Die Lichtempfindlichkeit, auch Filmempfindlichkeit, eines Filmes ist als ISO-Zahl auf jede Filmverpackung gedruckt. ISO steht für `International Organization for Standardization\' und setzt sich aus den bis Mitte der 80er Jahre üblichen DIN (Deutsche Industrienorm)- und ASA (American Standards Association)-Werten zusammen.
Zur Ermittlung der Filmempfindlichkeit wird mit einer genau dosierten Lichtmenge auf den Film ein Durchsichtsgraukeil aufbelichtet. Das ist eine transparente Folie, deren Lichtdurchlässigkeit stufenförmig in 0,1 Dichtewerten zu- oder abnimmt. An seiner hellsten Stelle läßt der Graukeil praktisch das gesamte Licht hindurch, im darauffolgenden Streifen 1/1,26, danach 1/1,6 usw. Der letzte Streifen läßt schließlich überhaupt kein Licht mehr hindurch. Die Keilstufe, welche die Schwärzung 0,1 über dem Grundschleier erzielt, bestimmt die Filmempfindlichkeit. Multipliziert man deren Wert mit 10, erhält man die DIN-Zahl
Eine Verdoppelung der Lichtempfindlichkeit drückt sich entweder in einer Verdoppelung des ASA-Wertes oder Erhöhung des DIN-Wertes um drei aus. So ist beispielsweise ein 200 ASA-Film doppelt so lichtempfindlich wie ein 100 ASA-Film; gleichbedeutend ist ein 24 DIN-Film doppelt so lichtempfindlich wie ein 21 DIN-Film. Entsprechendes gilt natürlich für die aus ASA und DIN zusammengesetzte ISO-Zahl: ISO 200/24 ist doppelt so lichtempfindlich wie ISO 100/21 DIN-Zahl-Differenzen bedeuten das 10-fache der Dichtedifferenzen, ASA-Zahlen drücken den Faktor des Empfindlichkeitsunterschieds direkt aus, wobei allerdings nach Gutdünken gerundet wird.
Um die Lichtmengenunterschiede zu ermitteln, die bei unterschiedlichen Filmempfindlichkeiten die gleiche Belichtung erzielen, muß der Fotograf bei den DIN-Zahlen 10 mit dem Zehntel der DIN-Differenz potenzieren. Das ist ohne Taschenrechner äußerst unpraktisch.
Eine Differenz von 1 DIN bedeutet in bezug auf eine höhere DIN-Zahl die 1,26-fache, 2 DIN Unterschied die 1,6-fache und 3 DIN Unterschied die 2-fache Lichtempfindlichkeit. Bei einer niedrigeren Filmempfindlichkeit muß man durch diese Faktoren teilen. Das Ausrechnen ist dann einfach, wenn die Differenz zwischen neuer und alter DIN-Zahl sich ganzzahlig ohne Rest durch 3 teilen läßt. Weil eine Veränderung um drei DIN einer Verdoppelung oder Halbierung entspricht, muß man so oft verdoppeln bzw. halbieren, wie die Empfindlichkeit um drei DIN geändert wurde. Wenn ein Film eine um 6 DIN höhere Empfindlichkeit besitzt, wurde die Empfindlichkeit um zwei mal drei DIN verändert. Folglich hat sich die Empfindlichkeit zwei mal verdoppelt, also vervierfacht.
Einfacher kann der Fotograf mit den ASA-Zahlen rechnen. Dabei ermittelt man den Faktor der Lichtempfindlichkeitsänderung, indem man den alten ASA-Wert durch den neuen teilt: Ein 800-ASA-Film ist 8mal so lichtempfindlich wie ein 100-ASA-Film, ein 1000-ASA-Film ist 10 mal lichtempfindlicher. Tabelle 1 zeigt eine Gegenüberstellung gleichwertiger ASA und DIN-Zahlen, die zusammengesetzt den ISO-Wert ergeben.
Wenn im folgenden die Filmempfindlichkeit angesprochen wird, so verwende ich die gebräuchlicheren ASA-Werte. Selbst wenn auf modernen LC-Displays der Kameragehäuse häufig ISO steht, so findet sich normalerweise nicht der ISO-Wert daneben, sondern lediglich der ASA-Wert.
Je weniger Licht zur gleichen Schwärzung des Films erforderlich ist, desto lichtempfindlicher ist er. Man kann dann auch noch bei schwachem Licht ohne Stativ frei aus der Hand fotografieren. Um die Filme nach ihrer Lichtempfindlichkeit zu charakterisieren, verwendet man die Begriffe niedrig-, mittel- und hochempfindlich. Welche ASA-Zahlen einen niedrig-, mittel- oder hochempfindlichen Film kennzeichnen, hängt einerseits vom Filmmaterial, Schwarzweiß, Farbe, Dia oder Negativ, ab und andererseits vom Entwicklungsstand der Filmtechnik.
Schwarzweißfilme und Filme mit fortgeschrittener Emulsionstechnik haben in der gleichen Empfindlichkeitsklasse, z.B. mittelempfindlich, eine höhere ASA-Zahl. So ist ein Farbdiafilm mit 200 ASA zur Zeit schon hochempfindlich, während ein Farbnegativfilm dieser ASA-Zahl mittelempfindlich ist. Natürlich sind die Übergänge zwischen den einzelnen Kategorien nicht scharf, sondern fließend. Ein Film mit 64 ASA ist nicht zwangsweise niedrigempfindlich, wenn ein Film mit 100 ASA mittelempfindlich ist. Er kann beiden Klassen zugeordnet werden.
