Allgemein
AIDS ist die Abkürzung für den englischen Ausdruck Acquired Immune Deficiency Syndrome, dass man mit erworbenes Immundefekt-Syndrom übersetzten kann.
Die Krankheit wurde erstmals 1981 als Symptomenkomplex (Syndrom) beschrieben und ist mit großer Wahrscheinlichkeit erstmals in Zentralafrika aufgetreten. Von dort hat sich die Krankheit in die Karibik und schließlich in den USA und nach Europa ausgebreitet.
Es handelt sich dabei um das letzte Stadium einer Infektionskrankheit, die durch das humane Immundefekt-Virus (HIV) verursacht wird.
Im allgemeinen spricht man erst dann von Aids, wenn eine Person nicht nur HI-Viren im Körper hat, sondern auch unter drei schweren Infektionen oder Krebserkrankungen gelitten hat, die auf die Schwäche des Immunsystems zurückgeführt werden. Eine weitere Definition für die Aids-Erkrankung ist, wenn die CD4-Zellzahl unter 200 fällt. Die CD4-Helferzellen sind Immunzellen von Haut und Schleimhaut und auch bestimmte Stützzellen des Nervengewebes.
Der Angriff
Die CD4-Zellen bilden die erste Verteidigungsfront gegen Viren. Mittels chemischen Signale geben sie dem restlichen Immunsystem das Zeichen zum Angriff. Dann treten die CD8-Killerzellen in Aktion und vernichten im Normalfall die Viren. Im Gegensatz zu anderen Viren, greift das HI-Virus sofort das Immunsystem an.. Die CD4-Zellen, bilden das Angriffsziel des HI-Virus, bevor es chemische Signale ausenden kann.
Bei diesem Angriff verbindet sich das HI-Virus mit Proteinrezeptoren an der Oberfläche der CD4-Helferzelle.. Zehn Jahre später, nach dem man den ersten Rezeptor identifizieren konnte, wurde der zweite auch identifiziert. Er wurde als CCR5 bezeichnet. Um in eine Zelle vordringen zu können muss der HI-Virus an zwei Punkten der Oberfläche angreifen können. Das HI-Virus benützt ein eigenes Protein um sich an zwei Moleküle anzudocken. Erst bindet es sich an die CD4-Helferzelle, dann verändert es seine Struktur und die neue Einheit kann sich mit dieser veränderten Struktur mit dem CCR5 verbinden. Die Zellmembranen verschmelzen und das HI-Virus kann in die Zelle eindringen. Einmal in eine Zelle eingedrungen kann das Virus dort verborgen vorhanden bleiben bis es von einer anderen Infektion ausgelöst wird und nur noch neue Viren produziert. Beim Verlassen der Zelle wird die Plasmamembran (Abgrenzung der Zelle nach außen) regelrecht von den neuen Viruspartikel durchlöchert; der Lymphozyt (Abwehrzelle) stirbt. Durch die Eliminierung der CD4-Helferzelle fehlt den Killerzellen das Startsignal um angreifen zu können.
Die neugebildeten Viren suchen sich neue Abwehrzellen um den ganzen Vorgang zu wiederholen. Durch den immer wiederkehrenden Vorgang wird das Immunsystem nach und nach mehr geschwächt und eindringende Krankheitserreger oder neu entstandene Krebszellen haben es nicht schwer. Es kommt zu einem Zusammenbrechen der Immunabwehr. Neue Krankheitserreger (man spricht von opportunistischen Erregern), die bei einem gesunden Menschen relativ ungefährlich sind, und bestimmte Krebsarten können sich im virusgeschwächtem Körper ungestört ausbreiten, dass auch zum Tode führt. Einer der bekanntesten und auch einer der häufigsten Krebsarten wird als Kaposi-Sarkom bezeichnet.
