Im Mittelalter gibt es nur einen Reisegrund: die Pilgerreise. Die wichtigsten Reiseziele sind Jerusalem, Rom und Santiago. Im Wesentlichen gibt es 3 Berichtarten: Die Pilgerführer, meist lateinisch geschrieben, haben im 12. Jh. einen großen Erfolg. In ihnen sind nur die wichtigsten Orte verzeichnet, aber nie eigene Erfahrungen des Autors. Außerdem sind sie alle sehr ähnlich, da die Autoren von einer einzigen Vorlagen abschrieben. Die 2. Gruppe sind die Itinerare, in denen eine selbst erlebte Reise in Ichform erzählt wird. Sie sind meist kurz und stilistisch schlecht. Im Gegensatz dazu steht der literarische Reisebericht, der Aufgrund seines Umfanges vor allem zur Belehrung und Unterhaltung eines Publikums zu Hause dient. Deshalb setzt er auch keine persönliche Reiseerfahrung des Autors voraus, wie das Werk "Voyages" von Jean de Bourone beweist. Obwohl er Europa nie verlassen hat, beschreibt er die gesamte damals bekannte Welt. Der früheste deutschsprachige Reisebericht ist die Übersetzung des "Itinerarium" von Wilhelm von Boldensele. Ebenfalls erwähnenswert ist der Mönch Felix Fabri, der seine Jerusalemreisen in 4 verschiedenen Werken verarbeitet hat: Im "literarischem Evagatorium" für seine Klosterbrüder weist er auf die Gefahren hin, um sie von einer Pilgerfahrt abzuhalten. Als Ersatz dafür ist dieses sehr umfangreiche Buch gedacht. Einen ähnlichen Zweck die für Nonnen geschriebene "Sionpilgerin". Im Gegensatz dazu steht die "eigentliche Beschreibung der hin und wider farth zu dem heiligen Lande", die sein adeliges Publikum zu einer Reise ermuntert, ebenso wie sein 1480 geschriebenes, sehr spannendes Gedicht.
Zur gleichen Zeit entstehen auch wenige Berichte, die keine Pilgerreise beschreiben, z.B. Marco Polos Schilderung der Asienreise, in der neben realen Erlebnissen auch fabelhafte Geschichten enthalten sind.
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