4.1. Wildbirne (Pyrus pyraster)
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Woran erkennt man eine Wildbirne? Zunächst einmal fallen Birnbäume ganz allgemein durch ihren wohl einmaligen Habitus auf, der sich durch eine relativ schlanke aufstrebende Krone auszeichnet.
In der Wipfelregion sind die so genannten "Fruchtbogen" charakteristisch. Die ursprünglich senkrecht wachsenden Hauptäste biegen sich durch das Gewicht der Früchte immer mehr nach unten, so dass schließlich Seitenknospen das Höhenwachstum fortsetzen müssen. Und auch die sich daraus entwickelnden Wipfeltriebe erfahren dasselbe Schicksal, so dass der Wipfel aller Birnbäume aus aufeinander gestellten, überbogenen Ästen besteht (Anlage 23).
Im Unterschied zur Kulturbirne ist die Wildform in der Jugend bedornt. Viele kurze Seitenzweige enden mit einer empfindlich stechenden Spitze. Die echte Wildbirne hat nur etwa 3 cm große Früchte, die rundlich oder eiförmig sind (und daher gar nicht wie Birnen aussehen!), im Reifezustand noch einen voll entwickelten Kelch tragen und an Stielen sitzen, die fast die Fruchtlänge erreichen.
Die Blüte erfolgt in der Regel Ende April oder Anfang Mai und in jedem Falle vor dem Laubaustrieb. Die Blüten sind zwittrig und auf Fremdbestäubung von einem anderen Baum angewiesen.
Die Blätter der Wildbirne sind rundlich, höchstens 5 cm lang und fast ebenso lang gestielt, gesägt und oft am Rand bewimpert.
Der Birnbaum gehört zur Familie der Rosengewächse und darin zur Unterfamilie der Apfelfrüchtigen. Die besonders komplizierten, durch den Menschen beeinflussten genetischen Verhältnisse bei dieser Baumart haben dazu geführt, dass bis heute keine Einigkeit besteht, ob die Wildbirne als eigene Art (Pyrus communis L., Pyrus pyraster oder nur als eine Varietät (Pyrus communis L. var. Pyrater) anzusehen und von den Kulturbirnen zu unterscheiden ist.
Das Verbreitungsgebiet der Wildbirne reicht von Westeuropa bis zum Kaukasus. In Nordeuropa kommt sie nicht vor, da sie wärmebedürftig ist. Sie wird unter natürlichen Verhältnissen auf extrem trockene Standorte verdrängt und kommt daher am häufigsten an der Trockengrenze des Waldes vor, so auf basenreichen und flachgründigen, süd- oder westgerichteten Hängen im Mittelgebirgsraum. Aber auch in Auenwäldern an Rhein und Elbe ist sie von Natur aus anzutreffen. Angepflanzt werden kann sie dagegen auf den meisten Standorten, solange sie genügend Licht erhält. Nur sauer oder vernässt sollte der Boden nicht sein und auch Frostlagen sind ungeeignet. Derzeit steht die Wildbirne in verschiedenen Bundesländern auf der roten Liste gefährdeter Arten!
Die Wildbirne hat einen hohen ökologischen Nutzen, vor allem wegen ihrer für viele Insekten wichtigen Blüten und der für die Tierwelt bedeutsamen Früchte (z. B. Siebenschläfer, Marder, Dachs, Igel).
4.2. Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)
Man nennt es auch Europäisches Pfaffenhütchen, Gemeiner Spindelbaum, Hahnhoden, Hundshoden, Pfaffenkäppchen, Spillbaum oder Spindelbaum.
Der Strauch kann eine Höhe von 1,5 bis 6 Metern erreichen. Die grünen, vierkantigen Zweige färben sich im Alter grau. Die Blätter stehen gegenständig, haben eine elliptische Form mit einem fein gesägten Blattrand und können eine Länge von bis zu 10 cm, bei einer Breite von bis zu 3 cm, erreichen. Die grünen Blüten sind vierzählig und stehen in wenigblütigen Trugdolden. Als Samen entwickeln sich vierteilige, erst grüne, später rote Kapseln mit orangefarbenen umhüllten Samen. Die Blütezeit ist von Mai bis Juni, die Früchte sind von September bis Oktober zu sehen.
