Der Ratte wird ein sehr dünner Katheter in eine Ader gelegt. Aus praktischen Gründen wählen die Forscher ein Blutgefäß am Nacken. Durch diesen Schlauch wird Nikotin in die Blutbahn gespritzt. Sobald die Ratte ihre Schnauze in das rechte Loch [von zwei Löchern] steckt, bekommt sie eine Dosis Nikotin eingespritzt. Wiederholt sie das freiwillig immer wieder, dann bedeutet das, daß sie die Droge braucht, daß sie abhängig ist. Auf Heroin und Kokain reagieren die Versuchstiere mit starkem Suchtverhalten, auf Kaffee dagegen kaum. Der Effekt von Nikotin liegt irgendwo dazwischen.
Der Punkt ist nun: die Tabakindustrie hat solche Rattenversuche nachweislich schon 1980 durchgeführt, die Ergebnisse allerdings verschwanden in der Schublade. Bei Philip Morris wurde das entsprechende Labor 1983 sogar geschlossen, die Wissenschaftler wurden entlassen. Der Leiter dieses Labors arbeitet inzwischen im Staatsdienst als Psychologe. Jetzt hat er das Schweigen um die damaligen Versuchsergebnisse gebrochen. Victor DeNoble hatte als einer der ersten nachgewiesen, daß Nikotin tatsächlich abhängig macht. Und das war nicht einfach.
\"Erst haben wir wie bei Versuchen mit Heroin oder Morphium große Mengen Nikotin in die Vene gespritzt. Mit Nikotin aber hat das leider nicht funktioniert. In der Cafeteria von Philip Morris sah ich dann, daß die Raucher sich durch wiederholtes Inhalieren Nikotin in Schüben zuführen. Kam es vielleicht auf die Art und Weise der Nikotingabe an? Wir legten unsere Nikotinspritzen beiseite und versuchten es mit einer Pumpe, die den Ratten regelmäßig kleine Nikotinmengen injizierte, und von da an liefen die Versuche sehr erfolgreich.\" [Dr. Victor DeNoble, Verhaltenspsychologe]
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