Mehr als 400 Millionen Jahre vergingen, bis durch chemische Umwandlungsprozesse und Photosynthese aus organischen \"Abfällen\" der Natur die fossilen Bodenschätze der Erde entstanden. Heute verbrennt die Menschheit an einem Tag mehr fossile Energie als sich in tausend Jahren Erdgeschichte gebildet haben. Seit Beginn der industriellen Revolution kletterte der Energieverbrauch stetig. Im Zeitraum von 1860 bis 1985 stieg er um das 60fache. Zwischen 1970 und 1990 wurde die unglaubliche Menge von 450 Milliarden Barrel (1 Barrel = 119,228 Liter) Erdöl, 90 Milliarden Tonnen Kohle und 31 Billionen Kubikmeter Erdgas verbrannt.
Der Zugriff auf die Ressourcen ist höchst ungleich verteilt: 72 Prozent der Energie wird von den Industrienationen - das sind ein Viertel der Weltbevölkerung - beansprucht. Ein Europäer verbraucht beispielsweise durchschnittlich 10 bis 30 mal mehr kommerziell gelieferte Energie als ein Bewohner des Landes der \"Dritten Welt\"; die Nordamerikaner bringen es auf das 40fache. Damit emittieren die Bewohner des Nordens 80 Prozent aller Treibhausgase, die die Erde künstlich aufheizen. Temperaturanstieg ohne gleichen Im vergangenen Jahrzehnt sind zahlreiche Studien über die Zukunft von Energiewirtschaft und Klima erschienen - mit düsteren Vorhersagen: Trotz Treibhauseffekts ist in den kommenden vierzig Jahren mindestens mit einer Verdoppelung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe und mit einem noch stärkeren Ausbau der Atomenergie zu rechnen - wenn die Menschen mit der Verschwendung fortfahren. Das belegen Szenarien vom Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) beziehungsweise von der amerikanischen Environmental Protection Agency (USEPA): Nach beiden Modellen erhöht sich der Verbrauch fossiler Brennstoffe bis zum Jahr 2030 um mehr als das Doppelte. Die Kohlendioxidemissionen würden sich bis zum Jahr 2030 weltweit verdoppeln und bis 2100 um 350 bis 450 Prozent erhöhen. Inwieweit sich als Folge hiervon der CO2-Gehalt in der Atmosphäre erhöht, ist von mehreren Faktoren abhängig, z.B. davon, wieviel CO2 in den Ozeanen oder der Vegetation gespeichert wird, wie schnell die Zerstörung der Regenwälder voranschreitet und welche anderen Effekte hinzukommen (s.Rückkopplungseffekte).
Die Enquête-Kommission des Deutschen Bundestages geht davon aus, daß sich der CO2-Gehalt in der Atmosphäre bei Fortführung der bisherigen Energiepolitik bis zum Jahr 2025 verdoppeln wird.4 Andere Autoren sagen eine Verdoppelung bis zum Jahr 2060 voraus.5 Dies bedeutete nach Einschätzung der Autoren des \"Fossil free energy scenario\" (FFES) bis zum Jahr 2100 einen in der Geschichte beispiellosen globalen Temperaturanstieg um vier Grad Celsius, evtl. sogar mehr. Die Folgen für das Klima wären fatal: Auch wenn die Prognosen im Detail variieren, teilen alle Wissenschaftler die Aussage, daß mit einem Temperaturanstieg zu rechnen ist, der höher ist als alle Temperaturschwankungen in den letzten 10.000 Jahren. Was würde ein erhöhter Verbrauch von fossilen Brennstoffen in Zukunft bedeuten? Er hätte nicht nur katastrophale Folgen für das Klima. Hinzu käme ein ungeheurer, mit der Deckung des zusätzlichen Energiebedarfs verbundener technischer und finanzieller Aufwand.
Nötig wären:
- Die Inbetriebnahme eines 1000-MW-Kohlekraftwerks alle zwei Tage
- Die Verdoppelung der Ölförderung in OPEC-Ländern
- Die Erschliessung neuer Ölfelder in der Größe des 672 Kilometer großen Feldes von Prudhoe Bay in Alaska alle ein bis zwei Monate
- Der Bau eines neuen Atomkraftwerks alle sechs bis acht Wochen
- Nach Schätzungen des IPCC und der USEPA6 müßten in den nächsten dreißig Jahren allein für Kraftwerke weltweit 7.785 Milliarden Dollar hingeblättert werden. Das World Energy Council (1993) beziffert den Kapitalbedarf für den weltweiten Ausbau der Energieversorgung bis 2020 auf ca. 30.000 Milliarden Dollar.
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