Wie stimmen Tiere zeitlich die Zyklen ab, die ein Jahr oder länger dauern? Das endokrine System der Wirbeltiere hilft bei der Regulation solcher langsamen Rhythmen. Mehrere Teile dieses komplizierten Netzwerkes mit Hypophyse Pinealorgan und Hypothalamus programmieren und kontrollieren das Wanderverhalten. Die Hormone Prolactin und Corticosteron z. B. beeinflussen das Wanderverhalten von Lachsen, weil sie eine wichtige Rolle im Mineral- und Wasserhaushalt bei Fischen spielen. Sie sind damit z. B. für den Übergang vom Süßwasser ins Meer von Bedeutung. Eine erhöhte Schilddrüsenaktivität induziert die Geschlechtsreife der Lachse. Sie setzt ein, bevor die Fische stromabwärts wandern.
Die zum Meer gerichtete Wanderung des im Nordatlantik vorkommenden Aales fällt mit seiner Geschlechtsreife und der Metamorphose zum Silberaal zusammen. Laboruntersuchungen an Aalen, die man künstlich mittels Hypophysenextrakten und gonadotropen Hormonen zur Reife gebracht hat, könnten helfen, die Kontrollsysteme zu verstehen, welche die spektakulären Wanderungen dieser Art zeitlich regulieren.
Auf die Population bezogen treten bei verschiedenen Fischen Entwicklungsprozesse, die mehrere Jahre dauern, als jahreszeitliche Ereignisse wohl jedes Jahr auf - dagegen erstrecken sie sich bei dem Individuum auf mehrere Jahre. Die Pazifischen Lachse und Aale aus dem Atlantik z. B. durchlaufen im Leben nur einen einzigen vollständigen Migrationszyklus. Und obwohl zwischen Anfang und Ende dieser Wanderung 2-5 oder sogar noch mehr Jahre liegen können, ist sie zeitlich für gewöhnlich so abgestimmt, dass sie mit lokalen, täglichen oder jahreszeitlichen Umweltereignissen übereinstimmt.
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