Es gibt eine Reihe photographischer Themenbereiche, für deren optimale technische Bewältigung ein ganz bestimmter Kammeratyp die beste Lösung ist; die Portraitphotographie gehört sicher nicht zu jenen photographischen Themen, für die einem bestimmten Kameratypus der Vorzug zu geben wäre. Grundsätzlich kann für die Portraitphotographie jedes Kamerasystem - soweit es eine Reihe technischer Mindestanforderungen erfüllt - verwendet werden; die ideale Portraitkamera gibt es also nicht. Die Wahl für oder gegen ein bestimmtes System muß man selbst nach der Aufgabenstellung, seiner persönlichen Arbeitsweise und seinem Stil und den gegebenen Möglichkeiten treffen. Ich habe mich für eine Spiegelreflexkamera entschieden, da man bei diesem System die Möglichkeit besitzt es beliebig durch Zubehör zu erweitern. Auch bietet diese Kamera eine manuelle Steuerung der Belichtungszeit und Blendenwahl, wodurch man die Tiefenschärfe beeinflussen kann. Außerdem sieht man bei diesen Kameras ein Sucherbild, dessen Bildausschnitt und Schärfe völlig mit der Abbildung auf dem Film übereinstimmt. Trotz der Vielseitigkeit und Schnelligkeit hat es den Nachteil des relativ kleinen Negativformats. Beim Vergrößern der Bilder muß man höchste Sorgfalt walten lassen, da Staub und kleinste Kratzer sich als riesige Störgebilde auf dem Abzug auswirken können. Ebenfalls wird die Körnigkeit des Films bei relativ starken Vergrößerungen (ab 30 x 40 cm) sichtbar, die meistens als störend empfunden wird. Doch manche Photographen benutzen diese Körnigkeit als zusätzliche Akzentuierung ihrer Bilder. Leider ist es mir, trotz größter Achtsamkeit, nicht gelungen kleinste Staubpartikel während der Belichtung des Papiers fernzuhalten. Vorteilhafter wäre hier die Verwendung einer Mittelformatkamera mit einer Negativgröße von 6 x 9 cm, die die oben genannten Nachteile um ein Vielfaches verringern würde, doch eine Verbesserung dieser Art ist nur eine Preisfrage.
Eines sei jedoch angefügt: So wichtig die technische Ausrüstung auch in der Portraitphotographie ist, über die Qualität der Bilder entscheidet letztendlich nicht die Kamera, sondern die Person, die dahinter steht.
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