Familie und Kindheit
Johann Sebastian Bach ist am 21. März 1685 in Thüringen in einem kleinen Ort namens Eisenach geboren. Sein Vater Ambrosius was selbst Musiker, wie die meisten der Bach - Familie, und arbeitete in Eisenach als Stadtpfeifer. Seine Mutter, Elisabeth Lämmerhirt, war die Tochter eines Kutschers aus Erfurt, lutheranischen Glaubens. Johann Sebastian war das sechste noch lebende Kind des glücklichen, aber doch relativ armen Ehepaars. Er wurde am 23. März 1685 in der St.-Georgen-Kirche getauft. Die Familie Bach lebte trotz des guten Ansehens bescheiden und auf engem Raum, wodurch ihnen der Glaube an Gott und die Musik sehr wichtig geworden sind. Der älteste Sohn der Familie, Johann Christian, war ebenfalls ein sehr guter Musiker, er war bereits in jungen Jahren Schüler von Johann Pachelbel.
Johann Sebastian selbst war schon mit acht Jahren ein sehr aufgeweckter Junge. Er war vorneherein sehr fasziniert von der Musik und lernte das Violine-Spielen von seinem Vater. In dieser Zeit besuchte er die Lateinschule in Eisenach, die sich aus Katechismus und biblische Geschichte spezialisierte. Er war einer der besten Schüler der ganzen Schule und entdeckte dort sein Talent zum Singen. Er begann im Chor der Schule zu singen und trat schon bald öffentlich in der St.Georgen - Kirche an Hochzeiten und sonstigen Feiern auf.
1694 nahm seine bislang glückliche Kindheit eine schreckliche Wende. Bach verlor zunächst seine Mutter Elisabeth Lämmerhirt und ein viertel Jahr später auch noch seinen geliebten Vater. Johann Sebastian zog daraufhin zu seinem älteren Bruder Johann Christoph nach Ohrdruf. Johann Christoph war selber Musiker und spielte Orgel "zu Ehren Gottes", was ein Vorbild für Sebastian darstellte. In Ohrdruf besuchte er die Klosterschule Lyzeum, die für ihre lutherische - strenge Orthoxie bekannt war und an der auch Musik unterrichtet wurde.
Als Bach 15 Jahre alt war, erhielt er ein Empfehlungsschreiben von seiner Schule für die Lüneburger Klosterschule, die Plätze für Freischüler anbot. Er lebte dort im Michaeliskloster, das für seine Musikbibliothek mit geistlichen Werken bekannt war. Dort lernte Bach auch französische und integrierte sich in die höhere Gesellschaft. Er machte dort wichtige Bekanntschaften, die sein restliches Leben prägten. So lernte er die Musiker Reincken und Böhm kennen, die ihm das Orgelspielen lehrten.
Arbeit als Organist
Nachdem er die Schule beendet hatte, bewarb er sich in Arnstadt, nahe seinem Geburtsort, um die Stelle als Organist in der "Neuen Kirche", die er mit Leichtigkeit bekam. Er bekam aufgrund seines guten Orgelspiels ein ungewöhnlich hohes Gehalt und lebte sich in der Stadt, in der viele seiner Vorfahren lebten, schnell ein. Er lernte dort auch seine Cousine zweiten Grades Maria Barbara kennen und lieben. Doch in Arnstadt kamen auch seine schlechten Charaktereigenschaften zum Vorschein. Bach galt als unnachgiebig und halsstarrig und verlor schnell die Beherrschung. Dadurch geriet er mit den Bewohnern von Arnstadt oft in einen Konflikt, auch nachdem er sich weigerte, den dortigen Chor zu leiten. Nachdem er nach einem verlängerten Urlaub in die Kirchenlieder eigensinnig Nebenmelodien, Gegenstimmen und Variationen reinmischte, sodass die eigentliche Melodie schwer zu erkennen war, war die Empörung natürlich groß. Bach verließ daraufhin Arnstadt und bekam eine Stelle als Organist in Münchhausen. Doch er kehrte am 17. Oktober 1707 noch einmal nach Arnstadt zurück, um seine geliebte Maria Barbara Bach zu heiraten.
1708 zog es Bach nach Weimar, wo er eine Stelle als Hoforganist und Kammermusiker von Herzog Wilhelm Ernst angeboten bekam. Er bekam dort ein so hohes Gehalt, dass er ohne Probleme eine Familie gründen konnte. Noch im selben Jahr wurde seine älteste Tochter Catharina Dorothea geboren.
In dieser Zeit verfasste Bach die vermutlich erste überlieferte weltliche Kantate - die Jagdkantate, daraufhin wurde er zum Konzertmeister ernannt.
Trotz seiner hohen Stellung am Weimarer Hof verließ er Weimar 1717 um in Köthen als Hofkapellmeister und Direktor der Kammermusik zu arbeiten. Dort fand er ein hohes musikalisches Niveau des Orchesters, das Bach in seinem künstlerischen Schaffen motivierte. Diese Stelle brachte ihm Ansehen, Glück und Wohlstand ein. Doch leider währte das Glück nicht lange, denn seine 36-jährige, treue und verständnisvolle Gattin und die Mutter seiner sieben Kinder starb 1720 nach kurzer Krankheit. Somit war sein wohl glücklichster Lebensabschnitt beendet.
