Daß ausgerechnet die erst von Karl unterworfenen Sachsen da¬nach die deutschen Könige stellten Drei Jahrzehnte später, im Jahre 843, wurde in Verdun das Karolingische Reich in drei Teile auf¬geteilt, wenn auch seine Einheit formal als weiterbestehend anerkannt wurde.
Ausgangspunkt für die Entwicklung zu einem selbständigen deutschen Staat wurde das ostfränkische Reich. Bis zur Konsolidierung eines eigentlichen deutschen Staates sollten freilich noch mehr als sieben Jahrzehnte vergehen, in denen das Reich in kleine König¬reiche und Adelsherrschaften auseinanderzufallen drohte. Im Jahre 919 wurde aber Herzog Heinrich von Sachsen von den sächsischen und einem Teil der fränkischen Feudalherren zum König gewählt.
Daß die deutschen Könige die Kirchenorganisation zur Aus¬übung der Macht benutzten, deshalb auch gerne den Papst von sich ab¬hängig machen wollten und überhaupt gerne nach Italien zogen Daß ein relativ starkes Königtum an der Spitze des deutschen Staates fortbestand, hat seine Ursache nicht zuletzt in der Existenz eines mit diesem Königtum verbundenen relativ stabilen Organs: der Reichskirche. Gerade das aber mußte in der Folgezeit Auseinandersetzun¬gen zwischen Papsttum und Königtum In dem Versuch, den Einfluß des deutschen Königtums auf die Kirche dadurch zu si¬chern, daß auch der Papst in seine Abhängigkeit gebracht wurde, können wir eine der Wurzeln der Itali¬enpolitik erkennen, die um die Mitte des 10. Jahrhunderts unter Otto I. (936-973) be¬gann. Eine der Wurzeln, aber nicht die einzige: Zugleich spielte das Streben, die reichen oberi¬talienischen Handelsstädte auszuplündern, eine Rolle, und da auch die süddeutschen Herzog¬tümer sich deshalb in Italien festsetzen wollten, versuchten die Könige, das Erstarken der Par¬tikulargewalt dadurch zu verhindern, daß sie sie von dort verdrängten und selbst Einfluß auf Ober- und Mittelitalien zu gewinnen suchten.
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