Bislang habe ich alle Erzählungen von Böll, mit Ausnahme von Billard um halbzehn vielleicht, weil ich diese Erzählung als relativ schwer lesbar empfand, sehr gerne und gut lesen können. Dies lag mit daran, dass Böll es in all seinen Erzählungen fertigbringt einen Beisatz von Humor zu erhalten, der seine Schilderungen lebendig erscheinen lässt, ihnen aber doch nicht ihren Ernst, ihre Bitterkeit - oder was immer sie ausdrücken mögen - nimmt. Zudem bewundere ich Böll für seinen Schreib- und auch für seinen Sprachstil - auch wenn ihm Kritiker oft unterstellen, er sei wenig wortgewandt und manchmal tölpelhaft - weil seine Werke durch seine Art zu beschreiben realistisch und lebensnah erscheinen wie nur wenige andere Werke, die ich bislang gelesen habe.
Auf die Idee, "Ende einer Dienstfahrt" in meiner Rezension vorzustellen kam ich, weil ich ich diesen Beisatz von Humor als ganz besonders gut eingebracht empfand und mich die Frage nach den Möglichkeiten der Kunst im gesellschaftlichen Rahmen interessierte. Auch durch die Lektüre des Buches "Kunst als Widerstand" von Bernd Langer (1997 im Pahl-Rugenstsein Verlag Nachfolger GmbH in Bonn erschienen), welches eine antifaschistische Initiative, die auch mit Kunst (allerdings weniger mit Happenings als mit Plakaten und Ölbildern) arbeitet, empfand ich die Rezension dieser Erzählung als passend..
Zudem trifft etwas auf "Ende einer Dienstfahrt" zu, das auf alle guten Bücher zutreffen sollte: Es liest sich nicht aus, lässt sich also ständig neu lesen - das mag mit an der Fülle von Zeugen liegen, die man beim ersten Durchlesen gar nicht alle voll erfassen kann, aber eben auch an der Qualität des Buches - zum Beispiel ist mir das volle Verständnis des Begriffs "Gummizelle" im Zusammenhang mit Happenings erst beim zweiten Lesen gekommen - als mir der enttäuschte Tervel besonders auffiel. Bis dahin hatte ich diese Erzählung unter anderem als eine Art Persiflage auf staatsgläubige Anwälte und weltfremde Bundeswehrsoldaten verstanden.
In seiner Kritik gegenüber dem Kunstverständnis und dem grundlegenden Habitus der Gesellschaft Kunst gegnüber, finde ich "Ende einer Dienstfahrt" auch heute noch aktuell.
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