Definition
Der Begriff Meningitis bezeichnet eine Entzündung der Hirnhäute (deutsch: Gehirnhautentzündung). Diese wird hervorgerufen durch Krankheitserreger, in erster Linie Bakterien und Viren, die über die Blutbahn oder auf anderen Wegen in den Liquor- (=Nervenwasser-) raum gelangen und sich dort ausbreiten.
Verlaufsformen
Je nach Art des Krankheitserregers ist der Verlauf der Krankheit unterschiedlich. Die Symptome der viralen Form ähneln sehr der bakteriellen. Der entscheidende Unterschied ist, dass es bei der von Viren ausgelösten Form keiner spezifischen Therapie bedarf, sie heilt folgenlos aus. Die von Bakterien verursachte Form jedoch ist heute noch lebensgefährlich.
Außerdem gibt es noch die seltenere tuberkulöse Meningitis, sie wird von Mykobakterien verursacht und verläuft weniger drama-tisch. Oft tritt sie erst durch neurologische Ausfallsymptome in Erscheinung.
Infektion/Ansteckung
Alle Meningitisformen sind Infektionskrankheiten. Eine Infektion kommt in jedem Lebensalter vor, jedoch sind Kinder besonders ge-fährdet. Von Bedeutung sind vor allem die gefährlichen bakteriellen Meningitisformen. In der Regel erfolgt die Ansteckung in Form einer Tröpfcheninfektion, d. h. ein Erkrankter oder Keimträger stößt Keime beim Ausatmen oder Husten aus, die von anderen Personen eingeatmet werden.
Die meisten Meningitis-Erreger kommen auch bei gesunden Perso-nen (sogenannte Keimträger) im Mundspeichel vor. Nach der Über-tragung auf eine andere Person kann diese ebenfalls zum Keimträger werden, d. h. klinisch gesund bleiben, oder aber an der Krankheit erkranken.
Jeder Erkrankte besitzt mehr Krankheitserreger im Körper als ein einfacher Keimträger und stellt somit eine Gefahr für die rasche Ausbreitung der Infektion in seiner Umgebung dar. Immer wieder sind auf diese Weise kleine oder größere Epidemien entstanden. Dies wird heute in der Regel durch eine rasche und wirksame Prophylaxe verhindert. Ein Ansteckungsrisiko besteht bei einer Tröpfcheninfek-tion besonders für die Personen, die sich längere Zeit in direktem Kontakt mit Erkrankten aufgehalten haben. Sie werden als Kontakt-personen bezeichnet und bei den prophylaktischen Maßnahmen besonders berücksichtigt.
Die typischen Krankheitssymptome beginnen am Ende der Inkuba-tionszeit. Diese beträgt bei der bakteriellen Meningitis im allgemei-nen nur wenige Tage, d.h.: wer nach wenigen Tagen keine Krank-heitssymptome zeigt, hat sich mit großer Wahrscheinlichkeit nicht infiziert.
Neben der Tröpcheninfektion sind bei der bakteriellen Meningitis andere Infektionswege möglich:
1. Eine schwere Mittelohrentzündung kann den Schädelknochen durchwandern und die Gehirnhäute erreichen, sodass eine Hirn-hautentzündung entsteht. Typische Keime sind in diesem Fall z.B. Staphylokokken.
2. Nach einer schweren Lungenentzündung befinden sich Krank-heitserreger in der Blutbahn. Hier können sie, vor allem bei abwehrgeschwächten Personen, auch die Gehirnhäute erreichen. Typische Keime: Pneumokokken.
3. Eine besondere Gefährdung besteht nach einem offenen Schädel-hirntrauma, z.B. einem Schädelbasisbruch, der im Einzelfall sogar Jahre zurückliegen kann. Gefahr besteht dann, wenn es eine offene Verbindung zwischen den Gehirnhäuten und der Außen-welt gibt, durch die die Erreger eindringen können.
4. Eine Sonderform stellt die tuberkulöse Meningitis dar, die eben-falls vor allem bei abwehrgeschwächten Personen eine Rolle spielt.
