Für viele frischgebackene Windkraftanlagenbesitzer erhebt sich die Frage,
a) wie exakt der aus Windmessungen bzw. aus einem meteorologischen Gutachten
abgeleitete Jahresstromertrag tatsächlich erreicht wird und
b) ob nach einigen Monaten Betriebserfahrung schon ein langjähriger
Jahresertrag ableitbar wird insbesondere dann, wenn andere Windmühlen in der
Nähe schon länger Betriebsergebnisse aufweisen.
Daß ein langjähriger Ertrag nicht unbedingt nach 1 - 2 Betriebsjahrenerfahrung
ablesbar ist, hat das ungewöhnliche Windwetter der letzten beiden Jahre
gezeigt. Gab es im Winterhalbjahr 1994/1995 fast ausschließlich
Starkwindmonate, so war das Winterhalbjahr 1995/1996 unterdurchschnittlich.
Dementsprechend verringerte sich die Stromproduktion der Windkraftanlage der
St.Pöltener Straßenmeisterei (SEEWIND 110kW) von knapp über 200.000 kWh im
ersten Betriebsjahr (Aug. 94 - Aug. 95) auf ca. 150.000 kWh im zweiten
Betriebsjahr.
Noch stärkere Unterschiede ergaben sich übrigens in Deutschland, wo Anlagen im
Binnenland der 500- 600 kW Klasse, welche schon 2 - 3 Jahre regelmäßig über
900.000 kWh erzeugten nunmehr im Extremfall nur 630.000 kWh erreichten - ein
Abfall von 30%! Ursache dafür war, neben Windmangel, sicherlich auch ein
Produktionsausfall durch Vereisung. Schließlich war der Winter 1995/1996 einer
der schneereichsten der letzten 20 Jahre.
Fazit: Für eine endgültige Aussage über einen langjährigen Jahresertrag ohne
Vergleich mit Windmessungen bzw. mehrjährigen Produktionsergebnissen
benachbarter Anlagen wird man 3 - 5 Jahre benötigen.
Um diese Zeitdauer zu verkürzen, ist es angebracht, einen Vergleich mit schon
bestehenden Anlagen durchzuführen. Im konkreten Fall habe ich über den
Zeitraum eines Jahres die monatlichen Stromproduktionsdaten der beiden
Windkraftanlagen relativ zueinander verglichen.
Ergebnisse:
Die Verhältniswerte der monatlichen Produktionsdaten schwanken in einem
Bereich von ca. 2,4 - 3,3 mit Ausnahme des \"Ausreißers\" Jänner 1996 (1,19) bei
dem die Anlage Michelbach durch mehrwöchige Vereisung und fehlendem Ostwind
deutlich unterdurchschnittlich abschnitt.
Daß die Windverhältnisse im Sommer und im Winter unterschiedlich sind, obwohl
die Luftlinie zwischen beiden Anlagen nur etwa 17 km beträgt, ergibt sich aus
den Schwankungen: In den Sommermonaten (Juni - September) liegen sie etwa
zwischen 3 und 3,3 - vermutlich aufgrund des dominieren den Nordwestwindes, in
den sonstigen Monaten zwischen 2,4 und 2,8. Hier ist der, insbesondere im
letzten Winter, deutlich dominierende Ostwindeinfluß, der in St. Pölten sich
stärker auswirkt, zum Tragen gekommen.
Überträgt man nun den Jahresdurchschnitt der St. Pöltner Anlage von ca.
175.000 kWh auf die Anlage Michelbach mit einem Produktionsfaktor 2,6, so
ergibt sich ein Wert von 455.000 kWh. Das ist deutlich höher, als das erste
Produktionsjahr mit ca 398.000 kWh. Da der Zweijahresdurchschnitt noch immer
eine gewisse Schwankungsbreite zuläßt, wird der langjährige Ertrag vermutlich
im Bereich von 430.000 - 460.000 kWh liegen.
Dieser Wertebereich korreliert durchaus mit den aus einer recht einfachen
Windmessung in 10m Höhe gewonnen Daten. Danach ergab sich ein Rohertrag von
über 520.000 kWh und ein Nettoertrag (Turbulenzabschlag 15 %, Verfügbarkeit 95
%) von 426.000 kWh. Tatsächlich ist der Standort überaus turbulent, während
die Verfügbarkeit über 99 % liegt.
So ersparen im Vergleich zur konventionellen Stromerzeugung die bisher in
Deutschland errichteten 3.690 Windkraftanlagen mit 1.215,81 MW Leistung der
Umwelt
insgesamt pro kWh
11.112.900 kg bzw. 7,1 g Schwefeldioxid
4.850.000 kg bzw. 2,8 g Stickoxid
2.020.400.000 kg bzw. 1114 g Kohlendioxid
272.000 kg bzw. 0,18 g Staub
390.870 kg bzw. 0,9 g Kohlenmonoxid
oder
4.660 kg bzw. 3,1 mg Atommüll
|