Unserem Körper gehen täglich etwa 2,5 Liter Flüssigkeit verloren. Mit rund 1,5 Liter fällt der Hauptanteil auf die Urinausscheidung durch die Nieren; durchschnittlich 100 Milliliter Wasser verliert der Körper auch über den Stuhl. Einen Großteil des Wassers gibt der Körper jedoch von uns weitgehend unbemerkt ab: Auch wenn wir gar nicht schwitzen, verdunsten ungefähr 500 Milliliter Wasser über die Haut. Etwa die gleiche Menge wird in der Lunge verbraucht, wo die relativ trockene Luft des Einatmens mit Wasserdampf gesättigt wird. Dieser wird mit der verbrauchten Luft wieder ausgeatmet.
Für eine ausgeglichene Wasserbilanz (= Gleichgewicht zwischen der Aufnahme, Bildung und Ausscheidung von Wasser) müssen sich Abgabe und Zufuhr von Flüssigkeit natürlich die Waage halten. Gewöhnlich sorgt unser Durstgefühl, der wichtigste Mechanismus für das Wassergleichgewicht im Körper, dafür, dass die verlorenen gegangene Flüssigkeit wieder ausgeglichen wird. Tatsächlich decken wir unseren täglichen Wasserbedarf vor allem durch das Trinken ab. Aber auch über die feste Nahrung nehmen wir täglich bis zu einem Liter Flüssigkeit auf. Ein dritter Weg der Wasserzufuhr ist das sogenannte Oxidationswasser, das bei der Verbrennung von Nährstoffen in den Körperzellen entsteht und immerhin rund 300 Milliliter ausmacht.
Bedarfsdeckung
Dass wir nicht genug trinken, wurde kürzlich durch eine Umfrage zu den Trinkgewohnheiten belegt. Danach trinken wir im Durchschnitt nur knapp 0,8 Liter pro Tag - der Genuss von Kaffee und Alkohol wurde hierbei aus gutem Grund nicht berücksichtigt. Auch wenn die Auswahl an Getränken enorm ist, kommen letztlich nur wenige in Frage, die geeignet sind, den tatsächlichen Flüssigkeitsbedarf zu decken. Tatsächlich verringern gerade hierzulande so beliebte Getränke wie Kaffee, Bier und andere alkoholische Getränke sogar den Wasserbestand des Körpers indem sie ein bestimmtes Hormon hemmen und damit harntreibend wirken, dem Körper also zusätzliches Wasser entziehen.
Auch koffeinhältige Colagetränke, Limonade und viele andere industriell gefertigte Fruchtsäfte sind zum Durstlöschen ungeeignet: Da ihnen in der Regel nicht nur Konservierungsstoffe, sondern auch sehr viel Zucker zugesetzt sind, verstärken sie nicht nur das Durstempfinden, sondern fügen dem Körper zudem überflüssige Kalorien zu.
Ideal dagegen sind ungesüßte Früchte- oder Kräutertees, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte -und natürlich am besten: Wasser.
Erhöhter Bedarf an Flüssigkeit
Unter bestimmten Bedingungen kann der durchschnittliche Flüssigkeitsbedarf von 2,5 Liter pro Tag stark ansteigen. Dies ist etwa bei Hitze oder körperlicher Anstrengung, aber auch bei Krankheiten wie Erbrechen, Durchfall oder Fieber der Fall. Dann kann der Körper fünf Liter Flüssigkeit und mehr pro Tag verlieren. Äußert sich ein akutes Flüssigkeitsdefizit bereits durch körperliche Symptome, zB einen trockenen Mund und eine trockene Kehle oder einen dunkel gefärbten Urin, ist es höchste Zeit zu trinken. Denn dann hat der Organismus bereits ein "Sparprogramm" eingeleitet, durch das so lange Wasser im Körper zurückbehalten wird, bis der Mangel wieder ausgeglichen wird.
Wie gesagt: Leidet der Körper unter einem akuten Wassernotstand, ist Durst ein wirkungsvolles Alarmzeichen. Denn das Durstgefühl verlangt umgehend danach, zufrieden gestellt zu werden. Kritisch wird es, wenn das Durstempfinden allmählich nachlässt - ein Phänomen, von dem vor allem ältere Menschen häufig betroffen sind. Konzentrationsschwäche, Schwindelanfälle, Nierenschwäche - diese Symptome sind nicht selten typisch Hinweise darauf, dass der Körper chronisch dehydriert (= ausgetrocknet) ist. Um an die Notwendigkeit des Trinkens erinnert zu werden, sollten ältere Menschen deshalb stets Getränke in sicht- und greifbarer Nähe haben und ganz bewusst Trinkpausen einlegen. Auch sollte es ihnen zur Gewohnheit werden, grundsätzlich während und nach einer körperlichen Aktivität zum Wasser zu greifen. Wird wieder mehr Wasser getrunken, wird auch das Durstempfinden wider deutlicher wahrgenommen. Andererseits könnte ein übermäßiges Durstgefühl ein Hinweis auf Diabetes sein
Ähnliches gilt übrigens für Säuglinge und Kleinkinder, deren Durstempfinden noch nicht vollständig entwickelt ist. Eltern sollten daher unbedingt darauf achten, dass ihr Sprössling regelmäßig trinkt und ihm gegebenenfalls auch ungefragt ein Getränk anbietet.
