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sport artikel (Interpretation und charakterisierung)

Welche determinanten spielen eine rolle?



In bezug auf das sportliche Engagement ist die gehobene Mittelschicht der Gesellschaft in den Sportvereinen überrepräsentiert. Das läßt sich ermessen an dem Beispiel einer statistischen Erfassung von jugendlichen Vereinsmitgliedern, deren Auswertung belegt, daß 53,6% der Jugendlichen eines Vereins der Mittelschicht zugeordnet werden können, während nur 25,8% von ihnen unteren sozialen Schichten angehören. Dieser signifikante Unterschied regt an, über Gründe für ein solch erkennbares Gefälle im sportlichen Engagement nachzudenken und führt sogleich zu der Vermutung, daß die soziale Schichtzugehörigkeit ein bedeutsamer Faktor sein muß. Die abgebildete Statistik - Einfluß der sozialen Schicht der Jugendlichen auf den Sportvereinsstatus; Jugendsportstudie NRW 1992 - beweist, in welchem Maße die Quote der sportaktiven Jugendlichen analog zu einem 'höheren' sozialen Status wächst. Die einzige Ausnahme bilden die Jugendlichen der 'hohen' sozialen Schicht, die weniger in allgemeinen Sportvereinen vertreten sind als die der mittleren und 'mittel-hohen' Schicht.

Abb. 1: Einfluß der sozialen Schicht der Jugendlichen auf den Sportvereinsstatus; Jugendsportstudie NRW 1992

Das erhebliche Gefälle der Sportaktivität aufgrund sozialer Schichtzugehörigkeit ist im Erwachsenenbereich noch stärker ausgeprägt. Da die der unteren Schicht zuzurechnenden Erwachsenen den Sport als etwas Jugendspezifisches betrachten, betreiben nur wenige von ihnen eine Sportart.
Die Schichtzugehörigkeit scheint die wichtigste Determinante zu sein, die das individuelle Sportengagement beeinflußt. Das läßt sich aus den Texten entnehmen. Doch mit der Frage des 'Warum' setzt sich kein Text direkt auseinander. Sie bleibt offen, weshalb ich versuchen möchte, eine mögliche Antwort zu finden.
Mitglied eine 'gehobenen' Schicht zu sein, ist oftmals mit einem gewissen Bildungsstand verbunden. Diese Eltern sind bemüht, ihren Kindern durch die Anregung zur Sportaktivität eine Möglichkeit zur 'gesunden' Freizeitbeschäftigung zu geben. Dagegen werden Kinder unterer sozialer Schichten schon vielmehr in das Arbeitsleben der Familie integriert. Für sie mag auch die Beitragszahlung, die in den meisten Vereinen verlangt wird, ein Hinderungsgrund sein, einem Verein beizutreten. Obwohl mir das Argument nur bei der Ausübung besonderer Sportarten von bedeutender Relevanz erscheint, denn viele Vereine erheben einen verhältnismäßig geringen monatlichen Beitrag von höchstens 10,- bis 20,- DM.
Ich sehe vor allem in dem Vorbildcharakter der Eltern einen entscheidenden Faktor. Da die Eltern unterer sozialer Schichten selten selbst einem Verein angehören, werden ihre Kinder gar nicht erst mit dem Vereinssport in Berührung gebracht. Vielleicht sind diese Überlegungen eine Erklärung für das Phänomen:
obere soziale Schicht  größeres Sportengagement
untere soziale Schicht  geringeres Sportengagement
In keiner Weise möchte ich die einzelnen unterschiedlichen Schichten damit pauschalisieren oder kritisieren.
Eine weitere Determinante ist geschlechtsspezifisch bedingt. Innerhalb einer jeden sozialen Schicht kann man die Feststellung machen, daß Männer in Sportvereinen gegenüber Frauen überrepräsentiert sind. Obwohl sich seit einigen Jahren eine zahlenmäßige Angleichung von sporttreibenden Frauen und Männern zumindest in den mittleren und oberen Schichten abzeichnet, bleibt die große Differenz in der unteren Schicht konstant. Was sind die Gründe des eklatanten Schichtgefälles beim sportlichen Engagement der Frauen?
Die weitverbreitete Meinung in der unteren Schicht, Sport sei eine Männerdomäne, wird von den dieser Schicht zugehörenden Frauen überwiegend akzeptiert. Demgegenüber steht der emanzipatorische Ansatz der Frauen aus den höheren Schichten, die sich den Männern gleichberechtigt fühlen und mehr Durchsetzungskraft ausüben. Sie bleiben außerdem im Verhältnis zu den anderen Frauen länger ungebunden, d.h. die Familiengründung beginnt für sie auch erst zu einem späteren Zeitpunkt. Auffallend ist die Abnahme des sportlichen Engagements bei den Frauen im fortgeschrittenen Alter, einerseits begründet in dem geringen Angebot sportlicher Aktivitäten für Frauen ab dem 50. Lebensjahr, andererseits in dem von der Gesellschaft propagierten Bild der jungen, sportlichen Frau, so daß Hemmungen bei älteren Frauen eine Sportausübung verhindern.
Bei den Männern dagegen ist sogar in einem solchen Lebensalter noch ein Zuwachs bei der Mitgliedschaft in Sportvereinen zu verzeichnen.
Als zwei weitere Determinanten gelten die Schullaufbahn und die Siedlungsstruktur. Allerdings liegen mir zu diesem Thema nur Texte und Statistiken vor, die sich ausschließlich mit Jugendlichen befassen. Es wird festgestellt, daß Jugendliche mit einer höheren Schulbildung im Vereinssport stärker vertreten und aktiver sind als andere. Bezogen auf die Siedlungsstruktur ergibt sich folgende Aussage: Die Jugendlichen, die in ländlichen Gebieten aufwachsen, treiben mehr Sport als jene, die in Ballungszentren und solitären Verdichtungsgebieten leben. Die Auswertungen in dem mir vorliegenden Text (Sportchancen im Kindes- und Jugendalter, soziale Ungleichheit und die Vision: "Sport für alle" von Klaus-Peter Brinkhoff) begrenzen sich zwar auf Jugendliche, doch bin ich der Meinung, daß sie sich durchaus auf Erwachsene übertragen lassen.
Die genannten Determinanten - soziale Schichtzugehörigkeit, Geschlecht, Alter, Schulbildung, Wohnort - müssen bei der Betrachtung des sportlichen Engagements der Gesellschaft als bedeutsame Faktoren berücksichtigt werden.

 
 

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