Diese farbenfrohe Anzeige erinnert gerade durch den Slogan "Last Minute!" stark an eine Werbung eines Reiseveranstalters. Zunächst sieht der Betrachter ein prachtvolles Nashorn in natürlicher Umgebung. Wie ein reduziertes Preisschild erscheint der Slogan in weißer Schrift auf rotem Grund: "Last Minute! Afrika nur 200,- DM". Natürlich handelt es sich bei dieser Anzeige nicht um ein Reiseangebot. Doch zunächst wird bewußt die Spontanität des Rezipenten angesprochen. Denn ein Last-Minute Angebot für eine Reise nach Mallorca oder an die Costa Brava ist nichts außergewöhnliches.
Ein derart günstiges Angebot für eher selten angebotene aber attraktive Reiseziele wie Afrika, Indien, Amazonas, China und Arktis weckt die spontane Reiselust beim Betrachter und regt ihn dazu an, auch den darunter gelegenen Text zu lesen. Die Reiselust des Rezipienten soll beim Lesen des Textes vermutlich in ein schlechtes Gewissen umgewandelt werden. Der Text deutet nämlich keineswegs mehr auf ein Reiseangebot hin. Vielmehr wird dem Leser die Möglichkeit eingeräumt, für "nur 200,- DM" zur Rettung des vom Aussterben bedrohten Nashorns beitragen zu können. An dieser Stelle könnte der Betrachter ein schlechtes Gewissen bekommen. Denn er hätte sich möglicherweise auf ein Billigreiseangebot eingelassen, das den bedrohten Nashörnern eher Schaden zufügt als daß es ihnen hilft.
Bekanntlich ist der Billigtourismus eher schädlich für die Natur da die Hotels und der Lärm die Tierwelt stören. Desweiteren wird dem Betrachter die Spende schmackhaft gemacht, indem ihm ein Stein des "größten Puzzlekunstwerks der Erde" namentlich gewidmet wird. Im unteren Teil der Anzeige findet sich die Aufforderung "jetzt" die angegebene Telefonnummer für weitere Informationen zu wählen. Die Zielgruppe dieser Anzeige definiert Frau Schultze vom WWF mit "naturinterssierten Erwachsenen, die sich für Tiere interessieren". Dieser Aussage entspricht auch die Auswahl des Werbeträgers. Die Anzeige erschien u.
a. im Nachrichtenmagazin Der Spiegel, der vor allem von Erwachsenen gelesen wird. Da den Lesern dieses Magazins ein hohes Bildungsniveau und ein höheres Einkommen nachgesagt wird, macht es mehr Sinn die Anzeige im Spiegel zu schalten als etwa in der Bild Zeitung, die nur ein Minimum an Bildung und Interesse an tiefgründigen Themen vorraussetzt. Außerdem fällt es jemandem, der aufgrund seines Bildungsgrades meist weniger Geld verdient, schwerer die Pauschalspende von DM 200,- zu bezahlen. Diese Zusammenhänge dürften bei der Wahl des Werbeträgers eine große Rolle gespielt haben. Natürlich lassen sich derartige Zusammenhänge zwischen Bildung und Einkommen nicht pauschalisieren.
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