Daß Die ägyptische Hieroglyphenschrift und die mesopotamische Keilschrift Mischsysteme aus Laut- und Begriffszeichen darstellen Aus dem Bedürfnis der Nachrichtenübermittlung und der Speicherung von Daten und Fak¬ten ergab sich im Alten Orient die Erfindung der Schrift. Die eigentliche Leistung bestand dabei nicht etwa darin, daß die Ägypter und Sumerer Dinge, Tiere und Menschen bildlich dar¬stell¬ten (das hatten viele tausend Jahre zuvor auch schon die Men¬schen der Altsteinzeit getan), sondern darin, daß sie viele ge¬eignete Zei¬chen nicht nur als Träger des darge¬stell¬ten Be¬griffs (Begriffszeichen, Ideo¬gramme), sondern als Träger der entsprechenden Laut¬kombinati¬on, als Lautzeichen, Phonogramme, ver¬wendeten. Die ägyptische Hieroglyphen¬schrift und die meso¬potamische Keilschrift stellen damit Mischsy¬steme aus Laut- und Begriffszei¬chen dar.
Was die Besonderheiten der Hieroglyphenschrift sind Das Altägyptische gehört der Familie der hamitose¬miti¬schen Sprachen an, in denen den Voka¬len nur sehr unterge¬ordnete Bedeu¬tung zukommt. Die Ägypter ver¬standen da¬her die Vokale nur als "Färbung" der sie umgeben¬den Konsonanten. Das Zeichen men (Brettspiel) z.B. konn¬te nun auch für die Kon¬so¬nantenkombination m+n stehen, das Zeichen wen (Hase) für w+n, das Zeichen pe (Sitz) für den Konsonanten p.
Etwas mehr als 150 der insgesamt ca. 750 Zeichen um¬fassenden ägyptischen Hierogly¬phen¬schrift sind solche Laut¬zeichen. Die Lautzeichen (Phonogramme) wurden ursprüng¬lich den Begriffszeichen (Ideogrammen) beigegeben, um Mißverständnisse bei der Lesung auszu¬schließen. Ferner fügte man jenen Zeichen, die für zwei oder drei Konsonanten standen, noch ein oder zwei Einkonso¬nan¬tenzeichen hinzu, die ebenfalls nicht gelesen werden dürfen, sondern nur die Eindeutigkeit der Lesung sicherstellen sol¬len.
Etwa 100 von den Symbolen der Hieroglyphenschrift sind sogenannte Determinative. Das sind Deutzeichen, die - ans Ende eines Worts gesetzt - insbeson¬dere bei gleichlautenden Begriffen Eindeutigkeit her¬stellen sollen. So zum Beispiel ist die Grundbedeutung der Kon¬son¬antenkombi¬nation n+f+r "gut". Mit dem Determinativ "sitzende weibliche Person" versehen bedeutet diese Konso¬nan¬tenkombination "junges Mäd¬chen".
Die Hieroglyphenschrift kann von links nach rechts, von rechts nach links oder von oben nach unten geschrieben sein. Schriftzeichen, die Menschen oder Tiere darstellen. blicken immer zum An¬fang der Zeile.
Für den alltäglichen Ge¬brauch wurden Kursivschriften entwickelt (Hieratisch und De¬moti¬sch).
Im Jahre 1799 fand ein Of¬fizier der französischen Expe¬ditionsarmee nahe einer Ort¬schaft im Nildelta namens La Rosette einen Stein aus ptole¬mäischer Zeit (196 v.) mit hie¬rogly¬phischer, demoti¬scher und griechischer Inschrift, an Hand dessen der französische Ägypto¬loge Champollion die Hierogly¬phenschrift entziffern konnte.
Was die Besonderheiten der Keilschrift sind Als Sy¬steme sind Keil¬schrift und Hieroglyphenschrift gut miteinander vergleichbar, wenn sie sich auch in den gra¬phischen Formen sehr stark un¬terscheiden. Der Unterschied zwi¬schen beiden ist hauptsäch¬lich darin zu sehen, daß die Lautzeichen (Phonogramme) der sumeri¬schen Keilschrift immer Silben, die Vokale enthalten, oder Vokale darstellen. Einzelne Konso¬nanten kommen nicht vor.
Babylonier und Assyrer übernahmen die Keilschrift und paßten sie den Erfor¬der¬nis¬sen semitscher Spra¬chen an. Ein berühmtes Beispiel für die babylonische Keil¬schrift ist die Ge¬set¬zesstele des Hammurabi.
Wie die Phönizier nurmehr Konsonantenzeichen verwendeten und die Schrift damit zum Alphabet vereinfachten Die Phönizier vereinfachten die ägypti¬sche Hierogly¬phenschrift zum Konsonantenal¬phabet mit nur 22 Zeichen. Das älteste Doku¬ment der phönizi¬schen Konsonan¬ten¬schrift stammt aus dem 17. oder 16. Jahrhundert.
Die Griechen übernehmen das phönizische Alphabet. Die älteste griechische Inschrift stammt aus der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts v.. Die Grie¬chen ergänzten das semitische Kon¬sonantenal¬phabet durch Vo¬kale, indem sie die Zeichen für typisch semitische Konsonanten, die das der indo¬germanischen Sprachfamilie angehörende Griechisch nicht kennt, umin¬terpre¬tier¬ten. Sie taten damit den letzten Schritt zur Ent¬wicklung der vollständigen Lautschrift.
Letztlich haben alle Al¬phabete ihren Ursprung im phö¬nizischen Alphabet.
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