Das europäische Pfaffenhütchen ist in Europa und Asien heimisch und bevorzugt Waldränder, Hecken und Gebüsche. Es ist auch ein beliebter Zierstrauch und wird leider auch an Spielplätzen angepflanzt (Anlage 24).
Die ganze Pflanze, vor allem die Früchte, sind stark giftig. Man kann nach Genuss der Samen der Pflanze sterben.
Die Vergiftung zeigt ihre Zeichen erst nach einer Zeit von 8 - 16 Stunden. Die tödliche Dosis beträgt bei einem Erwachsenen 36 Samen. Bei einem Kind wurde eine schwere Vergiftung nach der Aufnahme von zwei Samen beobachtet.
4.3. Linde (tilia platyphyllos)
Die Sommerlinde ist eine wärmeliebende Baumart. Sie ist über West-, Mittel-, Süd- und Südosteuropa bis in die Ukraine, zum Kaukasus und nach Kleinasien verbreitet. Sie fehlt in Skandinavien, im westlichen und südlichen Teil der Iberischen Halbinsel, auf Sizilien und Sardinien. Auf den Britischen Inseln, in Belgien und den Niederlanden wurde sie eingebürgert.
Die Lindenblätter sind wechselständig angeordnet, kerbig gesägt, herzförmig, vorne zugespitzt, 5 bis 15 cm lang und ebenso breit. Im Kronenbereich sind diese etwas kleiner, an den Wassereisern (kleine Äste am Stamm) aber besonders groß (bis 25 cm lang). Die Blätter sind oberseits stumpfgrün, unterseits heller graugrün mit hellen weißlichen Haarbüscheln in den Blattnervenwinkeln (Unterscheidungsmerkmal zur Winterlinde, diese ist braun behaart!) (Anlage 25).
Die Endknospen sind eiförmig, seitlich etwas zusammengedrückt, 6 bis 8 mm lang und meist zugespitzt; die ebenso großen und gleich geformten Seitenknospen stehen vom Zweig ab. Die Knospenschuppen sind lichtseits purpurrot bis rotbraun und schattenseits gelbgrün bis oliv.
Die Sommerlinde ist mit 20-30 Jahren mannbar (fruchtbar) und blüht fast jährlich im Juni, etwa 10 bis 14 Tage vor der Winterlinde. Die zwittrige Blüte hat fünf länglich -eiförmige, 3 bis 4 mm lange Kelchblätter, 5 bis zu 8 mm lange, gelblich-weiße, kahle Kronblätter, 25 bis 40 Stabblätter und einen oberständigen, dicht weiß-behaarten, kugeligen Fruchtknoten mit unbehaartem Griffel und fünf Narbenlappen. Die gestielten Blüten befinden sich in einem hängend, traubigen Blütenstand, dessen Stiel mit einem 7 bis 10 cm langen Hochblatt (Tragblatt) verwachsen ist.
Die Blüten sind eine gute Bienenweide. Die Bienen sammeln den Nektar (Lindenblütenhonig) und auch die Pollen.
Die so genannten Kapselfrüchte reifen im September, sind stark verholzt, weisen drei bis fünf hervortretende Kanten auf, sind ca. 1 cm lang, sehr hart und nicht zwischen den Fingern zerdrückbar. Sie bleiben bis Oktober/Dezember am Zweig hängen, fallen ab und reifen im zweiten Jahr.
Die Sommerlinde ist eine Schattenbaumart (je besser der Standort, desto mehr Schatten erträgt sie) und wächst in der kollinen bis montanen Stufe (Bayrischer Wald bis 950 m). Sie bevorzugt nährstoffreiche und gut wasserversorgte Böden; saure und trockene Standorte werden gemieden.
