wäre, wenn ich Ihre Beschuldigungen stillschweigend hinnähme. Ich hatte ja von Anfang an nur den einen Wunsch, niemandem weh zu tun, und um das zu erreichen, will ich gern als Schuldige dastehen. Obgleich ich es natürlich nicht gewesen bin. Hält sich die Hände vor das Gesicht und beginnt zu weinen.
Dann hebt sie das Gesicht und sieht die Perle Das Ding da ist vollkommen überflüssig. Wenn es weg ist, kommt alles wieder in Ordnung. Greift nach der Perle und steckt sie sich in den Mund, greift anschließend zur Tasse und nimmt einen Schluck Tee Verdunkelung, Lichtkegel auf Frau Matsumura Matsumura: Das gibt es doch nicht! Sie hat die Perle hinuntergeschluckt! Mit welch einer verzweifelten Gebärde, wie man sie bei einem Menschen sieht, der einen Giftbecher leert! Wie konnte ich zornig sein? Welch schlichte, reine Gesinnung... Verdunkelungsende Matsumura: ergreift Frau Yamamotos Hand und beginnt ebenfalls zu weinen Verzeihen Sie mit bitte.
Bitte, bitte, verzeihen Sie mir. Ich habe Ihnen Unrecht getan. Yamamoto: Ist doch gut, ich bin Ihnen nicht böse. Endlich Freundschaft? Matsumura: Endlich Freundschaft. Umarmt Frau Yamamoto 9. Akt Frau Sasakis Esszimmer.
Sie kommt gerade zur Tür herein Sasaki: Schon seltsam, was der Juwelier da eben erzählt hat. Wie kann es nur kommen, dass sich Frau Azuma und Frau Kasuga so plötzlich gestritten haben und Frau Yamamoto und Frau Matsumura nun unzertrennlich sind? Das gibt es einfach nicht. Greift in ihre Tasche, holt einen Ring heraus und streift ihn sich über den Finger Ein Kunstwerk, das der Juwelier da vollbracht hat. Und um ehrlich zu sein, sehen eine große und eine kleine Perle viel besser aus als eine einzige...
ENDE Analyse der variierenden Beleuchtungseinstellungen Die Beleuchtungseinstellungen während des Theaterstücks haben eine zentrale Bedeutung zum besseren Verständnis der dargestellten Handlungen und Gefühle. Durch die Verdunkelung und den Lichtkegel auf die den inneren Monolog führende Person wird sie von der nebenherlaufenden Handlung distanziert, sodass eine Konzentrierung auf ihren Gedankengang entsteht. Durch die Zentralisation werden ebenfalls besondere Handlungen deutlich. So wird die eigentliche Tat, um die es in dem Theaterstück geht, nämlich die Intrige um eine Perle, durch diese Lichteinstellung gesondert hervorgehoben (Z. 189-191). Einen weiteren Vorteil bietet die Beleuchtung, um zunächst den einen, dann den anderen Ort zu fokussieren, wie dies, um ein Beispiel zu nennen, im 3.
Akt (Z. 55-76) der Fall ist. Da hier die Personen einzeln auftreten, kann auf eine spezielle Beleuchtung des monologisierenden Darstellers verzichtet werden. Ein weiterer Faktor, der für variierende Beleuchtungseinstellungen spricht, ist die Hervorhebung der Gedankengänge und der damit verbundenen Gefühle. Hier lässt sich ein Beispiel aus dem 1. Akt nennen, in dem sich Frau Kasuga nach der Beschuldigung ihrer Freundin Gedanken zu der Ursache des Verschwindens der Perle macht und zum Ende ihrer Überlegungen hin ihre Wut und Empörung über dieses Benehmen ausdrückt (Z.
10-18). Ein anderes Beispiel lässt sich im 8. Akt erkennen, wenn Frau Matsumura durch die Tränen ihrer Konkurrentin von ihrem Zorn abgelenkt wird (Z. 291-297) und später ihre Rivalin ihr ein Freundschaftsangebot macht (Z. 318). Ohne den vorhergehenden inneren Monolog und den damit verbundenen Gefühlswandel gegenüber Frau Yamamoto wäre dieser Wandel kaum nachvollziehbar gewesen.
Die variierenden Beleuchtungseinstellungen sind somit ein gutes Mittel im Theater, die wichtigsten inneren Gedankengänge, Gefühle und auch Handlungen zu verdeutlichen. Gerade auch durch die Tatsache, dass das Theater überschaubar bleiben muss und nicht auf kleinste Details geachtet werden kann, da sie schwer darzustellen sind, sodass auch weiter entfernte Zuschauer sie bemerken, ist dies eine Methode, signifikante Darstellungen oder Handlungen einfach zusätzlich durch Sprache hervorzuheben ohne vom eigentlichen Verlauf der Geschichte abzulenken. Die Entwicklung des japanischen Theaters Das japanische Theater hat in den letzten zwei Jahrhunderten einen starken Wandel und immer wieder Rückschläge durchlebt, ist jedoch inzwischen eine hoch angesehene Kunst. In der Mitte des 19. Jahrhunderts, nach einer Epoche der Unsicherheit und dem Verbot, Kontakte zum Westen zu knüpfen, um die Gesellschaft weniger durch die Veränderungen, die diese Beziehungen mit sich brächten, zu irritieren, gelang es den Japanern, doch ein Verhältnis zum Westen aufzubauen und durch die Abdankung des Shôgun den dort herrschenden Feudalismus und die damit verbundene Isolierung zu beenden. Somit begann für Japan eine neue Ära, die zur Veränderung der politischen und kulturellen Geschichte führte.
