Über lange Zeit war die Entwicklung von Glas vom Stand der Feuerungstechnik bestimmt. Mit Glas umzugehen war eine Kunst, die nur wenige beherrschten. Die bei der Bronzeschmelze verwendeten Öfen waren zu einfach, um ein blasenfreies, leicht verformbares Glas zu erschmelzen.
Etwa um 3000 v.Chr. begannen in Ägypten Glasmacher, planmäßig Schmuckstücke und kleine Gefäße herzustellen. Um einen festen Sandkern oder Tonkern herum modellierten sie auf 900°C abgekühltes, zähflüssiges Glas.
Ab 1500 v.Chr. hatten die ägyptischen Glasmacher ihre Technik um einen wichtigen Schritt erweitert: Um Salben- oder Ölbehälter anzufertigen, wurde ein keramischer Kern als Negativform benutzt. An einer Stange befestigt tauchte der Handwerker die Form in die flüssige Glasmasse ein - es entstand das erste brauchbare Hohlglas.
Durch ständiges Drehen des Kerns in der Schmelze haftete das Glas an der Form. Mittels Wälzen auf glatter Steinplatte konnte seine Oberfläche geglättet oder durch Ornamentierung der Wälzfläche auch mit Verzierungen versehen werden. Henkel oder Trageösen kamen hinzu.
Zur Glasschmelze wurden die erreichbaren Rohstoffe herangezogen. Durch Zugabe von Kupfer- oder Kobaltverbindungen entstanden Blaufärbungen. Auch Glas mit braunem Aussehen war anzutreffen. Die Tontafelbibliothek des assyrischen Königs Ashurbanipal (668-626 v.Chr.) enthielt Keilschrifttexte mit Glasrezepten, von denen das älteste in etwa so lautet: \"Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile Asche aus Meerespflanzen, 5 Teile Kreide - und Du erhältst Glas.\"
Dieser Glassatz, wie der Fachmann sagen würde, enthält auch alle heute noch verwendeten wesentlichen Rohstoffe, wenn auch in groben Mengenverhältnissen. Der niedrige Anteil an Sand lässt jedoch darauf schließen, dass man selbst um die Mitte des letzten vorchristlichen Jahrhunderts noch keine hohen Schmelztemperaturen erreichte und nur weiches Glas zu fertigen vermochte, das sich gerade zur Verformung für einfache Gefäße und andere Waren eignete.
Im Laufe der Jahrhunderte verbreitete sich die Kunst des Glasmachens immer mehr. Bald gab es im Niltal von Alexandria bis Luxor so viele Betriebe, dass zumindest für vorgeschichtliche Verhältnisse von einer Glasindustrie gesprochen werden kann. Ähnlich entwickelten sich die Dinge zwischen Euphrat und Tigris im Irak, in Syrien, auf Zypern und Rhodos.
Um 1000 v.Chr. schufen die Glasmacher im östlichen Mittelmeer und in den angrenzenden Regionen immer größere Gefäße und Schalen durch Entwicklung neuer Verfahren. So wurden beispielsweise aus verschiedenfarbigen Glasfäden gefertigte Glasstäbe in Scheiben geschnitten, in Formen gelegt und die Zwischenräume mit Glas ausgegossen. Auch einfache Guss- und Pressmethoden waren bereits bekannt. Doch hatte man mit der Herstellung flacher und tiefer Schalen die technischen Möglichkeiten ausgeschöpft.
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