Vielfach wird irrtümlicher Weise angenommen, daß die Namen Vollblut, Warmblut und Kaltblut etwas mit der Blutzusammensetzung oder Temperatur zu tun haben. Es handelt sich jedoch ausschließlich um Bezeichnungen von Pferdeschlägen. Dennoch ist bemerkenswert, dass der Vollblüter um 20 bis 25% mehr rote Blutkörperchen hat als der Kaltblüter. Die Untersuchung des Blutes ist bei den meisten inneren Erkrankungen des Pferdes von größter Bedeutung, da sich die Blutzusammensetzung von Krankheit zu Krankheit ändern kann.
Anämie-Blutarmut:
Bei der Abnahme der roten Blutkörperchen (Erythrozyten) spricht man von einer Anämie. Sie tritt entweder als selbstständige Krankheit in Gestalt einer "infektiösen Anämie" (ansteckende Blutarmut) auf, die unheilbar ist und für das Pferd stets tödlich endet, oder aber als ein Begleitsymptom anderer Krankheiten wie Lungenentzündung, Druse, Typhus u. ä. m. Die Behandlung muß sich immer nach dem Grundleiden richten. Zur Unterstützungen des kranken Organismus werden jedoch Bluttransfusionen mit gutem Erfolg durchgeführt.
Leukozytose:
Die weißen Blutkörperchen (Leukozythen) vermehren sich bei Infektionskrankheiten, da sie die Funktion der Infektionsabwehr erfüllen müssen. Leukozythose ist eine erwünschte Reaktion und gleichzeitig ein Hinweis auf entzündliche Organveränderungen.
Leukopenie:
Die Abnahme der weißen Blutkörperchen hingegen weist auf einen Erschöpfungszustand des Organismus nach langer und schwerer Krankheit hin. Außer diesen erwähnten Abweichungen der Blutzellen gibt es noch verschiedene Farbstoffe, die bei Erkrankungen des Pferdes im Blut erscheinen: Am häufigsten tritt der Gallenfarbstoff im Blut auf. Die dadurch entstandene Gelbsucht ist entweder auf eine Darmerkrankung , eine Leberentzündung oder Bluterkrankung zurückzuführen.
Intermittierendes Hinken- Thrombose einer Beinarterie:
Blutgerinsel können ein Blutgefäß völlig verschließen und das betroffene Gebiet von der Blutzufuhr abschneiden. Beim intermittierdenden (Zeitweiligen) Hinken ist die Beinarterie einer Hinterhand betroffen. Die Blutzufuhr ist so stark herabgesetzt, dass sie schon bei leichter Arbeit ungenügend wird und das Pferd schon nach kurzer Zeit zu lahmen anfängt. Das Erscheinungsbild ist so typisch, dass es kaum mit einer anderen Krankheit verwechselt werden kann. Nach kurzer Zeit der Arbeit wird die Lahmheit so stark, dass die erkrankte Hand gar nicht mehr belastet wird und das Pferd in der Hinterhand zusammenbricht. Nach einigen Stunden Ruhe erscheint das Pferd wieder völlig gesund.
Operativ oder Medikamentös ist bis jetzt noch keine Heilung erzielt worden. Für die Zucht können solche Pferde natürlich ausgenommen werden.
Zerreißung einer Arterie:
Gelegentlich kommt es bei plötzlicher starker Anstrengung durch den gleichzeitig entstandenen hohen Blutdruck vorwiegend im Anfangsteil der Körperschlagader zu einer Berstung des Gefäßes. Das ist die Ursache für den gelegentlich schlagartigen Tod eines Pferdes im Parcours.
Herzkrankheiten:
Sie sind beim Pferd relativ selten. Das Pferdeherz ist ein äußerst leistungsfähiges Organ (Gewicht 4kg), das mit seinen 28 bis 40 Herzschlägen pro Minute den Sauerstoffbedarf des Körpers decken muß. Das äußerst anpassungsfähige Herz, das in Ruhe sozusagen auf Sparflamme arbeitet, vervielfacht seine Arbeit bei Körperlicher Beanspruchung, Krankheit oder Aufregung bis zu 100 Schlägen in der Minute. Bei edlen Pferden kann sogar der Reiter die Herzschläge eines aufgeregten Pferdes durch den an der linken Wand liegenden Schenkel spüren. In Ruhe sind 2 Herztöne zu hören, bei starker Belastung oft nur einer.
Herzklappenfehler:
Undichte Herzklappen erzeugen bei der Herzarbeit ein hörbares Geräusch. Obwohl eine Erkrankung bei einem Hochleistungstier wie es das Pferd ist nicht unbedenklich ist, braucht ein Herzklappenfehler nicht allzu pessimistisch beurteilt werden, weil die Herzmuskulatur den defekten Verschluss der Klappen ausgleichen kann. Erst wenn der Klappenfehler mit einer Herzmuskelerkrankung verbunden ist, ist die Leistungsfähigkeit des Pferdes eingeschränkt.
Störungen der Herzarbeit:
Zur Erkennung derartiger Ausfallerscheinungen ist eine Elektrokardiogramm nötig. Durch die techn. Weiterentwicklung dieser früher recht komplizierten Geräte ist heute das Schreiben eines EKG im Stall ohne weiters möglich. Am Anfang steht die Lustlosigkeit bei der täglichen Arbeit, verbunden mit einem Nachlassen der Leistung. Die Pferde schwitzen schon nach kurzer Zeit, und brauchen lange Zeit um sich nach größerer Belastung wieder zu erholen. Dies kann sich bis zu absoluter Arbeitsunfähigkeit steigern. Diese Krankheit ist im verschleppten Stadium unheilbar.
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