Die japanische Bevölkerung wollte in kürzester Zeit so viel Westliches wie möglich kennen lernen und so wurde in den Volksschulen die europäische Musik sogar als Pflichtfach eingeführt. Man versuchte, sich in allen Themenbereichen anzupassen und daraus fand auch eine immense Veränderung und Überholung des Theaters statt und das so genannte Shimpageki entstand. Das Shimpa ist der Ursprung des gesamten modernen, japanischen Theaters. Sudô Sadanori , der Gründer der Shimpa-Bewegung, benutzte die Bühne als Mittel für liberale Ideen und Propaganda. Er schloss sich mit einigen Parteifreunden zusammen und gründete die Theatergruppe "Großjapan Sôshi Gesellschaft für die Reform des Theaters". Diese Gruppe stellte den Beginn der Entwicklung zum modernen, westlichen Theater dar.
Man versuchte, sich vom Kabuki zu entfernen und dagegen dem westlichen Theater immer näher zu kommen. Das zweite Drama, das die Gruppe aufführte, war ein politischer Angriff auf die Regierung, wobei noch viele Faktoren dem Kabuki entstammten und nicht die Kunst im Vordergrund stand. Kawakami Otojirô , der zweite, große Vorreiter des Shimpa, verkörperte in seinen Stücken die innersten Wünsche des Publikums, was ihm großen Erfolg einbrachte. Kawakami unternahm zwei Europareisen in 1899 und 1903 und brachte von dort bühnentechnische Neuheiten wie den Szenenwechsel im Dunkeln und das neue Beleuchtungssystem, mit, was vom Publikum sehr begrüßt wurde. Zu der damaligen Zeit wurden größtenteils Dramen über vor kurzem ereignete Vorfälle aufgeführt, was auch ein Faktor der Interessenssteigung des Publikums darstellte. Kawakami war der erste, der realistische Kriegsreportagen und -dramen inszenierte.
Wie in Brechts Theatertheorie über die Empfindungen des Publikums eines Dramas gekennzeichnet , konnten auch die Zuschauer dieses Kriegstheaters die Situationen der von Schauspielern dargestellten Charaktere nachvollziehen und fühlten sich in ihren Emotionen und Gedanken zu diesem Thema bestätigt. Nach Kawakamis Fiasko, Stücke aufzuführen, die nur auf darstellerische Leistungen beruhten, begann er, mit seiner Theatergruppe Auslandstourneen zu veranstalten. In den USA und in Europa jedoch dachte man, dass die Stücke auf fernöstlicher Kunst basierten und nicht die laienhaften Kopien des europäischen Theaters präsentierten, was somit keine gute Propaganda für das japanische Theater mit sich zog. Während dieser Auslandstourneen bildete das Shimpa einen eigenen Stil aus. Es entstand eine Brücke vom traditionellen, japanischen Theater zur Moderne; man wollte das "Symbolhafte, das Fixierte, das Traditionelle" aufgeben um sich dem europäischen Aufführungsstil zu nähern. Das Shimpa nutzte besonders die Zeit der Kabuki-Krise und feierte von 1904 bis 1909 große Erfolge, während die Schauspielkunst damals ihren Höhepunkt erreichte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat man Versuche unternommen, das Shimpa als kabuki-ähnliches Volksdrama zu formen und neues Publikum durch akribische Auswahl der Stücke und junge Nachwuchsdarsteller zu gewinnen, was eine kluge Richtungsänderung für die angestrebte Brücke war. Inzwischen reden Theater- und Filmleute vom Shimpastil, wenn sie "rührselige, romantische, melodramatische Aufführungen meinen" . Das Shingeki ist die Hoffnung des modernen Theaters. Es "hat die besten Elemente der traditionellen Theaterkunst ausgewählt und assimiliert " . Durch den politischen Umbruch zur Zeit der Meiji-Restauration entstand ein Hang zu einem neuen Theater, das das neue Lebensgefühl und das moderne Menschenbild verkörperte. Es wurde durch Studien über die "dramatische Tradition des Westens" und die Deutung des Wesens des Theaters immer deutlicher eingegrenzt und man versuchte, eine neue und lebendige Form des Theaters zu schaffen.
Man setzte vor allen Dingen auf die Verbundenheit zum Publikum und erhoffte sich, das Theater würde als "Ort der geistigen Auseinandersetzung" dienen. Tsubouchi Shôyô , der als Bahnbrecher des Shingeki gilt, war der erste Japaner, der nach dreißigjähriger Arbeit dem Publikum übersetzte Aufführungen Shakespeares bot. Normalerweise wird die Geschichte des Shingeki in vier Perioden unterteilt. Die Einführungszeit, in der nur europäische Stücke aufgeführt wurden und das Shingeki als Brücke dazu diente, verlief bis ungefähr 1923. Der Aufführungsstil war dem des Kabuki noch sehr ähnlich. Osanai Kaoru , ein anderer großer Vorreiter des Shingeki, arbeitete eine lange Zeit mit Kabuki-Schauspielern zusammen, was aber mit sich brachte, dass seine ersten europäischen und modernen einheimischen Dramen ebenfalls sehr mit dem Kabuki in Verbindung gebracht wurden.
Diese Schwierigkeiten konnten Tsubouchi und Osanai erst nach mehreren Europareisen ablegen. Die zweite Periode, die so genannte "Experimentierperiode", erstreckte sich über einen Zeitraum von 1924 - 1929. Durch den Bau des Tsukiji-Theaters begann "ein neuer Zeitabschnitt innerhalb der modernen japanischen Theaterentwicklung" , der vor allem durch die Bühnenentwicklung - als Modell der europäischen Kammertheater - geprägt wurde. Eine neue Schauspielergeneration, die fern von jedem Einfluss des Kabukisystems unterrichtet wurde, wuchs in dem Neubau heran, der inzwischen auch vielen bedeutenden Schauspielern als Ort der Schulung gedient hat. Das erste japanische Theater, das man nach 45 ausländischen Stücken inszeniert hat, war das religiöse Drama "En-no-gyôja". Ein weiterer Faktor, der das Shingeki ausmacht, ist der Regisseur, der den Zagashira ersetzte und ein besonderes Augenmerk auf die künstlerischen Darbietungen und die Interpretationen legte.