Auch wer Sport treibt, verbraucht seine Wasserreserven besonders schnell. Eine intensive Belastung kann dem Körper bis zu 3 Liter Flüssigkeit in einer Stunde rauben. Schon ein Wasserverlust von etwa einem Liter verringert die Leistungsfähigkeit deutlich. Über den Schweiß scheidet man nicht nur Flüssigkeit, sondern auch Mineralien aus. Der uns allen bekannte Muskelkater oder gar Muskelkrämpfe sind unangenehme Folgen.
Der Flüssigkeitsbedarf steigt auch deutlich bei heißem Wetter, trockener (Heizungs-)Luft, körperliche Aktivitäten (schwere körperliche Arbeit beispielsweise) und Fieber.
Wassermangel und die Folgen
Erfreulicherweise achten inzwischen immer mehr Menschen auf eine ausgewogene Ernährung. Die wenigsten wissen allerdings, dass zur Erhaltung der Gesundheit auch und gerade der optimalen Versorgung des Körpers mit Flüssigkeit eine wichtige Bedeutung zukommt. Dies gilt nicht nur für Extremsituationen, etwa eine akute Durchfallerkrankung oder für längere Hitzeperioden, sondern ebenso für den täglichen Ausgleich des natürlichen Flüssigkeitsverlusts.
Sinkt der Anteil an Flüssigkeit im Körper zu stark ab, nimmt die Menge an Blutplasma ab (und somit auch das Blutvolumen) und das Blut wird dickflüssiger. Dadurch wird die Sauerstoffversorgung von Gehirn, Organen und Muskeln beeinträchtigt - das Herz muss kräftiger pumpen und schlägt deshalb schneller. Dies hat zur Folge, dass der Blutdruck drastisch sinkt und Herz- und Kreislaufbeschwerden auftreten können.
Zudem werden die Regulation des Wärmehaushalts und die Verdauungstätigkeit eingeschränkt, der Transport der Nährstoffe in die Zellen wird erschwert, sowie der Abtransport verschiedener Stoffwechselrückstände. Da das Bindegewebe der Haut Wasser speichert, sind die Anzeichen für eine Austrocknung schon bald auch äußerlich sichtbar: Die Haut wird matt und blass es entstehen die typischen Trockenheitsfalten, ebenso trocknen die Schleimhäute aus. Jahrelanger Flüssigkeitsmangel führt fast immer zu einer Beeinträchtigung der Herz- und Nierenfunktion. Ebenso begünstigt ein chronischer Wassermangel die vorzeitige Hautalterung.
Der indische Arzt F. Batmanghelidj geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er eine Vielzahl von chronischen Schmerzen und Erkrankungen als unmissverständliche Signale des Körpers für andauernden Wassermangel wertet. Er behauptet, der innere Durst des Organismus macht sich durch Sodbrennen, rheumatische Gelenkserkrankungen, Rücken- und Kopfschmerzen, Bluthochdruck aber auch Allergien und Asthma erkennbar. Diese Beschwerden können den Beobachtungen Batmanghelidjs zufolge geheilt oder zumindest erheblich gelindert werden, wenn die Betroffenen konsequent viel Wasser trinken.
Wie sensibel der Körper auf einen akuten Mangel an Flüssigkeit reagiert, ist durch verschiedene Studien belegt: Schon bei einem Wasserverlust von etwa zwei Prozent des Körpergewichts sinkt die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit um rund 20 Prozent. Vier Prozent Wasserdefizit bewirken eine 50-prozentige Minderung der Leistungsfähigkeit, wobei das Denkvermögen bereits erheblich beeinträchtigt wird. Bleiben wir zwei bis drei Tage ohne Flüssigkeit, können die Nieren Substanzen, die ausgeschieden gehören, nicht mehr ausscheiden, das Blutvolumen nimmt ab und es kommt zu Kreislaufversagen.
Grundsätzlich gilt also: Durst sollte immer gestillt werden.
Am besten trinkt man über den Tag verteilt alle ein bis zwei Stunden - mindestens sechs bis acht Viertellitergläser Wasser.
Sportler bzw. Menschen mit schweißtreibender Tätigkeit sollten Extraportionen Flüssigkeit zu sich nehmen.
Da die Flüssigkeitszufuhr teilweise auch über die feste Nahrung erfolgt, ist zu beachten: Je weniger man isst, desto mehr sollte man trinken. Ein Ausgleich kann mit besonders wasserreichen Nahrungsmitteln, zB Obst, Gemüse oder Suppe erzielt werden.
Je mehr kochsalzhaltige Nahrungsmittel wir verzehren, desto mehr sollten wir trinken, da Kochsalz dem Körper Wasser entzieht.
Auch wer fastet hat einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf, aber nicht unbedingt mehr Durst!
Alkohol, koffeinhaltige Getränke (Kaffee, schwarzer Tee) und nicht zuckerhaltige Getränke (Limonaden, Colagetränke) sind nicht geeignet , den täglichen Flüssigkeitsbedarf zu decken.
Hyperhydration
Übermäßige Wasserzufuhr ohne Kochsalz und Krankheiten mit Ödembildung, wie Herzerkrankungen, bestimmte Leber- und Nierenerkrankungen und Infusionen in großen Mengen, sind beispielsweise die Verursacher der entgegengesetzten Störung: der Hyperhydration. Wenn die Wasserausscheidung nicht ausreichend ist und eine ausgeglichene Wasserbilanz nicht vorhanden ist, kann es zu einer Wasservergiftung kommen, die zu Ödembildungen, akuten Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Hirnschwellung und im Extremfall zur Bewusstlosigkeit führt.
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