Mitte der 80er Jahre begann faktisch der Bau des Endlagers Gorleben. Obwohl der Bund beteuerte, lediglich ein \"Untersuchungsbergwerk\" zu errichten, wird inzwischen bereits ein horizontaler Verbindungsstollen zwischen den beiden Schächten des Bergwerkes angelegt. Dabei liegen seit Jahren geologische Befunde unabhängiger Wissenschaftler vor, die belegen, daß der Salzstock im Kontakt mit Grundwasser steht. Wasserführende Sand- und Kiesschichten reichen sogar weit in den Salzstock hinein. Damit stehen Wege für den Transport von radioaktiven Schadstoffen vom Salzstock bis in die obersten Grundwasserhorizonte offen. Im März 1996 stießen die Bohrtrupps tief im Salzstock, im Bereich des geplanten Endlagers, auf Wasservorkommen. Das Bundesamt für Strahlenschutz behauptete, es handele sich lediglich um begrenzte Reservoirs.
Trotzdem wird der Standort Gorleben hartnäckig verteidigt. Dabei ist jede weitere Untersuchung völlig sinnlos: Das Salzstock-Innere kann noch so günstige Eigenschaften aufweisen, die Mängel des Deckgebirges können damit nicht mehr ausgeglichen werden.
So bleibt nur, die Schächte wieder zu verfüllen und den menschlichen Eingriff so gut wie möglich rückgängig zu machen. Auch das Zwischenlager und die Verpackungsanlage für Atommüll müssen aufgegeben werden. Mit dem Aus für das Endlager gäbe es keinen Grund, sie an diesem Ort zu betreiben.
Um diesem drohenden Ende von Gorleben vorzubeugen, beauftragte die Bundesregierung die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), mögliche Alternativen zu Gorleben in den Neuen Bundesländern zu untersuchen. Seit Mitte 1995 liegen die Abschlußberichte vor. Eine der Untersuchungen zu möglichen Endlagerstandorten im Wirtsgesteins Granit scheint lediglich Alibicharakter zu haben - der fachliche Gehalt des Endberichts geht gegen Null.
Der Bericht zu möglichen Endlagern in Salzformationen schlägt vier alternative Standorte vor. Wichtig bei der Auswahl waren vor allem ausreichende Tiefe und großes Lagervolumen sowie eine vollständige Überdeckung mit einer Tonschicht. Die genannten möglichen Standorte liegen in Niedersachsen oder nahe der niedersächsischen Grenze: Waddekath, Zwischenahn, Wahn und Gülze-Sumte. Eine abschließende Bewertung der Standorte erlaubt der Bericht allerdings nicht. Klar ist nur, daß Salz als Endlagermedium weiter favorisiert wird.
Der Standort Gorleben taucht im Bericht nicht auf. Damit sollte augenscheinlich vermieden werden, daß bei einem Vergleich seine Nicht-Eignung offenbar wird: Eines der wichtigsten Kriterien - die vollständige Überdeckung mit Ton - wird von Gorleben nicht erfüllt. Bittere Bilanz: Die Bundesregierung will dennoch am Endlager Gorleben festhalten. Lehren scheint man aus den Untersuchungsergebnissen nicht zu ziehen. Statt ernsthaft über Konzepte zum Ausstieg aus der Atomenergie nachzudenken, laufen die Atommeiler weiter, wächst und wächst die strahlende Hinterlassenschaft.
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