Techniker wurden für die Beleuchtungs-, Ton- und Effekteinstellungen ausgebildet. Diese Zeit fand allerdings mit dem Tod Osanais ein jähes Ende. Die dritte Phase bediente sich des "proletarischen Dramas mit linksgerichteter Tendenz" . Die Betonung lag besonders auf politischen Themen, die künstlerische Leistung wurde weiterhin außer Acht gelassen. Diese Art des Dramas ging aber schon in den Dreißigerjahren durch den Druck der kommunistenfeindlichen Regierung und die Unklarheit der Ideologie unter. Der Zweite Weltkrieg legte fast das gesamte Shingeki-Programm lahm, sodass man von Grund auf neu beginnen musste.
Erst durch die neue politische Situation, hervorgerufen durch die amerikanische Besatzung, konnte das Shingeki wieder ins Leben gerufen werden. Die Shinkyô Gekidan führte proletarische Dramen nach dem Modell des sozialistischen Realismus auf und berühmte kommunistische Theaterpersönlichkeiten kehrten aus dem Ausland zurück und begannen mit Elan zu arbeiten. Jedoch wendete sich die amerikanische Politik gegen die Kommunisten und das proletarische Theater der Shinkyô Gekidan stieg um 1950 immer weiter ab. Andere Theatergruppen begannen nach dem Krieg, wieder Klassiker zu inszenieren. Die Bungaku-za-Gruppe war auch während des Krieges als politisch unabhängige Theatergruppe tätig. Sie war ab 1945 eine der Hauptträger der Shingeki-Bewegung.
Die Trennung einiger Schauspieler von der Gruppe brachte eine neue hervor: die Kumo-Gruppe steht bis heute im Vordergrund des japanischen Theaters. Derzeit sind auch die Hai yû-za und die Mingei die stärksten Truppen des Shingeki. Das in 1963 erbaute Nissei-Theater verknüpfte damals wie heute neue Bühnenelemente und einige Komponenten der zeitlosen heimischen Tradition. Die damaligen Probleme der Organisation und des Repertoires waren nicht unerheblich. Es bestand ein Defizit an Theatergebäuden und finanziellen Mitteln, da keine Unterstützung seitens der Regierung kam, im Gegenteil, diese noch hohe Steuern erhob. Die Schauspieler waren dazu genötigt, einen Teil ihres nebenberuflichen Einkommens an das Theater abzugeben, der restliche Kostenanteil wurde auf das Publikum übertragen, was nur durch die breite Schicht der Theaterinteressierten möglich war.
Durch den Konkurrenzkampf um die neuesten, europäischen und amerikanischen Stücke litten die angemessene Vorbereitungen und Einstudierungen, bevor sie dem Publikum präsentiert wurden. Es wurden die verschiedensten Möglichkeiten des modernen Dramenaufbaus versucht, meist mit interessanten Ergebnissen, aber von schlechter Qualität. Ein Autor, der auch in Europa große Erfolge mit Übersetzungen und Verfilmungen erlebte, war Mishima Yukio . Obwohl die Meinungen von Kritikern seiner Stücke auseinander gingen, sprach man ihm Genialität zu. Das Shingeki begann nach einiger Zeit mit der "Einführung des europäischen Naturalismus " . Man versuchte, sich gegen die Traditionen aufzulehnen, strebte aber später die Harmonie zwischen der Tradition und des modernen Theaters an.
Man experimentierte mit der Zusammenarbeit von Kabuki- und Shingeki-Schauspielern und Aufführungen von Nô -Schauspielern, die die Stücke im Shingeki-Stil inszenierten, jedoch mit einer ungewöhnlichen Mischung aus alten Masken und europäischen Kleidern. Die dramaturgischen Effekte, die zu jener Zeit besonders genutzt wurden, sind vor allen Dingen die Übertreibungen der Charaktere und die Vielzahl der Charaktere, die ein Darsteller übernehmen musste . Eine weitere Technik, die des Öfteren benutzt wurde, ist die Rückblende . Sie erlaubt dem Zuschauer einen Einblick in die Geschichte des/der Charakters/Charaktere. Durch diese Techniken und der oft dargestellten, pessimistischen Weltanschauung entstanden große Ähnlichkeiten zwischen dem japanischen und dem europäische Theater. Immer mehr Dramatiker verknüpften ältere Vorwürfe und Problematiken durch Psychoanalyse mit der modernen Bühne.
Die Psychoanalyse hat bei vielen Autoren in Japan, wie auch in Amerika und Europa, tiefe Spuren hinterlassen. Das Shingeki ist zu einem "Treffpunkt der Auseinandersetzungen auf der Suche nach einem modernen lebendigen Menschenbild" geworden. Die Autoren richteten ihre Werke viel stärker auf das intellektuelle Publikum aus, das erkannte, dass die Wahrheit einer Geschichte, das Äußere, unwichtig sei. Das Interessante fand sich nicht im Äußeren, sondern in den Hypothesen, die das Publikum nach dem Stück aufstellte. "Das moderne japanische Menschenbild, so wie es sich im Theater ausprägt, ist bis heute nicht klar zu erkennen." Dieses Menschenbild ist aus verschiedenen Elementen - die der shintoistischen , buddhistischen, christlichen und nachchristlichen Religion - zusammengesetzt.
