Norwegen verkauft seine Jagd auf Wale als \"Küstenwalfang\" mit kleinen Schiffen in Familienbesitz. Mit der Wirklichkeit hat dies nur wenig zu tun: Die meisten norwegischen Schiffe operieren wochen-lang auf hoher See, mehr als über 1.000 Seemeilen von ihrem Heimathafen entfernt.
Die meisten norwegischen Walfänger sind als \"Mini-Fabrikschiffe\" zudem mit den Verarbeitungsmög-lichkeiten moderner Hochseeschiffe ausgerüstet: Die gefangenen Wale werden auf See direkt zerlegt und nur das beste Fleisch wird portionsweise eingefroren und angelandet.
Norwegens Behörden behaupten, daß die Jagd nur für den lokalen Bedarf vorgesehen ist. Die eigent-liche Langzeitstrategie ist jedoch eine ganz andere: Die Wiederaufnahme des Exports. Die norwe-gische Fischerei-Zeitschrift \"Fiskaren\" zitierte im November 1995 die Haltung der Walfänger deutlich: \"Es ist nicht der Verkauf von Walfleisch in Norwegen selbst, der das große Geld bringt, sondern der Verkauf von Walspeck nach Japan...\"
Alle sind sich einig, daß bei einer Aufhebung des Exportverbotes diejenigen auf einer Goldmine sitzen werden, denen der Walfang erlaubt ist.
2.1. Industrieller Walfang
In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die langsam schwimmenden Glattwale fast ausgerottet. Da kam die Entwicklung von Dampfschiffen und die Erfindung der Harpunenkanone durch den Norweger Svend Foyn gerade rechtzeitig, um die Jagd auf die schnellen Furchenwale zu eröffnen.
Als dann zu Beginn unseres Jahrhunderts in der Antarktis reiche Vorkommen an Blau-, Finn-, und Seiwalen entdeckt wurden, schossen sich die Norweger mit ihrer neuen Technik an die Spitze der Walfangnationen, setzten auch die ersten Fabrikschiffe ein, die auf hoher See als schwimmende Schlachthäuser operieren konnten und errichteten die ersten Tran-Kochstationen in Südgeorgien.
Diese Wal-Verwertungsmaschinerie war derart effektiv, daß bereits Anfang der 30er-Jahre der Markt mit Walöl überschwemmt wurde und es sich nicht mehr mit Gewinn verkaufen ließ. Um solches in Zukunft zu verhindern und um sich weiterhin Profite zu sichern, gründete eine Handvoll Walfangna-tionen 1946 die Internationale Walfangkommission (IWC). Eine Gesamtabschußquote in sogenannten \"Blauwaleinheiten\" wurde beschlossen (1 Blauwaleinheit = 1 Blauwal oder 2 Finnwale oder 2,5 Buk-kelwale oder 6 Seiwale).
\"Walfang-Olympiade\" wurde diese Regelung sarkastisch bezeichnet, weil sie jeden Fänger ermun-terte, nach dem Startschuß möglichst viele Wale in möglichst kurzer Zeit zu erlegen, egal welcher Art. Für die Saison wurden 15.000 Blauwaleinheiten zum Abschuß freigegeben. Das liest sich angenehm anonym, bedeutete aber den Tod von 34.144 Bartenwalen. Darunter waren 1.740 Blauwale, 27.374 Finnwale, 718 Buckelwale, 4.310 Seiwale und 2 Südkaper. Zusätzlich starben über 45.000 Pottwale.
\"Rettet die Ressource\" war das Motto der Walfangkommission, doch innerhalb der ersten Jahrzehnte ihres Wirkens verschwanden 1,7 Millionen Großwale - so viele wie nie zuvor - in den Fabrikschiffen. Der Walfang wurde zum Inbegriff für raffgierige Ausbeutung, gnadenlose Zerstörung, gedankenlose Verschwendung. Der Ruf \"Rettet die Wale\" kam fast zu spät - aber er war nicht mehr zu überhören.
2.2. IWC 2003
WalSCHUTZ- statt WalNUTZkommission?
Seit 1946 kümmert sich die Internationale Walfangkommission (IWC) um die "Sicherung der Walbe-stände und deren Schutz vor übermäßiger Jagd". Zwar hat sie große Erfolge im Walschutz errungen, aber heute, da Wale längst nicht mehr hauptsächlich durch den Walfang gefährdet sind, drohen die jährlichen Tagungen der Kommission zur Farce zu werden. Greenpeace fordert, dass die IWC ihren Auftrag ernst nimmt und bei ihrer diesjährigen Konferenz in Berlin wirksame Maßnahmen zum Schutz aller Walarten beschließt.
