In den fünfziger Jahren wurde die Kernenergie als Lieferant einer billigen und unerschöpflichen Energie für die Zukunft angesehen. Die Energiewirtschaft hoffte, dass die Kernenergie die knapper werdenden fossilen Brennstoffe ersetzen und die Kosten für elektrischen Strom senken würde. Nach dieser anfänglichen Euphorie wurden Vorbehalte gegen die Kernenergie geäußert, als der Sicherheit der Anlagen und der möglichen Verbreitung von Material für Atomwaffen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In den westlichen Industrieländern regte sich bald Widerstand gegen die Kernenergie. Österreich z. B. hat daraufhin sein Kernenergieprogramm abgebrochen, in Deutschland wurde 1989 nach intensiven Protesten das Projekt der Wiederaufbereitungsanlage aufgegeben. Die Kritik an der Nutzung der Kernenergie geht in zwei Richtungen: 1. Auch beim ungestörten Normalbetrieb können radioaktive Stoffe in die Umwelt gelangen, 2. Das beim Betrieb von Kernkraftwerken anfallende Uran 235 und Plutonium 239 kann zur Herstellung von Kernwaffen verwendet werden. Im Prinzip besteht in jedem Stadium die Möglichkeit, dass radioaktives Material in die Umwelt gelangt. Die Belastung durch den Normalbetrieb eines Kernkraftwerkes scheint eher gering zu sein. Weitaus riskanter sind jedoch Katastrophenfälle durch technische Defekte und Bedienungsfehler im Kernkraftwerk, das Risiko von Sabotage, terroristischen Anschlägen oder kriegerischen Angriffen, ferner die nicht mit letzter Sicherheit zu kalkulierenden Risiken der Endlagerung.
Sicherheitsstudien haben wiederholt versucht, das trotz aller Sicherheitsvorkehrungen nicht auszuschließende Risiko abzuschätzen. Die erste dieser Risikoanalysen war der 1975 in den Vereinigten Staaten aufgestellte Rasmussen-Report, der mit einem Reaktorunglück in der Größenordnung einer Kernschmelze in 20 000 Reaktorbetriebsjahren rechnete. Deutsche Risikostudien ergaben Zahlen von 10 000 und 33 000 Jahren. Das letztlich nicht vermeidbare, so genannte Restrisiko ist nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 1978 dem Bürger zuzumuten.
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