Techno erblickt das Licht des Geldes /
Die Technozid-Parties 1991 werden abgelöst von Unternehmungen, die heute den Massencharakter der Techno-Bewegung symbolisieren. Mit dem Wachsen der Love Parade und der ersten Mayday-Parties beginnt langsam aber sicher der Weg vom Untergrund zum Mainstream. Techno wird zum Pop der Neunziger.
Die stetig wachsende Zahl der Techno-Anhänger zieht zwangsläufig auch die kommerzielle Vermarktung aller Techno-Veranstaltungen nach sich. Dies trifft im wahrscheinlich höchsten Maße die Vermarktungsstrategie der größten Techno-Innovation, nämlich die der Love Parade. Diese Veranstaltung lockte bislang jedes Jahr mehr (!) Techno-Sympathisanten an: 1996 kommen insgesamt ca. 750.000 Menschen nach Berlin (was eine Verdopplung der Teilnehmerzahl von 1995 entspricht !), um bei dem ungefähr dreitägigen \"Techno-Taumel\" dabeizusein.
Mit der einstigen Untergrundzeremonie hat die Massenekstase von heute kaum noch etwas zu tun. Die jährliche Love Parade als das \"Woodstock der Techno- & House-Generation\". Underground und Overground, Avantgarde und Mainstream, Camel-Promotion, XTC und CDU, die Techno-Bewegung scheint sich im kulturell Beliebigen zu verlieren.
Der Entwicklungsprozeß der Techno-Szene ist beeindruckend: 1991 kommen 6000 Raver nach Berlin, um die noch junge Bewegung begeistert zu feiern. Dreimal soviel wie 1990, vierzig mal soviel wie 1989. Alle Techno-Involvierten aus ganz Deutschland reisen an, um die Love, Peace & Unity-Ravolution zu erleben.
\"Frontpage und die Love Parade haben ein besonderes Verhältnis: Bis 1990 war die Parade eine reine Berliner Veranstaltung, bei der ca. 2000 Leute über den Ku\'damm zogen. Dann traf Dr. Motte auf den Frontpage-Chefredakteur Jürgen Laarmann und man verabredete, daß Frontpage erstmals auch überregional die Werbetrommel für die Parade rühren solle, so daß auch die Anhänger von Love, Peace, Unity, House & Techno aus Deutschland und dem angrenzenden Ausland nach Berlin kommen könnten, um die Idee mitzuzelebrieren.\"
Diese neue Werbekomponente, ein gratis verteiltes bundesweites Techno-Magazin macht Werbung für die kostenlose Party Love Parade, trug wesentlich dazu bei, daß sich dieses Open-Air-Ereignis zum Massenerlebnis wandelte.
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