Von den bakteriellen Meningitisformen sind in erster Linie die vira-len Meningitiden abzugrenzen. Auch hier erfolgt Ansteckung durch Tröpfcheninfektion. Anhand der klinischen Symptome lassen sie sich oft nicht sicher von der bakteriellen Meningitis unterscheiden, sind jedoch sehr viel harmloser und brauchen oft keine spezielle Therapie
Sehr selten kann eine Meningitis auch durch Pilze ausgelöst werden.
Ebenfalls zu den seltenen Krankheitsbildern zählt die aseptische Meningitis, die nicht von Krankheitserregern, sondern z.B. durch Medikamente oder aber autoimmun ausgelöst wird.
Symptome
Als Symptome stehen heftige, oft im Nacken betonte Kopfschmerzen sowie Fieber und allgemeines schweres Krankheitsgefühl, oft auch Übelkeit, Erbrechen und Lichtscheu im Vordergrund. Im weiteren Verlauf können Benommenheit, Schläfrigkeit und schwere Bewusst-seinsstörungen bis hin zum Koma auftreten.
Typisch für die bakterielle Meningitis ist die rasche Zunahme der Symptome (Stunden bis wenige Tage).
Bei Erkrankungen, die unbehandelt über 10 bis 14 Tage lediglich Kopfschmerzen und mäßige Temperaturerhöhung verursachen, handelt es sich meist um die harmlosere virale Form einer Meningitis oder aber z. B. um einen Begleitkopfschmerz bei einem grippalen In-fekt.
Meningitis und Enzephalitis stellen immer einen medizinischen Not-fall dar. Bei rascher Diagnose und Behandlung ist in vielen Fällen eine folgenlose Heilung möglich. Bei ausbleibender oder zu spät begonnener Therapie sind tödlicher Verlauf oder schwere neurologi-sche Defizite nicht selten.
Untersuchung und Behandlung im Krankenhaus
Im Krankenhaus kann anhand von Schnittbilduntersuchungen des Gehirns (Computertomographie) untersucht werden, ob auch eine andere Ursache, wie zum Beispiel ein Schlaganfall, in Frage kommt und ob die Untersuchung des Nervenwassers möglich ist. Durch eine Lumbalpunktion wird nicht nur geklärt, ob überhaupt eine Meningitis vorliegt, sondern es gelingt häufig, auch den entspre-chenden Krankheitserreger zu bestimmen.
Bakterielle Formen müssen unverzüglich mit Antibiotika behandelt werden.
Bei der viralen Meningitis sind Schmerzmittel meist ausreichend.
Die tuberkulöse Meningitis erfordert bei begründeten Verdacht eine umfangreiche Langzeittherapie.
Prophylaxe
Eine individuelle Prophylaxe ist nur begrenzt möglich. Als Erreger der bakteriellen Meningitis kommen im wesentlichen vor:
1. Meningokokken
treten in allen Altersstufen auf, häufig auch bei Kindern. Die typischen Krankheitssymptome fehlen fast nie. Es treten ver-schiedene Erregerstämme auf, gegen den häufigsten von ihnen ist derzeit keine Impfung möglich. Kontaktpersonen er-halten eine kurzfristige Antibiotikaprophylaxe.
2. Pneumokokken
sind die häufigsten Erreger beim Erwachsenen (häufiger bei Risikopatienten, gelegentlich zusammen mit einer Lungenent-zündung). Auch hier treten mehrere Erregerstämme auf, eine Impfung, die vor den meisten Stämmen schützt ist erhältlich und wird Risikogruppen empfohlen.
3. Haemophilus influenzae Typ B
ist der häufigste Meningitiserreger im Kindesalter. Eine Impf-prophylaxe ist in den üblichen Schutzimpfungen meist ent-halten und bietet gegen den häufigsten Stamm, Typ B, einen wirksamen Schutz.
Komplikationen
Treten im Verlauf einer Meningitis zusätzlich Störungen oder Aus-fälle von Gehirnfunktionen wie z. B. epileptische Anfälle, Sprach-störungen, Sehstörungen, Schwäche oder Lähmungserscheinungen in einem Arm oder Bein, Gesichtsasymmetrie (schiefer Mund) auf, so ist dies ein Hinweis dafür, dass die Entzündung neben den Gehirn-häuten auch das Gehirn selbst erfasst hat, sodass von einer Gehirn-entzündung (Enzephalitis) zu sprechen ist.
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