Eine weitere Folge der Industrialisierung ist in unserem Essverhalten zu erkennen. Das ausgiebige, gemütliche Mittagsmahl mit Suppe, Fleisch, Beilage, Salat, Dessert, rituell beräuchert von einer Zigarre, war einst das Recht des Patrons, während die Arbeiter zur Mittagszeit ihre mitgebrachten Wurst- und Käsebrote auswickelten und dazu Milchkaffee oder Tee aus der Thermosflasche schlürften. Ins Restaurant? Unvorstellbar für den Arbeiter mit Familie. Dort assen die Verwaltungsangestellten und arbeiteten zielstrebig an der ihrem Stand gemässen Rundlichkeit.
Heute hingegen verzehren Büromenschen mitten auf der Strasse Pizzas, Hamburger oder Sandwiches, als hätten sie keine Zeit. Zeit haben schliesslich nur die, die man nicht braucht. Oder nicht allzu sehr braucht, so wie die Arbeiter und die Handwerker, die es sich bei einem Tagesmenü in einem Restaurant gemütlich machen.
Heute geht der Arbeiter ins Restaurant, doch der Manager oder ganz einfach der moderne, erfolgreiche Mensch im allgemeinen holt sich sein exotisches Gericht zum Mitnehmen in einem Take-Away. Dies wird aber nicht als Mangel wahrgenommen, sondern gehört zum guten Ton. Dadurch, dass er keine Zeit hat, in Ruhe Mittag zu essen, signalisiert der moderne Mensch, dass er unersetzlich ist und die richtigen Prioritäten zu setzen weiss. Während die eine Hand das Sandwich hält, kann die andere immer noch telefonieren, eine Maus bedienen oder fettfrei eine Akte durchblättern.
Deshalb liegen die exponierten Standorte der Take-Away-Branche sowie auch der Fastfood-Gastronomie dort, wo Geschäfts- und Büroräume dicht an dicht stehen, und wo Banken repräsentative Zentralen unterhalten. Je mehr das Leben rundherum pulsiert, desto sicherer ist die Kundschaft.
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