Bild: Kaposi-Sarkom
Gefäßtumor bei den unteren Extremitäten
Die Entdeckung
Der erste Verdacht, dass man es mit einer neuen Krankheit zu tun habe, kam auf, als sich das sogenannte Kaposi-Sarkom bei nicht dafür üblichen Patienten bemerkt machte. Es galt bis 1981 als extrem seltener Gefäßtumor, der im typischen Fall bei älteren männlichen Südeuropäern und Afrikanern an der Haut der unteren Extremitäten aufgetreten ist. Ende der siebziger Jahre aber breitet sich die Krankheit aber auch auf jüngere Menschen in den USA und in Europa aus. Als auch ein starker Anstieg von Lungenentzündungen registriert wurde, war es Ärzten und Wissenschaftlern klar, dass es sich um eine infektiöse Immunschwäche handeln mußte: AIDS
Die Übertragung
Die neue Krankheit verbreitete sich besonders stark unter Homosexuellen und Fixern , sowie bei Patienten, die häufig Bluttransfusionen empfingen. Daraus konnte man offensichtlich erkennen, dass die tödliche Krankheit mit der Lebensweise der Infizierten zusammenhing. Das HI-Virus findet man in unterschiedlichen Konzentrationen in verschiedenen Körperflüssigkeiten. Als hochinfektiös gilt Sperma, gefolgt von Blut. Geringe Viruskonzentration findet man in Scheidenflüssigkeit und Urin. Speichel ist auch nur gering infektiös. Um eine Infektion des HI-Virus auszulösen, müssen virushaltige Körperflüssigkeiten in die Blutbahn eindringen, wobei auch kleine Wunden vollkommen ausreichend sein können. Ein bloßer Kontakt von virushaltigem Material mit gesunder Haut oder Schleimhaut reicht für eine Infektion nicht aus. Außerhalb des Körpers kann das HI-Virus nicht lange überleben.
Die Entwicklung einer Infektion
Ein paar Tage bis vier Wochen nach einer Ansteckung treten bei einigen Patienten eine akute grippeähnliche Erkrankung auf. Anzeichen wie Fieber, Lymphknotenschwellung, Halsscherzen, Muskel- und Gelenksschmerzen, Erbrechen, Durchfall, Hautausschlag, Kopfschmerzen deuten jedoch nicht eindeutig darauf hin, dass es sich um eine HIV-Infektion handeln muss. Nach den ersten Anzeichen folgt ein monate- bis jahrelanges Stadium, in dem zwar Viren und Antikörper gegen HIV im Blut nachweisbar sind, der Infizierte sich jedoch nicht krank bzw. sich vollkommen gesund fühlt. Jedoch ist in diesem Stadium die Ansteckungsgefahr genauso hoch wie in anderen Stadien. Erste und typische Anzeichen für den Fortschritt der Krankheit machen sich durch vermehrte Pilzinfetkionen, Durchfälle, geschwollene Lymphknoten, Fieber oder Gewichtsverlust bemerkbar. Das letzte Stadium der Infektion entspricht der Krankheit AIDS, wo unter anderem verschiedene Erkrankungen auftreten, die teilweise von opportunistischen (sich anpassenden) Erregern verursacht werden. Häufige Beispiele dafür sind Erkrankungen des Nervensystems wie z.B. Meningitis (Hirnhautentzündung), Schwäche, körperlich und geistige Ausfälle, verschiedene Infektionen mit Toxoplasmose-Erregern, schwere Formen der Lungenentzündung, ausgedehnter Pilzbefall von Schleimhäuten (z.B. in Speise-, oder Luftröhre), Tuberkulose (chronische Infektionserkrankung), bestimmte Krebsformen (z.B. Kaposi-Sarkom), starker Gewichtsverlust.