4.4. Weißdorn (crataegus monogyna)
Der Eingrifflige Weißdorn kommt in Mittel- und Nordeuropa vor. Lebensraum: Feld und Flur, Mischwald.
Der Eingrifflige Weißdorn ist ein unregelmäßig rundkroniger bis schirmförmig aufgebauter Großstrauch oder Kleinbaum von mäßigem Wuchs. Die Höhe beträgt ca. 2 bis 6 Meter und er kann 3 bis 8 Meter breit werden.
Man kann diesen in der freien Landschaft als Feldgehölz finden, als Eingrünung, Gruppengehölz und in Misch- und Schutzpflanzungen zur Rekultivierung. Dieser dient darüber hinaus als Vogelschutz- und Bienennährgehölz, Parkpflanzung, im Stadtgebiet an Straßen, auf Parkplätzen und in Fußgängerzonen.
Die oval bis verkehrteiförmigen Blätter sind tief eingeschnitten mit 5 bis 7 Blattlappen und höchstens an der Spitze mit einigen groben Zähnen. Sie sind bis 6 Zentimeter lang. Der Austrieb ist frischgrün, später matt dunkelgrün (Anlage 26).
Die Blüten haben rosa Staubbeutel. Die Blütezeit ist von Anfang Mai bis Ende Juni.
Erbsengroße (10 - 12 mm) ei- bis kugelförmige Apfelfrüchte mit einem Stein. Farbe: hell- bis purpurrot. Die Früchte kann man im September und Oktober finden. Der Steinkern geht aus dem inneren Teil der Fruchtknotenwand, das mehlige Fruchtfleisch aus dem becherförmigen Blütenboden hervor. Die Früchte sind essbar.
Im Volksmund werden die Früchte als Mehlbeeren bezeichnet. Sie wurden in Notzeiten getrocknet dem Mehl zugesetzt. Außerdem werden sie Marmeladen und Gelees als Mischfrucht beigegeben. Wobei Mehlbeeren einer anderen Gattung angehören.
4.5. Mehlbeere (sorbus aria)
Als Baumart südlicher Bergländer Europas kommt die Mehlbeere vor allem auf trockenen Kalkböden in lichten Laubmischwäldern vor und ist im Norden Mitteleuropas sehr selten, dagegen am Nordrand der Alpen noch häufig in der montanen Stufe.
Je nach Standort handelt es sich um einen derbästigen Strauch oder um einen kleinen, bis 18 Meter hohen, oft mehrstämmigen Baum. Die jungen Zweige sind graufilzig behaart, später olivbraun und kahl. Die Blätter können sehr variabel sein, in der Regel weisen sie einen ein bis zwei Zentimeter langen, weißfilzigen Blattstiel und eine 8 bis 14 Zentimeter lange, eiförmige Blattspreite auf, die kurz zugespitzt, am Rand doppelt gesägt und selten etwas gelappt ist. Jung sind die Blätter stark behaart, aber sie verkahlen im Sommer oberseits fast völlig. Die Unterseite bleibt stark weißfilzig behaart und zeigt 7 bis 14 hervortretende Nervenpaare (Anlage 27).
Die aufrechten, weißen Rispendolden erscheinen im Mai. Die ein bis zwei Zentimeter langen, kugeligen, roten Früchte sind meist hellbraun punktiert.
Die Mehlbeere ist auf günstigen Standorten ziemlich rauchhart und ihre Blätter besitzen ein hohes Staubfangvermögen.
Als städtischer Straßenbaum wird sie vielfach angebaut.
Im Allgemeinen kann man sagen, dass all diese Arten günstige Bedingungen haben in solch einer angepflanzten Hecke und sie bieten den anderen dort lebenden Organismen gute Ausgangsbedingungen. Das Ökosystem Hecke ergänzt sich in vielerlei Hinsicht.
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