Die IWC ist inzwischen eine sehr polarisierte Kommission geworden: mit den Walschutzbefürwortern auf der einen Seite und den Walfängern - und ihren bezahlten Unterstützerländern - auf der anderen. Die japanische Regierung, die ihre Entwicklungshilfegelder dazu nutzt, um Stimmenkauf für die IWC zu betreiben, hat in den letzten 3 Jahren sieben neue Länder als neue Mitglieder für die IWC gewon-nen: Benin, Gabun, Guinea, die Mongolei, Marokko, Palau und Panama. Das Ergebnis des diesjäh-rigen IWC-Treffens wird auch davon abhängen, wie viele Länder die japanische Fischereiagentur dieses Jahr zum Beitritt in die IWC bewegen konnte.
Im Jahr 2002 wurden 1.318 Wale zu kommerziellen Zwecken (entweder offen oder verdeckt als "wis-senschaftlicher Walfang") getötet, davon 634 durch Norwegen (alles Minkewale) und 684 durch Japan (Antarktische Minkewale, Minkewale im Nordpazifik, Sei-, Bryde- und Pottwale). Norwegen hat ver-sucht, den Export von Walfleisch - vor allem auf den lukrativen Markt in Japan zielend - wieder auf zunehmen. Allerdings wurden nur einige eher symbolische Exporte nach Island durchgeführt.
Vor allem auch die zunehmende Belastung des Walfleisches mit toxischen Dauergiften - verursacht durch eine zunehmende Verschmutzung der Meere - steht selbst Exporten nach Japan im Wege. Island hat angekündigt ebenfalls wieder den Walfang aufnehmen zu wollen.
Tote Ostsee-Wale für IWC
Konferenz muss Schutzmaßnahmen umsetzen:
Berlin/Wien 19. 6. 2003 - Am letzten Tag der Jahreskonferenz der Internationalen Walfangkom-mission (IWC) haben Greenpeace-Aktivisten den IWC-Delegierten drei tote Schweinswale und damit die Krise in den Meeren vor Augen geführt. Die drei Tiere stehen stellvertretend für über 300.000 tote Wale und Delfine, die jedes Jahr als Beifang in den Netzen der Fischfangflotten, durch Meeresver-schmutzung, Unterwasserlärm oder durch die direkte Jagd umkommen.
Die drei kleinen, bis zu 2 Meter langen Wale stammen aus der Ostsee, wo ihr Bestand vom Aussterben be-droht ist. Mit der Aktion fordert Greenpeace die Dele-gierten der Walfangkonferenz auf, die beschlossene \"Berlin Initiative\" in konkrete Maßnahmen für den Schutz der Wale umzusetzen. Greenpeace reagiert mit der Aktion auch darauf, dass heute morgen eine Resolution zurückgezogen wurde, mit der sich die IWC für eine Reduzierung des Beifang in der Fischerei ausgesprochen hätte.
\"Es ist ein Skandal, dass sich nicht eine überwiegenden Mehrheit der Mitgliedsländer für eine Verrin-gerung des Beifanges einsetzt. Wir wollen die IWC daran erinnern, dass sie Verantwortung für alle großen und kleinen Wale übernehmen muss\", bekräftigt Antje Helms, Meeresbiologin bei Green-peace. Allein durch die \"Berlin Initiative\", die 25 Staaten am ersten Tag der IWC durchgesetzt haben, sollen Wale und Delfine nun zukünftig besser geschützt werden. \"Es darf nicht sein, dass konkrete Schutzmaßnahmen ein weiteres Jahr verschoben werden. Die dramatische Anzahl getöteter Wale muss endlich reduziert werden\", so Helms.
Doch die Walfangnationen in der IWC wie Japan und Norwegen haben bereits bekannt gegeben, dass sie den in der Berlin Initiative geforderten Ausschuss nicht unterstützen werden. \"Die Verweigerung von Japan und Norwegen sollte die Walschutzländer nicht davon abhalten, nun Ressourcen zu investieren, um die Umsetzung der Schutzmaßnahmen zu garantieren\", so Helms weiter. Dazu gehören Maßnahmen gegen die Verschmutzung der Meere und gegen den ständig zunehmenden Unterwasserlärm etwa durch Erdölbohrung oder durch das Militär. Auch die von einigen Ländern wie Japan und die zu Dänemark gehörenden Färöer-Inseln noch immer praktizierte Jagd auf Kleinwale, wie Delfine und Tümmler muss international geächtet werden wie die klassische Waljagd.
Das Problem des Beifangs ist besonders gravierend. Unter Beifang versteht man den Fang uner-wünschter Arten. Diese Tiere werden dann tot oder sterbend über Bord geworfen. Allein in der dänischen Stellnetzfischerei sterben jährlich 7.000 Schweinswale. Die Tiere können die aus feinem Garn bestehenden Netze mit ihrem Echolot-Ortungssystem nicht erkennen, verfangen sich und ertrinken. Greenpeace fordert selektive Fischereimethoden, bei denen nur die Fische im Netz landen, denen das Interesse der Fischer gilt.
|