1885 veröffentlichte der französische Neurologe Gilles de la Tourette seine Studien über eine mitunter schon im frühen Kindesalter beginnende neuropsychiatrische Erkrankung. Unter seinem Namen wurde dieses Krankheitsbild in der ganzen Welt bekannt.
Das Tourette-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die durch einen Überschuss an nervlicher Energie gekennzeichnet ist und deren Symptom Ticstörungen sind. Es findet seinen Ausdruck im Auftreten von multiplen motorischen Tics und zumindest einem vokalen Tic. und liegt außerdem erst dann vor, wenn die Tics länger als zwölf Monate andauern.
Bei den motorischen Tics handelt es sich um unwillkürliche, rasche, meistens plötzlich einschießende Bewegungen, die immer wieder in gleicher Weise einzeln oder auch serienartig auftreten können.
In dem Erscheinungsbild zeigt sich häufig eine Mischung zwischen Muskelkrämpfen und Muskelzuckungen.
Die vokalen Tics äußern sich im Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten bis hin zu Wörtern und Sätzen, auf die die Betroffenen sehr wenig Einfluss nehmen können.
Die beschriebenen motorischen und vokalen Tics können hinsichtlich Ihrer Anzahl, Ausprägung und Lokalisation auch in einem periodischen Wechsel auftreten. Außerdem findet sich bei TS-Betroffenen auch häufig die Tendenz zu Depressionen und Zwangserkrankungen.
Das Tourette-Syndrom kann in schwach ausgeprägter Form auftreten, kann sich aber auch in erschreckend grotesker und heftiger Weise äußern.
Es ist durch eine Erregung der Emotionen und Leidenschaften sowie durch eine Turbulenz der ursprünglichsten, instinktgesteuerten Grundlagen des Verhalten charakterisiert.
In seiner ausgeprägtesten Form erfasst es alle Teile unseres affektiven, instinktiven und imaginativen Lebens, das heißt es beeinflusst das Denken, Fühlen und Wollen der Betroffenen. In seinen weniger ausgeprägten und wohl verbreiteteren Formen kommt es nur zu abnormen Bewegungen und Impulshandlungen, die trotzdem etwas Befremdliches haben.
Die Beziehung zwischen Gehirnfunktion und Verhalten beim TS versucht man allerdings noch weiter zu erforschen. Dazu werden die modernen bildgebenden Verfahren wie Kernspintomographie und topographische Analyse der elektrischen Hirnaktivität genutzt. Auch untersucht man Gehirne verstorbener TS-Patienten.
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