Im Jahr 1721 heiratete er Anna Magdalena Wilcke. Aus dieser Verbindung gingen insgesamt dreizehn Kinder hervor, aber nur sechs überlebten. 1723 wurde Johann Sebastian Bach Thomaskantor in Leipzig. Dort widmete er sich seiner eigentlichen Stärke, der Kirchenmusik. In der Funktion eines städtischen Musikdirektors sorgte er für die Komposition und Aufführung in den Leipziger Hauptkirchen. Zu seinen weiteren Aufgaben zählte der Unterricht an der Thomasschule in den Fächern Latein, Katechismus und Musik. Obwohl er sich oft mit seinen Vorgesetzten anlegt, füllte diese Stelle insgesamt die nächsten 27 Jahre aus, in denen ein großes Oeuvre der Kirchenmusik entstand.
Bachs Werke
Bach hatte sich schon sehr früh auf die Kirchenmusik spezialisiert.
Er beherrschte in außerordentlicher Weise das Cembalo- und Orgelspiel. Seine Kunst des Improvisierens im polyphonen Stil war hoch ausgebildet. Die höchste Kunstform der Barockmusik, die Fuge, führte Bach zu ihrem Höhepunkt. Seine Werke sind gekennzeichnet von dynamischer Melodik, einem hohen Maß an Ausdrucksvariation und Harmonie. Johann Sebastian Bach beherrschte - ausgenommen die Oper - alle musikalischen Möglichkeiten in seiner Zeit.
Er schrieb eine ganze Reihe geistlicher Kantate, wahrscheinlich mehr als jeder andere, Orgelwerke, Violinkonzerte, Orchesterwerke, die berühmte Kunst der Fuge und natürlich die Johannes- und Matthäuspassion. Aber auch die h - Moll - Messe und das Weihnachtsoratorium mit ihrer gedanklichen und emotionalen Tiefe gehören zu Bachs bedeutendsten Werken.
Bach war bekannt dafür, dass er unter jede seiner Kompositionen das Kürzel DSGl - Deo Soli Gloria (Gott allein sei Ruhm) setzte.
Die Matthäuspassion
Bach komponierte die Matthäuspassion anlässlich eines Gottesdienstes am Karfreitag. Sie hatte ihre Uraufführung am Karfreitag, den 11. April 1729 in der Thomaskirche in Leipzig und befasst sich mit dem Leiden und Sterben Christi nach dem Matthäusevangelium. Sie ist mit drei Stunden Dauer das umfangreichste Werk Bachs und zweifellos der Höhepunkt von Bachs Kompositionen. Sie ist eines der bedeutendsten Werke der geistlichen Musik.
Das Werk besteht aus fünf Akten, in denen die fünf verschiedenen Handlungsorte und Ereignisse des Geschehens beschrieben werden. Die Texte sind von Matthäus, Luther, dem Dichter Christian Friedrich Henrici (Picando)und aus Ausschnitten verschiedener protestantischer Kirchenlieder.
Da die Passion eine Predigt umrahmen sollte, ist sie in zwei Teile aufgeteilt. Der erste Teil beinhaltet Judas Verrat, das Abendmahl und das Gebet am Ölberg bis zur Gefangennahme. Im zweiten Teil kommen das Verhör vor den Hohepriestern, Petrus' Verleugnung, Jesus vor Pilatus, Jesu Geißelung, Kreuzigung und Grablegung vor.
Im Gegensatz zur Johannespassion ist die Matthäuspassion episch breiter, objektiver und weniger dramatisch, aber auch von lyrisch-betrachtender Art und somit inniger in der Haltung.
Die Passion besteh aus 15 Szenen - Rezitative, Arien und Chören - die das Geschehen ausmalen und so die Gefühle der Gläubigen wiedergeben. Die Chöre bilden dabei immer wieder Höhepunkte, wie auch schon der Eingangschor Nr. 1 " Kommt ihr Töchter helft mir klagen", der zum Größten und Monumentalsten gehört, was Bach je geschaffen hat. Mit einer Arie wird jede Szene abgeschlossen, was zur Verinnerlichung führen soll. Dadurch wird ein wichtiges Merkmal der Passion deutlich - das Drama soll sich in der Menschenseele abspielen. Besonders ist hierbei vor allem, dass sie die Gemeinde direkt anspricht und mitfühlen lässt.
Um die Tragik des Geschehens deutlich zu machen, verwendet Bach nahezu durchgehend Moll - Tonarten.
Bach ist es gelungen, ein nahezu perfektes Werk zu komponieren, das die unterschiedlichsten Stile vereinigt und doch ist es nach seinem Tod schnell in Vergessenheit geraten. Erst 100 Jahre später wurde es am 11. März 1829 unter der Leitung von Felix Mendelssohn Bartholdy erneut aufgeführt. Seitdem wird diese wohl größte Passion ehrfürchtig bewundert.
Krankheit und Tod
Ab 1730 kehrte Ruhe in Bachs Leben ein, wahrscheinlich hatte er das "Höchste" bereits erreicht und somit seinen Ehrgeiz verloren. Sein letztes und leider unvollendetes Werk ist "Die Kunst der Fuge", an dem er schon mehrere Jahre zuvor gearbeitet hatte.
In den letzten Jahren von Bachs Leben litt er an einer Augenkrankheit, vermutlich am Grauen Star. Nachdem selbst zwei Operationen nichts mehr nützten, musste Bach sich damit abfinden, zu erblinden. Wenige Tage nach den Operationen starb Bach am 28. Juli 1750 an einem Schlaganfall mit 65 Jahren. Nach zweimaliger Umbettung ist sein Grab heute in der Thomaskirche in Leipzig. |