Die Uraufführung am 22. Januar 1934[62] war ein gewaltiger Erfolg. Ihr folgte zwei Tage später die Moskauer Erstaufführung. Binnen zweier Jahre wurde das Stück 83mal in Leningrad und 94mal in Moskau gespielt. Dann trat das Verhängnis ein. Stalin sah sich eine Moskauer Aufführung an und verließ in der Pause wütend das Theater. Einen Monat später, am 28. Januar 1936, erschien in der Prawda der zweifellos von ihm inspirierte Artikel "Chaos statt Musik[63]", der das Werk verdammte. Er verschwand sofort von beiden Bühnen, und Schostakowitsch, in Ungnade gefallen, wurde selbst von seinen Freunden gemieden. Eigenem Bekunden nach fürchtete er in der damaligen Situation - der Zeit der großen Säuberungen - um sein Leben. Der Vorgang war umso unverständlicher, als die Gestalt, in der das Stück auf die Bühne gekommen war, bereits starke Abmilderungen gegenüber der Urgestalt in Text und Musik enthielt. In der Sowjetunion verboten, wurde die Oper jedoch im übrigen Europa - außer im nationalsozialistischen Deutschland - und Amerika weiterhin erfolgreich gespielt. Nach Stalins Tod unterzog Schostakowitsch sein Stück einer 1956 begonnenen Revision, die weitere Glättungen brachte. Auch dann dauerte es noch bis zum 08. Januar 1963, ehe die Oper wieder in Russland gespielt werden durfte. 1959 kam in Düsseldorf die letzte Aufführung der Fassung von 1935 zustande, dann verbot der Komponist weitere Wiedergaben davon. Nach Schostakowitschs Tod gelang es Mstislaw Rostropowitsch[64], eine Partiturabschrift der Urfassung in den Westen zu bringen. Seine Pariser Schallplatteneinspielung ließ 1979 die musikalische Überlegenheit der Urfassung gegenüber den späteren Revisionen erkennen. Die szenische Erstaufführung dieser Urfassung fand 1980 in Wuppertal statt. Seitdem hat sich die Urfassung fast überall, außer in den Staaten der früheren
Sowjetunion, durchgesetzt. Insgesamt gibt es keinen Zweifel mehr daran, dass "Lady Macbeth von Mzensk" zu den bedeutendsten Schöpfungen des Musiktheaters zählt.
5.3 Handlung der Oper
5.3.1 Personen:
Boris Timofejewitsch Ismailow (Bass), Kaufmann
Sinowi (Tenor), sein Sohn
Katerina (Sopran), dessen Frau
Sergej (Tenor), ihr Geliebter
Aksinja (Sopran), Köchin
Pope (Bass)
Betrunkener (Tenor)
Polizeichef (Bass)
Sonjetka (Alt), Strafgefangene
Russland, Landkreis Mzensk, um 1850
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