Voraussetzungen für das Verständnis der Stücke ist die vertiefte Kenntnis der einheimischen Sitten und Traditionen, was als dynamisches Element entscheidend ist. Inzwischen kann man heute kaum noch eine klare Linie zwischen dem kommerziellen Theater und dem Shingeki ziehen. Ein Teil trug das Fernsehen dazu bei, da sich dort Schauspieler verschiedener Gattungen trafen und neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit entstanden. Auch die Regierung hat durch die Finanzierung des 1964 errichteten Nationaltheaters positiv zu der Entwicklung beigetragen. "Der einzigartige japanische Theaterpluralismus verspricht [..
.] aus seinem Reichtum einen wichtigen Beitrag für die Zukunft des Welttheaters zu leisten." Schlusswort Diese Facharbeit hat mir deutlich gemacht, dass das Verfassen eines Theaterstückes nicht gerade einfach ist und der "Rohling" bis zum Schluss immer weiter bearbeitet und verfeinert werden muss. Ein Laie wie ich hat sich zwar gedacht, dass es schon ein ganzes Stück Arbeit würde, aber dass das, was da auf mich zukam, doch so viel Zeitaufwand mit sich brachte, hatte ich nun wirklich nicht geahnt. Eine besondere Problematik bildeten auch die Analysen. Ich wollte zunächst die Entwicklung des Charakters der Frau in Asien analysieren, also warum sich die Charaktere in dem Theaterstück (und natürlich auch in der Kurzgeschichte) gegeneinander so verhalten - sie sind Freundinnen, aber siezen sich teilweise; kaufen neue Perlen, um einen schlechten Ruf unter den anderen Damen und in der Gesellschaft zu vermeiden; spielen sich gegenseitig untereinander aus - aber zu diesem Thema passende Quellen zu finden erwies sich als so gut wie unmöglich.
Als wir fünf, die wir die Facharbeit im Deutsch LK geschrieben haben, am Mittwoch, den 01.03.2006, dann zur Universitätsbibliothek Münster gefahren sind, habe ich ein Buch über das fernöstliche Theater, also auch teilweise das japanische Theater, gefunden und damit eine neue Möglichkeit entdeckt, mein Theaterstück noch weiter zu verfeinern und die Entwicklung des japanischen Theaters zu beschreiben. Da allerdings der Text, den ich mir aus dem Buch kopiert habe, viele der japanisch-theatralischen Fachausdrücke enthielt, musste ich diese auch aus dem Internet heraussuchen - eine weitere Aufgabe, mit der ich nicht gerechnet hatte. Alles in allem habe ich viele weitere, indirekte Aufgaben hinzuziehen müssen, um meine Facharbeit so verständlich wie möglich zu halten - gerade auch die Ausdrücke aus der fernöstlichen Kultur, mit denen wir Europäer nicht vertraut sind, haben weitere Schwierigkeiten verursacht, die am Anfang der Facharbeit gar nicht zu erwarten waren. Zum Beispiel fand ich einige Begriffe nur auf englischen Internetseiten, die ich dann übersetzen musste, was weitere Zeit in Anspruch nahm.
Schülern, die auch über etwas aus der fernöstlichen Kultur eine Facharbeit schreiben möchten, kann ich teilweise davon nur abraten, schon alleine wegen der asiatischen Fachausdrücke, die jedes Mal erklärt werden müssen. Ich persönlich würde mir bei der nächsten Facharbeit zwar wieder eine Kurzgeschichte aussuchen und ein Theaterstück darüber schreiben, weil ich größtenteils wirklich Spaß daran gefunden habe, aber dann eine aus dem europäischen oder amerikanischen Raum. Quellenverzeichnis Originalgeschichte "Die Perle" von Yukio Mishima "89 Autoren erzählen DIE SCHÖNSTEN KURZGESCHICHTEN AUS ALLER WELT", ein Reader's Digest Buch, Band 1. Verlag DAS BESTE Stuttgart - Zürich - Wien, 2. Auflage von 1976 Die Entwicklung des japanischen Theaters "Fernöstliches Theater", Hrsg. Heinz Kindermann, Bearb.
Paul Thieme. Kröners Taschenbuchausgabe, Band 353. Ausschnitt aus dem Thema "Das japanische Theater", Unterthema "Die Voraussetzungen für ein modernes Theater in Japan", S. 485-516. Stuttgart 1966 Libretto https://www.uni-protokolle.
de/Lexikon/Libretto.html Kabuki https://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Kabuki.html Seppuku/Harakiri https://de.wikipedia.
org/wiki/Harakiri Theatertheorie Brecht https://www.teachsam.de/deutsch/d_literatur/d_aut/bre/bre_sonst/bre_theatheo/bre_theatheo_txt_1.htm Theateraufbau/-fragen https://www.lehrerfortbildung-bw.de/faecher/deutsch/projekte/dramatik/kabale/theater/ Yukio Mishima https://www.
muenster.de/~taucher/lyrik/lyrik3.htm https://www.theater-mirrors.de/mishima.htm https://www.
uni-protokolle.de/Lexikon/Yukio_Mishima.html https://www.vill.yamanakako.yamanashi.
jp/bungaku/mishima/index-e.html https://www.vill.yamanakako.yamanashi.jp/bungaku/mishima/museum/museum_e.
html Bilder https://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/0099284790/qid=1139134241/sr=8-6/ref=sr_8_xs_ap_i6_xgl/028-0077261-4763700 Shôgun https://de.wikipedia.org/wiki/Sh%C5%8Dgun Feudalismus https://de.wikipedia.
org/wiki/Feudalismus Meiji-Restauration https://de.wikipedia.org/wiki/Meiji-Restauration Nô-Theater https://de.wikipedia.org/wiki/Theatergeschichte_in_Asien Shintoismus https://de.wikipedia.
org/wiki/Shintoismus weitere Hilfsmittel: "Duden - Die deutsche Rechtschreibung", Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, Mannheim 2004, 23. Auflage, Band 1 https://www.woerterbuch.info Synonyme Erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen als die im Quellenverzeichnis angegebenen Hilfsmittel verwendet habe.
Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken bzw. Medien als solche kenntlich gemacht habe. Die Quellen der in den Fußnoten erklärten Bedeutungen etc. sind alle im Quellenverzeichnis angegeben. _____________________________ ____________________________ Ort, Datum Unterschrift Anhang Die Perle von Yukio Mishima Frau Sasaki wollte von ihrem Geburtstag am 10. Dezember sowenig Aufhebens wie möglich machen und hatte daher nur vier gute Freundinnen zum Nachmittagstee eingeladen: die Damen Yamamoto, Matsumura, Azuma und Kasuga, alle genauso alt wie die Gastgeberin - dreiundvierzig Jahre.
Ihre Devise lautet "Verschweige dein Alter", und Frau Sasaki durfte sicher sein, dass kein Außenstehender erfahren würde, wie viele Kerzen auf ihrer Geburtstagstorte brannten. Bei der Auswahl der Gäste hatte sie also wieder einmal kluge Vorsicht bewiesen. An diesem Tag trug Frau Sasaki einen Ring mit einer Perle, denn sie fand, Diamanten seien bei einer Damengesellschaft fehl am Platze. Außerdem passte die Perle in der Farbe ausgezeichnet zu ihrem neuen Kleid. Während die Gäste miteinander plauderten, ging Frau Sasaki zu dem großen Tisch hinüber und beugte sich über die Torte, um sie genau zu betrachten. Plötzlich löste sich die Perle aus dem Ring - sie hatte schon immer ein wenig locker in der Fassung gesessen - und rollte über den Tisch.
Ausgerechnet am Geburtstag! Das war kein gutes Zeichen, und Frau Sasaki wollte vermeiden, dass irgendjemand diesen Zwischenfall bemerkte. So ließ sie die Perle einfach neben der großen Tortenplatte liegen und beschloss, sich später darum zu kümmern. Rings um den Kuchen waren Teller, Gabeln und Papierservietten für die fünf Damen bereitgestellt, und bei diesem Anblick tauchte für Frau Sasaki ein neues Problem auf: Wenn sie die Torte anschnitt, würde jeder den Ring mit der leeren Fassung sehen. Das durfte nicht sein, der Ring musste verschwinden. Sie streifte ihn heimlich vom Finger und schob ihn blitzschnell, ohne sich umzudrehen, in eine kleine Wandnische, die sich hinter ihr befand. Bald war eine angeregte Unterhaltung im Gange.
Frau Sasaki nahm die liebevoll ausgesuchten Geschenke der Damen entgegen, und in ihrer freudigen Überraschung vergaß die das Malheur mit der Perle. Nun wurde es Zeit für die übliche Zeremonie: Die Kerzen auf der Torte mussten angezündet und von dem Geburtstagskind ausgeblasen werden. Alle Damen standen aufgeregt um den Tisch herum und beteiligten sich an der mühseligen Aufgabe, dreiundvierzig Kerzen anzuzünden. Frau Sasaki verfügte natürlich nicht über die Lungenkraft, alle Kerzen auf einmal auszupusten, und sie wirkte in ihrer Hilflosigkeit so rührend komisch, dass sich die anderen vor Lachen nicht halten konnten. Das Verteilen des Kuchens sollte so vor sich gehen, dass Frau Sasaki nach dem ersten kühnen Schnitt ihre Gäste mit einem Stück in der jeweils gewünschten Dicke versorgte, worauf jede Dame mit dem Tellerchen zu ihrem Platz zurückkehrte. Da sich alle zugleich um den Tisch drängten und die Teller hinstreckten, um bedient zu werden, entstand ein erhebliches Durcheinander.
Die Torte war mit Marzipanrosen und vielen silbern gefärbten Zuckerkügelchen garniert. In dem allgemeinen Hin und Her ließ es sich nicht vermeiden, dass Kuchenkrümel, rosa Bröckchen und eine Anzahl von Silberkügelchen über das weiße Tischtuch verstreut wurden. Einige Damen beförderten diese süßen Abfälle auf ihre Teller oder steckten sie gleich in den Mund. Schließlich hatten sich alle wieder gesetzt und verzehrten unter Lachen und Schwatzen ihren Kuchen. Es war keine selbstgebackene Torte; sie stammte von einem erstklassigen Konditor, und die Damen bezeichneten sie einstimmig als sehr wohlschmeckend. Frau Sasaki strahlte vor Glück.
Plötzlich aber, als ihr die Perle einfiel, die sie noch immer nicht an sich genommen hatte, durchzuckte sie ein leiser Schreck. Sie erhob sich und schlenderte so ungezwungen wie möglich zum Tisch hinüber. Die Perle lag nicht mehr dort, wo sie vorhin gelegen hatte, und Frau Sasaki, die höchst ungern etwas verlor, begann sogleich und ohne an ihre Gäste zu denken, auf dem Tischtuch herumzutasten. Ihre Bewegungen hatten etwas so Verkrampftes, dass die anderen aufmerksam wurden. "Suchen Sie etwas?" fragte jemand. "Nein, nein, ich will nur.
.. Da war eine Perle...", murmelte Frau Sasaki, und ehe sie sich's versah, waren ihr die Damen, eine nach der anderen, zum Tisch gefolgt, wo sie ebenfalls suchend herumtasteten.
In Frau Azumas Augen war alles unbeschreiblich würdelos. Wie konnte sich die Gastgeberin derart gehen lassen, noch dazu um einer einzigen Perle willen? Irgendwie musste die Situation gerettet werden, und so fasste Frau Azuma einen heroischen Entschluss. "Du meine Güte", rief sie lachend, "dann war das, was ich eben gegessen habe, kein Zuckerkügelchen, sondern eine Perle! Als ich meinen Kuchen bekam, sah ich so ein silbernes Ding auf dem Tischtuch liegen, steckte es ganz gedankenlos in den Mund und schluckte es hinunter. Ich wunderte mich noch, weil ich so ein merkwürdiges Gefühl in der Kehle hatte. Ja, wenn es sich um einen Diamanten oder einen anderen kostbaren Stein handelte, würde ich mich natürlich sofort operieren lassen, aber eine Perle - da kann ich nicht weiter tun als vielmals um Entschuldigung bitten." Dieses Geständnis beruhigte die Gemüter und ersparte es vor allem der Gastgeberin, insgeheim eine ihrer Freundinnen verdächtigen zu müssen.
