Nitroglycerin ist die falsche Bezeichnung dieses Stoffes, da keine Nitroverbindungen (C-NO2) sondern Nitrate (C-O-NO2) vorhanden sind. Die richtige Bezeichnung dieses Sprengstoffes ist daher Glycerintrinitrat.
Glycerintrinitrat wurde erstmals im Jahre 1846 von dem italienischen Chemiker Ascanio SOBRERO synthetisiert. Es ist eine ölige, geruchlose, schwachgelbe, giftige, brennend schmeckende Flüssigkeit, die unter gewöhnlichen Temperaturen unzersetzt haltbar ist. Bei rascher und plötzlicher Erhitzung, bei Erschütterung, Schlag oder Stoß explodiert Glycerintri- nitrat sofort. Dabei zerfällt es in folgende Bestandteile:
4 C3H5(NO3)3 12 CO2 + 10 H2O + 6 N2 + O2
Glycerintrinitrat ist ein Ester der Salpetersäure. Hergestellt wird dieser Sprengstoff durch die
Reaktion von Glycerin und Salpetersäure. Dabei entsteht unter Abspaltung von Wasser der Ester der Salpetersäure, das Glycerintrinitrat.
Glycerintrinitrat wird nicht nur als Sprengstoff, sondern auch im medi -zinischen Bereich in sehr geringen Mengen bei Asthma, Angina pectoris, Herzinsuffizienz und Arterienverkalkung verwendet. Obwohl Glycerintrinitrat über eine große Sprengkraft verfügt (Geschwindigkeit von 7600 Metern pro Sekunde und Explosionswärme von 6770 Kilojoule pro Kilogramm), ist es aufgrund seiner Sensibilität fast nicht als Sprengstoff zu verwenden. Sogar der Erfinder selbst gab den Versuch auf, da Herstellung, Transport und Anwendung einfach zu gefährlich war und immer wieder Todesopfer forderte. Außerdem hat Glycerintrinitrat einen weiteren entscheidenden Nachteil: im Gegensatz zu Schwarzpulver läßt es sich nicht einfach durch eine Flamme entzünden.
Erst ab 1866 konnte Glycerintrinitrat genutzt werden. Alfred NOBEL fand einen Stoff, mit dem Glycerintrinitrat nicht reagierte und daher das ideale Adsorptionsmittel war. Dieser Stoff war das Kieselgur, ein feinkörniges, locker leichtes Sediment. Bei Mischung der beiden Stoffe ergibt sich ein fester Körper, der beliebig portionierbar ist. Dieses neue Material mit dem Namen Gurdynamit war in seiner Handhabung deutlich sicherer und wies auch eine fünf mal stärkere Sprengkraft als das Schwarzpulver auf.
Dieser Stoff hat jedoch einige Nachteile. Er ist in Wasser löslich und seine Sprengkraft ist um ein Viertel geringer als bei Glycerintrinitrat. Deshalb löste NOBEL das Sprengöl in Schieß -
wolle, einem Cellulosenitrat. Er erhielt einen gallertartigen Stoff, die Sprenggelatine. Dieser Stoff hat den Vorteil, daß sein Sprengkraft aufgrund des höheren Glycerintrinitratgehalts stärker ist als bei Gurdynamit. Außerdem ist dieser Stoff nicht in Wasser löslich und kann deshalb unter Wasser zur Detonation gebracht werden.
Da jedoch eine solche Energiedichte gar nicht benötigt wurde, streckte man den Sprengstoff mit Chilesalpeter und verbrennbaren organischen Stoffen wie Sägemehl oder Kohlenstaub, was die Mischung zusätzlich stabilisiert und die Energiedichte senkt. Später wurde der Chilesalpeter durch Ammoniumnitrat ersetzt, da es vollständig in gasförmige Substanzen zerfällt und dadurch die Sprengkraft erhöht.
Heute ist Dynamit größtenteils durch andere Sprengstoffe auf Ammoniumnitratbasis ersetzt.
|