Böll wird 1917 in Köln geboren; er wächst in recht gepflegten, bürgerlichen Verhältissen auf. In seiner Kindheit verbringt er allerdings einen großen Teil seiner Zeit mit den \"roten Kindern\", also Kindern von Arbeitern. Er selbst wächst aber in einem politisch neutralem Umfeld auf: seine an und für sich bürgerliche Familie rechnet sich selbst keiner politischen Richtung wie \"rechts\" oder \"links\" zu, verbietet es ihrem Sohn aber auch nicht, seine Zeit mit \"roten Kindern\" zu verbringen, wie es andere bürgerliche Familien wohl getan haben. Ende der 20er- und Beginn der dreißiger Jahre machen sich bei Bölls zu Hause die Folgen der Weltwirtschaftskrise bemerkbar - Böll muss schon im Alter von 14 Jahren erkennen, dass seine Eltern \"[...] völlig hilflos waren gegenüber diesen Umständen\" (Heinrich Böll, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt, Klaus Schröter, im rororo-Verlag erschienen 1982, Seite 35, Ende erster Absatz). Böll selbst erinnert sich, dass dieses, aus den finanziellen Mängeln erwachsende Gefühl der \"Deklassiertheit\" in seiner Familie oft mit einem Hochmut allem etablierten gegenüber verbunden ist, einer anti-gesellschaftlichen Haltung: \"Es war eine Art Anarchismus, Nihilismus, Anti-Bürgerlichkeit, auch Hysterie, die mich bis heute geprägt haben.\" (Das gleiche Buch, aus dem eben schon zitiert wurde, Seite 36, Zeile 4 bis 6). Böll und seine Familie \"entbürgerlichten\" sich in dieser Zeit immer mehr. Seit 1928 besucht Heinrich Böll dann das Staatliche Kaiser-Wilhelm-Gymnasium, die Zeit, die er mit den sogenannten \"roten Kindern\" verbrachte, endet hiermit - da Kinder dieser Schicht, bzw. Klasse keine derartige Ausbildung genossen.
Die Machtübernahme durch die faschistische NSDAP und die Einberufung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 beschert Heinrich Böll und seiner Familie ein neues Gefühl von \"Ausgeliefertsein\" und Hilflosigkeit: waren es vorher noch die ökonomischen Faktoren, denen man schutzlos ausgesetzt war, so seind es 1933 die politischen. Am 27. Februar erfolgt der Reichstagsbrand, am 10. Mai die Bücherverbrennung. Im Juli unterschreibt der Kardinalssekretär Eugenio Pacelli das Konkordat, also die Erklärung der Übereinkunft zwischen dem heiligen Stuhl und dem deutschen Reich. Das Reichskonkordat hat zur Folge, dass Böll, mitsamt seiner Familie, den Austritt aus der Kirche erwägen. Erst 1976 macht Böll seine Absicht wahr - dem praktizierten Katholizismus immerhin verweigert sich Böll noch jahrelang. Der Zweifel, und die Kritik an der römischen Kriche als Institution blieben allerdings immer. 1935 werden die Nürnberger Gesetze erlassen. Böll selbst ist nie in der Hitlerjugend, eine allzu krasse Konfrontation mit der rassistischen Doktrin bleibt ihm also erspart. Das Kaiser-Wilhelm Gymnasium beschreibt Böll selbst als \"extrem katholisch, als nicht nazi-verseucht\" (Heinrich Böll, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt, Klaus Schröter, im rororo-Verlag erschienen 1982, Seite 42, Beginn des dritten Absatzes): Die Lehrer an dieser Schule verbreiten im Untergrund humanistisches Gedankengut. Dieser Erfahrung der Schule als einen Ort des Schutzes ist es zuzuschreiben, dass Böll nicht, wie einige seiner Kollegen (Heinrich Mann, Hermann Hesse), Kritik an dem extremen Schuldrill zu dieser Zeit übt..
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In den Jahren nach seinem Abitur (1937) beginnt Böll zunächst eine Buchhandelslehre, die er aber schnell abbricht, weil er sich gegen jede erzwungene Organisiertheit im faschistischen Staat wendet. Diese Reaktion mag auch darauf zurückzuführen sein, dass Böll seiner Buchhändlerlehre unter einem extrem konservativen Chef zu absolvieren hatte. Im Herbst des Jahres 1938 bis zum Frühjahr des folgenden Jahres ist Böll schließlich im Reichsarbeitsdienst aktiv. Anschließend beginnt er in Köln ein Studium der klassischen Philologie und der Germanistik. Im Juli des Jahres wird er zur Wehrmacht einberufen - zwei Monate vor Kriegsbeginn. Als Soldat ist Böll sowohl in Frankreich, als auch in Polen hinter den Fronten aktiv - auch wenn er \"aus jugendlicher Neugier\" im Verlaufe des Krieges einmal die Front begutachtete. Letztendlich endet sein Einsatz als Soldat aber in einem Lazarett in Frankreich und schließlich in einem englischen Kriegsgefangenenlager. Böll selbst sagte über diese Erfahrung: \"Der Krieg hat mich gelehrt, wie lächerlich die Männlichkeit ist,\" und außerdem \"die Hilflosigkeit des Mannes\" (Heinrich Böll, mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten dargestellt, Klaus Schröter, im rororo-Verlag erschienen 1982, Seite 53, Zeile 7 ff). Vor allem die letzte Aussage wird in seinen Werken immer wieder verarbeitet. Noch während des Krieges, 1942, heiratet Böll die aus Pilsen stammende Annemarie Cech. Als er nach dem Kriegsende 1945 aus einem englischen Kriegsgefangenlager entlassen wird, sucht er seine Frau und seinen Sohn Christoph in einem Evakuierungslager auf. Sein im Juli geborener Sohn stirbt schon im Oktober des gleichen Jahres. Im November kehrt Böll mit seiner Frau in seine Heimatstadt, in das völlig zerstörte Köln zurück.
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