Niemand kam auf die Idee, dass Frau Azuma nicht die Wahrheit gesprochen haben könnte. Frau Sasaki nahm ein Silberkügelchen von der Torte und steckte es in den Mund. "Mm", machte sie, "schmeckt genau wie eine Perle." So wurde dieser kleine Zwischenfall unter allgemeinem Gelächter in den Schmelztiegel gutmütiger Neckerei geworfen, wo er sich alsbald auflöste. Auf dem Heimweg nahm Frau Azuma in ihrem Zweisitzer Frau Kasuga mit, denn die beiden Frauen waren Nachbarinnen und obendrein eng befreundet. Der Wagen hatte sich kaum in Bewegung gesetzt, als Frau Azuma sagte: "Na, gib's schon zu.
Du hast die Perle verschluckt, nicht wahr? Ich habe die Schuld ja nur auf mich genommen, weil ich dich decken wollte." Frau Azumas Ton war rau, aber herzlich; sie meinte es gewiss nicht böse. Trotzdem war Frau Kasuga sehr empört über die falsche Beschuldigung. Sie, ausgerechnet sie sollte eine Perle für ein Zuckerkügelchen gehalten und hinuntergeschluckt haben? Jeder - oder zumindest Frau Azuma - musste doch wissen, wie heikel sie in ihren Essgewohnheiten war. Sie brauchte nur ein einziges Haar auf ihrem Teller zu finden, schon blieb ihr der Bissen im Halse stecken. "Ich bitte dich!" protestierte die schüchterne Frau Kasuga mit versagender Stimme und starrte ihre Freundin fassungslos an.
"So etwas kann mir einfach nicht passieren." "Meine Liebe, du brauchst dich nicht zu verstellen. Ich habe gleich Bescheid gewusst, als ich sah, wie du plötzlich blass wurdest." Frau Azumas freimütiges Geständnis auf der Geburtstagsfeier hatte den Frieden also nur vorübergehend wiederhergestellt. Während Frau Kasuga überlegte, wie sie ihre Unschuld am besten beweisen könne, wurde sie gleichzeitig von der Befürchtung gequält, dass sie irgendwo in ihren Eingeweiden eine Perle mit sich herumtrage. So unwahrscheinlich es war, dass sie eine Perle mit einer Zuckerkugel verwechselt haben sollte, sie musste immerhin zugeben, dass es in all dem Trubel zumindest möglich gewesen wäre.
Sie konnte sich zwar beim besten Willen nicht daran erinnern, etwas Rundes vom Tischtuch genommen und in den Mund gesteckt zu haben, aber vielleicht hatte sie es rein mechanisch getan, und dann war es kein Wunder, wenn sie nichts mehr davon wusste. Ein Gedanke, der plötzlich in Frau Kasugas Kopf auftauchte, ließ sie vor Schreck und Scham dunkelrot werden. Ihr war eingefallen, dass eine Perle, die sich in den Magen eines Lebewesens verirrt, mit ziemlicher Sicherheit nach ein, zwei Tagen wieder zum Vorschein kommt, unversehrt, höchstens durch Magensäfte ein wenig in ihrem Glanz getrübt. Und dieser Gedanke zog eine Erkenntnis nach sich: Zweifellos hatte auch Frau Azuma die peinliche Möglichkeit ins Auge gefasst und sich schleunigst aus der Affäre gezogen, indem sie behauptete, sie habe die Schuld nur auf sich genommen, um ihre Freundin zu schützen. Frau Yamamoto und Frau Matsumura, die nicht weit voneinander entfernt wohnten, befanden sich inzwischen in einem Taxi auf dem Heimweg. Nach einigen Minuten öffnete Frau Matsumura ihre Handtasche, um ihr Make-up aufzufrischen.
Über all der Aufregung hatte sie das bisher völlig vergessen. Beim Wegstecken der Puderdose bemerkte sie, dass auf dem Boden der Tasche etwas Glänzendes lag. Was konnte das sein? Frau Matsumura fischte den Gegenstand mit den Fingersitzen heraus und stellte zu ihrem Erstaunen fest, dass es eine Perle war. Mühsam unterdrückte sie einen Ausruf der Überraschung. Ihre Beziehungen zu Frau Yamamoto waren nicht gerade herzlich, und sie legte keinen Wert darauf, ihr von diesem Fund zu erzählen, der sie unweigerlich in falschen Verdacht bringen musste. Zum Glück schaute Frau Yamamoto aus dem Wagenfenster und schien nicht bemerkt zu haben.
Die unvermutete Entdeckung hatte Frau Matsumura so aus dem Gleichgewicht gebracht, dass sie gar nicht überlegte, wie die Perle in ihre Tasche geraten sein könnte, sondern sich sofort mit der Frage beschäftigte, was mit dem Fundstück geschehen sollte. Die Antwort fiel ihr nicht schwer: Natürlich musste sie die Perle unverzüglich zurückgeben. Ebenso klar aber war, dass ihre Begleiterin, Frau Yamamoto, nicht von alledem erfahren durfte. Dank Frau Azumas Selbstlosigkeit war die Affäre ja befriedigend beigelegt worden; wozu also sollte man neue Verwirrung stiften? Frau Matsumura hatte das Gefühl, sie könne keine Sekunde länger in diesem Taxi bleiben. Unter dem Vorwand, sie habe einer kranken Verwandten versprochen, sie auf dem Heimweg zu besuchen, ließ sie sich in einem ruhigen Wohnviertel absetzen, durch das sie gerade fuhren. Frau Yamamoto sah ihr nach, ein wenig erstaunt über diese Reaktion über den Streich, den sie Frau Matsumura gespielt hatte.
