Die Glottis kann verschiedene Stellungen annehmen, von welchen die oben beschriebene Stimmhaftigkeit beim Phonationsvorgang nur eine ist. Folgende Glottisaktivitäten können unterschieden werden.
Stimmlosigkeit
Die Stimmlippen bilden eine Öffnung (sowohl der muskulöse und der knorpelige Teil) und vibrieren nicht. Der Luft strömt in sehr kleinen Mengen durch die Glottis oder es ist kein Luftstrom vorhanden. Beispiele für so gebildete Sprachlaute: nicht aspirierte Plosive, stimmlose Frikative, entsonorisierte Vokale und Nasale.
Abb.2 Glottisstellung bei stimmlosen Lauten, nach Pétursson, Neppert, S. 73
Stimmhaftigkeit
Die Glottis ist in ihrer ganzen Länge verschlossen, der muskulöse und der knorpelige Teil der Stimmlippen vibrieren. Als Beispiel können alle stimmhaften Laute dienen.
Abb.2 Glottisstellung bei stimmhaften Lauten, nach Pétursson, Neppert, S. 74
Aspiration
Die wie bei Stimmlosigkeit geöffneten Stimmlippen bewegen sich so, daß die Stimmritze langsam verschlossen wird. Während dieser mit dem Lösen des Verschlußes im Mundraum koordinierten Bewegung ist ein Hauchlaut hörbar. Beispiele: aspirierte Verschlußlaute.
Abb.3 Glottisbewegung im zeitlichen Verlauf beim Erzeugen der Aspiration, nach Pétursson, Neppert, S. 74
Murmelstimme (behauchte Stimme):
Der muskulöse Teil der Stimmlippen vibriert aber durch den offenen knorpeligen Teil entweicht eine große Luftmenge. Behauchte Stimme kann auch erzeugt werden, wenn der muskulöse Teil mehr oder weniger offen bleibt, wobei die Stimmlippen ohne Berührung vibrieren. In der Medizin gilt ständige Präsenz von Murmelstimme beim Sprecher als pathologisch. Beispiele für behauchte Sprachlaute in engl. ahead, behind.
Abb.4 Schematische Darstellung der Glottis beim Erzeugen der Murmelstimme, nach Pétursson, Neppert, S. 75
Laryngalisierung (creaky voice, vocal fry)
Der knorpelige Teil der Stimmlippen ist fest verschlossen, ein Teil der muskulösen Stimmlippen ist offen und vibriert mit geringer Amplitude (40 bis 90Hz) so daß einzelne Glottisschläge wahrnehmbar sind. Pathologisch ist diese Glottisstellung als brüchige oder knarrige Stimme bekannt. Phonologisch gesehen werden in manchen Sprachen Afrikas (z.B. Hausa) mit Hilfe der Laryngalisierung Plosive voneinander unterschieden.
Glottalisierung
Ein glottaler Verschluß wird unmittelbar nach dem Lösen eines oralen Verschlußes gelöst. Beispiele: [p], [t], [k].
Flüsterstimme
Sowohl stimmhafte wie auch stimmlose Laute können geflüstert werden. Die Glottisöffnung ist bei den normal stimmhaften Lauten etwas geringer als bei den normal stimmlosen. Die Glottisöffnung und der Luftverbrauch sind relativ hoch, die geräuschhafte Anregung beim Flüstern wird entweder durch die Öffnung des knorpeligen oder des muskulösen Teils der Glottis realisiert.
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