An dieser Stelle muß noch erwähnt werden, daß hochempfindliche Filme gelegentlich noch in höchstempfindliche und niedrigempfindliche in niedrigstempfindliche Filme eingeteilt werden. Weil es aber bereits für die übliche Einstufung niedrig, mittel, hoch, keine verbindliche Norm gibt und diese häufig unterschiedlich vorgenommen wird, soll hier darauf verzichtet werden.
Niedrigempfindliche Filme zeichnen sich durch hohe Schärfe aus. Wenn das Bild stark vergrößert wird, z.B. auf 30x40 cm oder größer, eignen sich diese Filme wegen ihrer Feinkörnigkeit am besten. Aufgrund des kleinen Korndurchmessers sind sie jedoch nur gering lichtempfindlich, da die kleinere Kornoberfläche weniger Licht auffangen kann als eine große. Die Gradation ist im allgemeinen steiler als bei höherempfindlichen Filmen, was zur Folge hat, daß diese Filme weniger Grauabstufungen und einen geringeren Belichtungsumfang besitzen.
Farbdiafilme bis zu einer Empfindlichkeit von ca. 50 ASA und Farbnegativfilme bis zu etwa 100 ASA können als niedrigempfindlich eingestuft werden. Wenn man nicht so streng ist, kann man sogar noch Schwarzweißfilme bis zu 400 ASA dazurechnen.
Aufgrund der geringen Empfindlichkeit muß man die Kamera häufig auf ein Stativ schrauben, um verwacklungsfrei fotografieren zu können. Das gilt besonders dann, wenn lichtschluckende Filter, wie beispielsweise Rotfilter, eingesetzt werden. Deshalb verwendet man niedrigempfindliche Filme vorwiegend für statische Motive, z.B. bei Landschafts- oder Architekturaufnahmen. Diese Motive erfordern meist eine gute Schärfe und bewegen sich nicht, so daß sie mit langen Verschlußzeiten fotografiert werden können.
Mittelempfindliche Filme sind ein guter Kompromiß zwischen niedrig- und hochempfindlichen. Sie werden auch als Standard- oder Allroundfilme bezeichnet. Mittelempfindliche Filme haben einerseits noch feines Korn und sind andererseits empfindlich genug, um damit meistens frei aus der Hand fotografieren zu können.
Mittelempfindlich sind Farbdiafilme um 100 ASA sowie Farbnegativfilme um 200 ASA. Unter nicht allzu strengen Maßstäben zählen auch noch Schwarzweißfilme um 400 ASA dazu.
Diese Filme eignen sich besonders dann, wenn man nicht schon im voraus weiß, was man fotografieren möchte oder vermutlich auf die unterschiedlichsten Motive treffen wird und dafür denselben Film verwenden will. Ist von vornherein klar, daß man nur Häuser oder Landschaften fotografiert, so verwendet man einen niedrigempfindlichen Film und nimmt ein Stativ mit. Will man hingegen aber Schnappschüsse, Architektur und eventuell sogar noch Sportaufnahmen mit dem gleichen Film fotografieren, so ist der Standardfilm die vernünftigste Wahl. Auf die unterschiedlichsten Motive trifft man beispielsweise im Urlaub oder allgemein auf `Fototouren\' ohne feste Motivwahl.
Hochempfindliche Filme besitzen gröberes Korn und sind deshalb nicht so gut vergrößerungsfähig. Dafür weisen sie aufgrund der üblicherweise flacheren Gradation einen größeren Belichtungsspielraum auf. Das macht sie insbesondere auch für Motive mit starken Helligkeitsunterschieden interessant, die niedrigerempfindliche Filme aufgrund ihres geringeren Belichtungsumfangs nicht mehr befriedigend wiedergeben können.
Sie werden hauptsächlich für schnell bewegte Motive und für Fotos bei schwachem Licht aus freier Hand eingesetzt. Das sind beispielsweise Sport- oder Tieraufnahmen oder Fotos in Innenräumen ohne Stativ. Hochempfindliche Filme eigenen sich auch hervorragend für Schnappschüsse. Hierbei kann man die Entfernung am Objektiv voreinstellen und eine kleine Blende wählen, so daß es möglich ist, ohne weitere Entfernungseinstellung blitzschnell auszulösen. Dabei werden innerhalb eines großen Bereiches, z.B. von einen bis fünf Metern, alle Aufnahmen scharf. Dieses sogenannte Schnappschußverfahren wird später erklärt.
Farbdiafilme ab 200 ASA können bereits als hochempfindlich bezeichnet werden, bei Farbnegativfilmen gilt dies ab etwa 400 ASA, bei Schwarzweißfilmen ab 800 ASA.
Auf dem Markt sind gegenwärtig Farbdia- sowie Farbnegativ- und Schwarzweißnegativfilme bis zu 3200 ASA erhältlich. Durch eine Spezialentwicklung, wobei die Entwicklungszeit verlängert wird, können die Filme noch etwa bis um das Vierfache in der Empfindlichkeit gesteigert werden, Schwarzweißfilme noch stärker. Dadurch ist es möglich, bei schlechten Lichtverhältnissen, wenn man z.B. nur einen 400 ASA-Film zur Hand hat, an der Kamera 800 ASA oder auch 1600 ASA einzustellen. Voraussetzung ist, daß der ganze Film mit dieser Einstellung belichtet wird. Außerdem muß man das Fotolabor extra darauf hinweisen, damit es eine Spezialentwicklung vornimmt. Der eben beschriebene Vorgang wird auch Pushen genannt. Je weniger dabei die Filmempfindlichkeit gesteigert wird, desto besser fallen die Ergebnisse aus.
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