Sie wusste genau, dass die andere in der Handtasche auf die Perle gestoßen war, denn in der Fensterscheibe konnte man alles so deutlich sehen wie in einem Spiegel. Bei der Geburtstagsfeier hatte Frau Yamamoto als allererste ihre Kuchenportion in Empfang genommen. Nachdem sie ein Zuckerkügelchen vom Tischtuch auf ihren Teller befördert hatte, war sie - noch immer als erste - zu ihrem Platz zurückgekehrt. Als sie dort die verblüffende Entdeckung machte, dass dieses Kügelchen eine Perle war, hatte sie den boshaften Einfall gehabt, die Perle in die Handtasche ihrer Platznachbarin, Frau Matsumura, zu praktizieren, während alle anderen Damen noch am Tisch standen. Und nun hatte diese Heuchlerin mitsamt der Perle das Weite gesucht! Inzwischen hielt Frau Matsumura in einer stillen Straße vergebens Ausschau nach einem Taxi und stellte ärgerlich eine Reihe von Überlegungen an. Erstens: Sosehr es sie drängte, ihr Gewissen zu erleichtern und die Perle zurückzugeben - war es denn ratsam, die ganze Geschichte wieder aufzurühren, nachdem Frau Azuma durch ihr Geständnis alles so schön in Ordnung gebracht hatte? Und wäre es nicht schrecklich, wenn sie selbst, Frau Matsumura, des Diebstahls verdächtigt würde, weil sie ja nicht erklären konnte, wie die Perle in ihre Tasche geraten war? Zweitens (und unabhängig von diesen Überlegungen): Wenn sie die Perle nicht schleunigst zurückgab, konnte sie es überhaupt nicht mehr tun.
Denn schon morgen (bei diesem Gedanken errötete Frau Matsumura), schon morgen würde man beim Anblick der Perle höchst widerwärtige Schlüsse ziehen. Auch Frau Azuma hatte je etwas Derartiges angedeutet. Plötzlich hatte Frau Matsumura eine glänzende Idee, wie sie sich von allen Gewissensqualen befreien könnte und gleichzeitig in Frau Sasakis Augen über jeden Verdacht erhaben wäre. Sie beschleunigte ihren Schritt und erreichte bald eine verhältnismäßig belebte Straße, wo sie ein Taxi anhielt und dem Chauffeur auftrug, sie zu einem bestimmten, sehr bekannten Perlengeschäft in der Ginza zu fahren. Dort angekommen, zeigte sie dem Verkäufer die Perle und sagte, die brauche eine Perle, die so ähnlich aussehe, aber ein wenig größer und von besserer Qualität sei. Nachdem sie ihren Einkauf getätigt hatte, nahm sie wieder ein Taxi und fuhr zu Frau Sasaki.
Und dies war ihr Plan: Sie wollte Frau Sasaki die soeben gekaufte Perle geben und behaupten, sie hätte sie in ihrer Jackentasche gefunden. Frau Sasaki würde die Perle nehmen und später versuchen, sie in den Ring zu setzen. Der Versuch musste natürlich misslingen, denn die Perle war ja größer als die verlorene. Wenn Frau Sasaki daraufhin erklärte, diese Perle sei ganz gewiss nicht ihr Eigentum, würde ihr Frau Matsumura bedeuten, dass sie mit der Sache nichts mehr zu tun haben wolle. Dann musste sich Frau Sasaki zwangsläufig sagen: Frau Matsumura hat offenbar eine der anderen Damen beim Diebstahl der Perle beobachtet und will die Betreffende schützen. Vielleicht ist es also das Beste, die Perle zu behalten und nicht mehr darüber zu reden.
Jedenfalls weiß ich nun mit Sicherheit, dass von meinen vier Gästen zumindest Frau Matsumura frei von Schuld ist. Denn wer hat schon einmal gehört, dass ein Dieb etwas stiehlt und dann einen ähnlichen, aber wertvolleren Gegenstand zurückgibt? Auf diese Weise hoffte Frau Matsumura, nicht in falschen Verdacht zu geraten und sich gleichzeitig - durch ein geringfügiges finanzielles Opfer - von ihrem Gewissenbissen zu befreien. Was Frau Kasuga betraf, so kam sie einfach nicht über Frau Azumas grausame Worte hinweg. Sie wusste, wenn sie die Beschuldigungen der Freundin entkräften wollte, musste sie unverzüglich handeln - schon morgen würde es zu spät sein. Mit anderen Worten: Um einwandfrei beweisen zu können, dass sie die Perle nicht verschluckt hatte, musste sie das Corpus Delicti irgendwie herbeischaffen, und zwar sofort, denn sie durfte sich nicht dem peinlichen Verdacht aussetzen, die Perle sei auf dem Weg durch den Magen wieder zum Vorschein gekommen. Frau Kasuga war eine zaghafte Natur, aber jetzt wurde sie plötzlich von Mut und wildem Tatendrang gepackt.
