1. Definition der Begriffe: /
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multiple: zahlreich
Sklerose: krankhafte Verhätung von Geweben und Organen
2. Einführung:
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche, chronische Erkrankung des Nervensystems, die ganz unterschiedlich verlaufen kann und meist im frühen Erwachsenenalter (20. bis 40. Lebensjahr) beginnt. Sie wird von den Ärzten auch Enzephalomyelitis disseminata (ED) genannt. Übersetzt heißt dies: eine im Gehirn und Rückenmark verstreut auftretende Entzündung.
3. Entstehung der MS:
Es entsteht ein Entzündungsherd im Bereich der Schutzschicht der Axone (auch Mark oder Myelin genannt). Folglich können die Botschaften nicht so wirkungsvoll übertragen werden. Ein Bezirk mit zerstörtem Nervengewebe wird Läison genannt
Die Schädigung des Myelins ist jedoch sekundär. Primär kommt es zu einer Entzündung der Blut-Hirn-Schranke, einer Schutzeinrichtung zwischen Blutsystem und Hirnsubstanz, die schädliche Stoffe von den Nervenzellen abhält. Durch diese Entzündung der Blut-Hirn-Schranke wird diese zunächst durchlässig für Blutplasma und später auch für Blutkörperchen. Die Myelinscheiden (die weiße Hirnsubstanz) sind für bestimmte weiße Blutkörperchen (Teile der Immunabwehr) Fremdkörper, die beseitigt werden müssen. Damit setzt die Schädigung der Myelinscheiden ein ( Demyelinisierung).
Warum es zu der eben beschriebenen Entzündung der Blut-Hirn-Schranke kommt, was also die Ursache ist, ist bisher nicht bekannt. Man spricht von einer Autoimmunerkrankung.
Siehe Abb. 1
4. Formen und Verlauf der MS:
Das Auftreten von einem oder mehreren (multiplen) Entzündungsherden mit entsprechenden körperlichen Störungen und Ausfällen nennt man Schub. Ein Schub hat nicht mit einem plötzlichen Anfall zu tun - meist entwickelt er sich innerhalb von Stunden oder Tagen und klingt nach einiger Zeit wieder ab. Nach dem Schub kann eine Rückkehr zur normalen Funktion eintreten oder das entzündete Nervengewebe vernarbt (sklerosiert). Bei der Mehrzahl der Kranken verläuft die Multiple Sklerose zunächst in Schüben.
Wie häufig Schübe sind und wann der nächste Schub auftritt, lässt sich nicht voraussagen. Am häufigsten treten Schübe zu Beginn der Erkrankung auf, im Mittel 1-2 Schübe im Abstand von einem halben bis zu drei Jahren. Manchmal vergehen zwischen zwei Schüben aber auch Jahrzehnte, in seltenen Fällen liegen nur wenige Wochen dazwischen.
Schubförmigen Multiple Sklerose (Abb. 3 und 4)
Progrediente Formen der Multiplen Sklerose (Abb. 5 und 6)
Bei der Mehrzahl der Kranken geht der schubförmige Verlauf irgendwann in einen langsam fortschreitenden (chronisch-progredienten) Verlauf über, wobei die Beschwerden ganz langsam, aber stetig zunehmen. Bei wenigen Patienten verläuft die Multiple Sklerose von Anfang an mit ständig zunehmenden Funktionsstörungen, die sich nicht wieder zurückbilden.
5. Symptome:
Abhängig davon, welche Bereiche im Gehirn und Rückenmark von den entzündlichen Veränderungen betroffen sind, können bei der Multiplen Sklerose ganz unterschiedliche Symptome auftreten. Auch sind die Beschwerden bei jedem Kranken verschieden stark ausgeprägt. Keine andere Krankheit des Nervensystems tritt in so vielen unterschiedlichen Erscheinungsformen und Verläufen auf wie die Multiple Sklerose.
Auftretende Symptome sind:
5.1 Störungen der Muskeltätigkeit (motorische Störungen)
Muskelsteifigkeit, Lähmungen, Koordinationsstörungen, Gangunsicherheit, Sprechstörungen
5.2 Sensibilitätsstörungen
Taubheitsgefühl, Brennen, Kribbeln und Jucken der Haut, gestörtes Temperaturempfinden
5.3 Nachlassende Leistungsfähigkeit
Müdigkeit tritt bei ca. 80 % der Patienten auf
5.4 Blasenfunktionsstörungen
treten bei ca. 65 % der Patienten auf
5.5 Auswirkungen auf das Sexualleben
50 % erkrankter Männer leiden an Errektionsschwäche, 33 % erkrankter Frauen leiden an Orgasmusstörungen
5.6 Psychische Veränderungen
Störungen des Antriebs, der Konzentration, der Aufmerksamkeit sowie eine reduzierte Belastbarkeit, Trauer und Depression. Schwere psychische Veränderungen kommen bei der MS dagegen nur extrem selten vor.
5.7 Schmerzen
6. Wissenswertes:
20% der Menschen mit MS haben lebenslang einen günstigen Verlauf. Bei 70% tritt nach einer langen Zeit, in der sie ein weitgehend normales Leben führen können, eine zunehmende Behinderung ein.
Die MS ist nach der Epilepsie die zweithäufigste neurologische Krankheit
MS ist nicht heilbar, jedoch behandelbar
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