Vorbeugung einer HIV-Infektion
Da der Sexualverkehr und andere Sexualpraktiken (z.B. Analverkehr) als sehr gefährlich eingestuft wird, ist einer der wichtigsten Schutzmaßnahmen die Verwendung eines Latex-Präservativs. Die mitunter noch erhältlichen Präservative aus tierischen Naturdarm sind zu großporig, um vor dem HI-Virus zu schützen. Alkohol- und nicht intravenöser Drogenkonsum, das sind Drogen, die nicht direkt in die Blutbahn gespritzt werden, stehen nur gering mit einer Infektion im Zusammenhang, da bei Genuß von Drogen und Alkohol oft die sogenannte Hemmschwelle sinkt und die Wahrscheinlichkeit ungeschützten Sex zu haben steigt. Andere Verhütungsmethoden, wie Antibabypille, Diaphragma oder Spirale, können die Infektion nicht verhindern. Ein Diaphragma ist eine Art Gummischeibe, die so geformt ist, dass sie sich automatisch über den Muttermund stülpt und somit ein Eindringen der Samenfäden in die Gebärmutter unmöglich macht. Das HI-Virus oder andere sexuell übertragbare Krankheiten kann das Diaphragma jedoch nicht abwehren, da die Viren für eine Infektion nicht in die Gebärmutter dringen müssen. Ein kleiner Riss in den Scheidenwänden bietet ausreichenden Zugang in die Blutbahn. Auch die Spirale schützt nicht vor Aids, da sie ein Fremdkörper im Körper ist, der Reizungen hervorrufen kann und dadurch die Infektionsgefahr für alle Erreger erhöht ist. Spermizide, die in empfängnisverhütenden Zäpfchen, speziellen Cremes und Gels, sowie auch auf der Beschichtung mancher Kondome enthalten sind, sind Stoffe, die Samen abtöten. Spermizide allein reichen jedoch nicht aus, um sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen. Der Koitus interruptus, welcher auch als vor dem Samenerguß abgebrochenen Geschlechtsverkehr bezeichnet wird, vermindert zwar das Ansteckungsrisiko, bietet aber keinen ausreichenden Schutz, da der Mann vor seine Ejakulation schon sogenannte Lusttropfen absondert, die infiziert sein könnten.
Die Ansteckung über den Speichel ist sehr gering, obwohl der HI-Virus sich auch im Speichel befindet. Rein theoretisch müsste man ca. vier bis fünf Liter infizierten Speichel in den Mund bekommen um sich anstecken zu können.
Bei intravenösen Drogenkonsum ist die Gefahr einer Ansteckung sehr hoch. Wenn man die Hohlnadel einer Spritze in die Vene sticht, verbleiben beim Herausziehen der Kanüle Blutreste in dem Nadelloch und in der Spritze selbst, da bei der Überprüfung ob man die Vene getroffen hat, Blut in die Spritze gelangt. Wird die Spritze danach von einem anderen benutzt, kommt sein Blut in Kontakt mit dem des ersten Drogengebrauchers. Wenn dieser HIV-infiziert ist, steckt sich der Nachfolgende mit großer Wahrscheinlich an.
Die Behandlungsmethoden
Bei der Behandlung von Aids gibt es zwei Unterscheidungen. Zum einem geht es um die Bekämpfung des Aids-Virus selbst durch verschiedene Medikamente, zum anderen um die Therapie der opportunistischen Infektionen, wie zum Beispiel Tuberkulose oder Lungenentzündungen. Diese Krankheiten können inzwischen relativ gut mit herkömmlichen medizinischen Mitteln behandelt werden.
Gegen das HI-Virus selbst gibt es keine Therapie, die zur Heilung führt, das an der Eigenart des Virus liegt: Der HI-Virus befindet sich in Zellen der verschiedensten Körperregionen, im Magen-Darm-Bereich, im Gehirn, in den Geschlechtsorganen und im Immunsystem. Bei einem Versuch den HI-Virus zu töten, müsste man alle befallenen Zellen zerstören, da diese aber lebensnotwendig sind, ist es heutzutage noch nicht möglich den Virus zu beseitigen.
Trotzdem gibt es Medikamente, die direkt auf den Virus einwirken. Diese werden auch als antiviral bezeichnet. Am häufigsten werden bei der Bekämpfung von Aids die Medikamente AZT, DDI und DDC eingesetzt.
AZT ist die Kurzform für Azidothymidin, das seit 1987 unter dem Namen Retrovir auf dem Markt ist. AZT ist ein antivirales Mittel, das die Viren zwar nicht zerstören kann, aber den Prozeß verlangsamt, währenddessen das HI-Virus sich in den T4-Helferzellen und in anderen Zellen reproduziert. Durch diesen Vorgang bleibt das Immunsystem länger intakt und opportunistische Erkrankungen werden hinausgeschoben. Die Kehrseite von AZT sind oft starke Nebenwirkungen, die bis zu Verminderung der roten Blutkörperchen im Blut (Anämie) oder zur Zerstörung von gesunden Zellen führen kann.
Bei Unverträglichkeit von AZT stehen DDI (Videx) und DDC (Hivid) als Ausweichmedikamente zur Verfügung. Es sind ebenfalls antivirale Mittel, die die Vermehrung von HIV in gesunden Zellen verlangsamen. Ebenso wie bei AZT kann die Einnahme von DDI und DDC Nebenwirkungen hervorrufen, darunter Nervenschädigungen und Probleme mit der Bauchspeicheldrüse.