Sie verließ ihre Wohnung, eilte in die Ginza und kaufte dort eine Perle, die ihrer Schätzung nach die gleiche Größe hatte wie die Silberkügelchen auf der Geburtstagstorte. Dann rief sie Frau Azuma an und sagte, sie habe die Perle gefunden, und zwar in den Falten ihrer Gürtelschleife. Natürlich wolle sie Frau Sasaki ihr Eigentum so bald wie möglich zurückbringe, aber wie wage nicht, allein hinzugehen, denn die ganze Sache sei ihr so schrecklich unangenehm. Ob sie Frau Azuma wohl bitten dürfe, sie zu begleiten. Frau Azuma fand insgeheim, die Geschichte klinge recht unwahrscheinlich, doch da sie ihrer Freundin die Bitte nicht abschlagen mochte, erklärte sie sich bereit mitzugehen. Frau Sasaki nahm die Perle an, die Frau Matsumura ihr brachte, und als es ihr nicht gelang, sie in den Ring zu setzen, dachte sie genau das, was sie nach Frau Matsumuras Wunsch und Willen denken sollte.
Wie groß war ihre Überraschung, als etwa eine Stunde später Frau Kasuga, begleitet von Frau Azuma, bei ihr erschien, um ihr ebenfalls eine Perle zu überreichen. Frau Sasaki war nahe daran, von Frau Matsumuras Besuch zu erzählen, besann sich jedoch eines Besseren und nahm die Perle so unbefangen wie irgend möglich entgegen. Die wird bestimmt in den Ring passen, dachte sie, und sobald sich die beiden Damen entfernt hatten, probierte sie es. Aber siehe da, die Perle war zu klein und fiel immer wieder aus der Fassung heraus. Frau Sasaki war so verblüfft, dass es ihr die Sprache verschlug. Unterdessen fuhren die beiden Freundinnen schweigend nach Hause.
Im Allgemeinen waren sie nie um ein Gesprächsthema verlegen, diesmal wusste jedoch keine, was die andere dachte, und das bedrückte sie. Frau Azuma war ganz sicher, dass sie die Perle nicht verschluckt hatte, denn sie hielt es für ausgeschlossen, dass sie irgendetwas unwissentlich tun könnte. Sie hatte sich auf der Geburtstagsfeier nur deshalb schuldig bekannt, weil sie die Situation retten und den anderen Damen - genauer gesagt, ihrer Freundin, die so aufgeregt und ängstlich dreinschaute - eine große Verlegenheit ersparen wollte. Aber was sollte sie jetzt von Frau Kasugas eigenartigem Benehmen halten, von ihrem Wunsch, nicht allein zu Frau Sasaki zu gehen, um die Perle zurückzugeben? Vielleicht, sagte sich Frau Azuma, habe ich mit meinen Behauptungen ins Schwarze getroffen und die Ärmste so in die Enge getrieben, dass sich ihr spontaner Drang, zu stehlen, in eine ernste geistige Störung verwandelt hat. Frau Kasuga wiederum sah die Sache so an: Höchstwahrscheinlich hatte Frau Azuma die Perle verschluckt und sich auf der Geburtstagsfeier zu Recht bezichtigt. In diesem Fall war es unverzeihlich, dass sie Frau Kasuga auf dem Heimweg so grausam gequält, ihr die Schuld zugeschoben und sie derart eingeschüchtert hatte, dass sie ihre Zuflucht zu dieser kleinen, aber ziemlich kostspieligen Komödie nehmen musste.
Und war es nicht sehr hässlich von Frau Azuma, nicht einmal zu gestehen, dass niemand anders als sie die Perle verschluckt hatte? Dies waren Frau Kasugas Gedankengänge, und sie sagte sich, dass sie, die sich so viel Müh gab, ihre Rolle überzeugend zu spielen, der wahren Schuldigen als eine lächerliche, drittklassige Komödiantin erscheinen müsse. Und Frau Matsumura? Sie fühlte sich beträchtlich wohler, nachdem sie Frau Sasaki die in der Ginza gekaufte Perle überreicht hatte. Auf dem Nachhauseweg kam ihr der Einfall, sich in allen Einzelheiten zu vergegenwärtigen, wie sie sich auf der Geburtstagsfeier verhalten hatte. Als der Kuchen verteilt wurde, war sie zum Tisch gegangen und hatte ihre Handtasche auf dem Stuhl liegen lassen. Dann war sie zurückgekommen, hatte ihr Stück Torte verzehrt und dabei die Papierserviette ausgiebig benutzt. Das hieß also: Es hatte keine Notwenigkeit bestanden, ein Taschentuch aus der Handtasche zu nehmen.
Je länger sie darüber nachdachte, desto mehr festigte sich ihre Überzeugung, sie habe die Tasche zum ersten Mal an diesem Nachmittag im Taxi geöffnet, als sie sich pudern wollte. Wie aber konnte eine Perle in eine fest geschlossene Handtasche gleiten? Frau Yamamoto wusste sofort, was los war, als Frau Matsumura bei ihr erschien. Zum Glück hatte sie sich ihre Verteidigung schon zurechtgelegt. Frau Matsumura nahm sie jedoch unerwartet streng ins Kreuzverhör und war offensichtlich nicht gesonnen, sich ein X für ein U vormachen zu lassen. "Ich weiß, dass Sie es waren", sagte sie in scharfem Ton und fügte als Begründung hinzu: "Niemand außer Ihnen hätte das fertig gebracht." "Wieso denn ich?" fragte Frau Yamamoto mit kühler Gelassenheit.
"Würden Sie das bitte beweisen? Wenn Sie mir so etwas ins Gesicht sagen, werden Sie doch gewiss stichhaltige Beweise haben." Frau Matsumura erwiderte, jemand anders komme überhaupt nicht in Frage. Frau Azuma sei einer solchen Hinterlist nicht fähig; sie habe ja ihren edlen Charakter offenbart, als sie sich für die anderen opferte und die Schuld auf sich nahm. Und Frau Kasuga sei viel zu ängstlich, um sich auf eine derart riskante Sache einzulassen. "Folglich müssen Sie es gewesen sein", schloss sie. Frau Yamamoto erwiderte nichts.
Sie presste die Lippen fest zusammen und blickte starr auf die Perle, die vor ihr auf dem Tisch lag. In ihrer A |