Von einigen Fundstellen aus Europa sind Hominiden bekannt, die anatomisch eine Zwischenstellung von Homo erectus und Homo sapiens einnehmen und daher manchmal als "archaischer Homo sapiens" bezeichnet werden.
Der Kiefer von Mauer: Im Jahre 1907 wurde in Mauer, in der Nähe der deutschen Stadt Heidelberg, ein Unterkiefer entdeckt. Lange Zeit zählten diese ungewöhnlich robuste Mandibel, deren Alter auf ungefähr 650.000 Jahre eingeschätzt wird zu den ältesten europäischen Fossilien. Er weist sowohl primitive Merkmale ( z.B. Robustheit) als auch moderne Merkmale (z.B. Größe der Molare) auf.
In Arago, im südöstlichen Frankreich, fand man einen stark deformierten Schädel ("Arago 21") zusammen mit einigen Steinwerkzeugen, mit einem geschätzten Alter von 400.000 Jahren. Der Fund zeigt Stringer zufolge schon eine deutliche Weiterentwicklung zum Neandertaler.
Auf ein ähnliches Alter (300.000 - 400.000 Jahre) ist ein Fund in Griechenland, in Petralona datiert. Es handelt sich hierbei um ein vollständig erhaltenes, sehr großes und robustes Schädelexemplar, das ein Mosaik aus archaischen und modernen Merkmalen aufweist:
- typisch geknicktes Occipitale
- Torus supraorbitalis
- Postorbitale Einschnürung
- Gesichtsmorphologie eher neandertalerartig (vorspringend)
- Schädelkapazität: 1250 - 1266 ccm
Ungefähr 400.000 Jahre ist das Alter eines Schädels, den man relativ komplett in Steinheim gefunden hatte.
Lange Zeit wurden viele dieser mittelpleistozänen Fossilien in einer unklar definierten Gruppe, dem \"archaischem Homo sapiens\" zugeordnet, bis man sie schließlich unter dem Namen \"Homo heidelbergensis\", nach dem Unterkiefer in Mauer ins System der Hominiden einordnete. Diese Art galt lange Zeit als letztes Bindeglied zwischen dem modernen Menschen und dem Neandertaler.
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