Die ganze Erzählung ist im konjunktivischen, im Gerichtsstil gehalten. Der Erzähler erscheint als ein allwissender Berichter, der dem Leser in einem manchmal schon übertrieben erscheinendem Gerichtsdeutsch auf dem Laufenden hält - gerade dieser Sprachstil lässt einen gewissen Kontrast zwischen der Handlung und der die Handlung umschreibenden Sprache enstehen; denn die Handlung kann noch so banal sein, sie wird rigoros in einem bürokratisch anmutenden, konjunktivischen Gerichtsstil wiedergegeben - was der gesamten Erzählung letztendlich eine gewisse Komik verleiht. Diese Komik empfinde ich als charakteristisch für viele Werke Bölls, und ich entdecke immer wieder, dass Böll es schafft, auch wenn er über etwas Todernstes berichtet, dem Ganzen seinen Humor beizufügen. Über diesen komödialen Effekt hinaus hat Böll mit seinem Sprachstil natürlich noch anderes im Sinne: Der Prozess, den Böll umschreibt, kann am besten nachempfunden und miterlebt werden, indem er in der ihm eigenen Sprache verfasst ist. Zudem ist dieses Gerichtsdeutsch noch ganz bezeichnend für den "kritischen Realismus" wie Böll seinen Stil selbst nannte. Unter kritischem Realismus verstehe ich einen klassischen Realismus, der sich nicht auf eine bloße Schilderung der tatsächlichen Gegebenheiten beschränkt, sondern auch wörtlich Kritik übt.
Ein Thema , das beim Lesen von "Ende einer Dienstfahrt" recht schnell auffällt, ist die Böll-typische Kritik an der Anpassungsfähigkeit der katholischen Kirche. Böll übt nicht zum ersten Mal Kritik an dem Arrangement zwischen Kirche und Staat - 1963 beispielsweise beschreibt Heinrich Böll in "Ansichten eines Clowns" die Erfahrungen, die der Clown Hans Schnier mit Katholiken macht, und die Kritik an dem institutionalisierten Katholizismus und der Fast-Identität zwischen CDU/CSU und der katholischen Kirche ähnelt der aus "Ende einer Dienstfahrt": "Es müssen, wenn man vom deutschen Katholizismus spricht, vier Kategorien voneinader unterschieden werden: der Verbandskatholizismus, [...] die Amtskirche, die deutschen Katholiken und
die katholische Theologie [...]" (Nachwort aus Ansichten eines Clowns, 1963 in Kiepenheuer & Witsch in Köln erschienen, Seite 282). In "Ende einer Dienstfahrt" lässt Böll den katholischen Pfarrer Kolb in einer Verhandlungspause sagen, dass es in einem zwielichtigen Lokal ">>von Bundeswehrmenschen und CDU/CSU Abgeordneten wimmeleanderswo sich als Hüter der christlichen Moral aufzuspielenQuaternität des Absurden |