Vor kurzer Zeit wurde eine neue Substanz, ein Ergebnis biotechnologischer Forschung , entwickelt und befindet sich zur Zeit in der klinischen Prüfung und kann nach Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel in den Handel gebracht werden. Mit diesem Mittel wird es möglich sein, gegen die sogenannten Retroviren, zu denen auch das HI-Virus zählt, wirkungsvoller als bisher vorzugehen. Die gesunden Immunzellen werden erhöht und die Abwehrkräfte des Körpers gegen die Viren verstärkt. Die neue Substanz ermöglicht es, die Dosierung des Medikaments AZT bei gleicher Wirksamkeit um 30% zu reduzieren. Durch diese Reduzierung werden die Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von AZT eintreten können, wie erhöhte Anfälligkeit von Erkältungen oder neurologische Störungen, deutlich verringert werden.
Statistiken
Aids-Erkrankungen in Österreich
Seit 1983 bis 28. November 2000 gab es in Österreich rund 2047 Aids-Erkrankungen, wovon 1.245 Menschen gestorben sind. Derzeit leben 802 Aids-Patienten in Österreich. Zusätzlich wurden ungefähr 6.000 positive HIV-Tests registriert. Da aber nicht alle Positiven getestet sind, wird die wirkliche Zahl auf ungefähr 12.000 - 16.000 geschätzt.
Bei der letzen Umfrage stellte sich heraus, dass die Mehrheit der Patienten Homo- bzw. Bisexuell sind. Die Übertragung von Aids bei der Homosexualität findet fast nur bei Männern statt, deswegen liegt die Anzahl der Infizierten bei Männern eindeutig höher.
Bei einer Aufteilung in Geschlecht und Übertragung erreichen Frauen eine Prozentzahl von 19,6. Frauen stecken sich vorwiegend bei Drogengebrauch, der zur Zeit bei 37,3 % liegt, und bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr (41,3 %) an. Männer, die den Restprozentsatz von 80,4 erreichen, werden wie vorher erwähnt zu 47,0 % bei Homosexualität infiziert. Die restlichen Infektionen bei Männern finden zu 21,4 % bei intravenösen Drogengebrauch und zu 8,3 % bei ungeschützten Geschlechtsverkehr statt.
Einteilung unter Bundesländern in Prozent:
Wien 48,66 % Burgenland 1,12 %
Kärnten 2,44 % Oberösterreich 17,24 %
Niederösterreich 5,47 % Steiermark 8,06 %
Salzburg 3,57 % Tirol 9,82 %
Vorarlberg 3,62 %
Neuinfektionen in Österreich
Im Durchschnitt werden die Neuinfektionen auf eine bis zwei am Tag in Österreich geschätzt.
Derzeit gibt es immer mehr Neuinfektionen bei Heterosexuellen, wovon Frauen von dieser Tendenz wesentlich stärker betroffen sind als Männer.
Auch bei der Erkrankung selbst ist ein Anstieg bei heterosexuellen Frauen bemerkbar.
Aids in Europa
In Europa zeigt die Verteilung der HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. In Spanien und Portugal war ein späterer und langsamerer Beginn der HIV-Infektion zu verzeichnen. Derzeit haben diese Länder aber die höchste Zuwachsrate und auch absolut die höchste Zahl an HIV-Infektionen und Aids-Erkrankungen. Im Vergleich mit diesen und anderen EU-Staaten sind in Österreich die Neuinfektionsraten deutlich geringer.
Land Neuerkrankungen Land Neuerkrankungen
Österreich 20,7
Großbritannien 29,5
Dänemark 46,2
Schweiz 92,3
Frankreich 101,4
Italien 101,4
Spanien 192,2
Aids weltweit
Laut Schätzungen der WHO sind weltweit mehr als 36,1 Millionen Menschen direkt von HIV/Aids betroffen. Im Jahr 2000 gab es 5,3 Millionen Neuinfizierte, davon 90 Prozent in den Entwicklungsländern. Bisher sind knapp 21,8 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit gestorben. Durch den Einsatz der Kombinationstherapie ist die Zahl der Todesfälle in der westlichen Welt rückläufig. Nie zuvor haben so viele HIV-positive Menschen gelebt.
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