Zwischen 1900 und 1902 hielt sich Picasso mehrmals in Paris auf, wo er sich 1904 endgültig niederließ. Durch eine Ausstellung von 75 seiner Werke bei dem prominenten Kunsthändler Ambroise Vollard lernte er den Dichter Max Jacob kennen, mit dem er das Atelierhaus Bâteau-Lavoir ( zu Deutsch:"Wäschekahn") bezog, das zu einem "Tempel des Kubismus" und Zentrum der zeitgenössischen Künstlerschar wurde. Picasso nahm in dieser Schaffensphase zahlreiche Stilelemente des Spätipressionismus, Jugendstils und Symbolismus auf. Das Blaue Zimmer macht diesen Einfluss deutlich und demonstriert zugleich die Entwicklung eines ersten eigenständigen Stiles, der in den folgenen Jahren seine Werke beherrschte. Die einheitliche Farbgebung der "Blauen Periode" entspricht einem durchgängigen melancholischen Grundton, in dem der Künstler Motive menschlichen Elends (Blinde, Bettler, Trinker, Prostituierte) zur Darstellung brachte. Das anspruchsvollste Werk der Blauen Periode ist " Das Leben".
Im Hintergrund des Bildes sieht man zwei Zeichnungen mit zusammengekauerten Aktfiguren, die an van Goghs "Sorrow"(zu Deutsch Kummer) erinnern. Die in die Vertikale gestreckten Körper erinnern auch hinsichtlich des verklärten Ausdrucks an die Heiligenbilder El Grecos.
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