Der 1895 in Ungarn geborene Moholy-Nagy war als Künstler und auch als Pädagoge Autodidakt. Er hatte sich mit dem Kubismus und der osteuropäischen Avantgarde, wie Malewitsch, El Lissitzky und Rodtschenko, auseinandergesetzt. Ab 1922 schuf er neben Gemälden auch Plastiken wie den 1922 bis 1930 entstandenen Licht-Raum-Modulator, eine hochkomplexe Maschine aus Metall, Kunststoff und Glas, die - so formuliert es zumindest Hannah Weitemeier - daraufhin konzipiert ist, \"das Licht in seiner Struktur zu erfassen und dessen Raum-Zeit-modulierende Kraft in materialer Existenz sichtbar zu machen.\"
Moholy-Nagys Lehren unterschieden sich von Itten, Kandinsky und Klee vor allem dadurch, daß er einen gesellschaftsbezogenen Standpunkt einnahm, während die Genannten ein individualistisches Selbstverständnis des Künstlers lehrten.
Für Moholy-Nagy muß die Erziehung auf die \"primitivsten Erlebnisquellen\" zurückgreifen, was für ihn den Tastsinn bedeutete, der sich beim modernen Menschen stark zurückgebildet habe. Er ließ Tasttafeln anfertigen, auf denen die Materialien nach verschiedenen Kriterien angeordnet waren.
Der bekannteste Teil des Kurses von Moholy-Nagy sind wohl die dreidimensionalen Konstruktionsübungen, mit deren Hilfe Raumerfahrung herausgebildet und in seinem Sinne konstruktive Lösungen zu erarbeiten waren. Breiten Raum nahmen dabei Gleichgewichtsstudien ein, bei denen aus einfachsten Elementen und Materialien Objekte zu konstruieren waren, die sich optisch und real in der Balance befanden. Mit dieser Aufgabenstellung sollten den Studierenden die Grundlagen einer visuellen Ästhetik wie Maß und Proportion, Statik und Dynamik vermittelt werden und sie mit unterschiedlichen Eigenschaften wie Gewicht, Elastizität oder Dichte von verschiedenen Materialien vertraut machen.
Trotz der Systematik der Aufgabenstellungen hatte Moholy-Nagys Lehrsystem keine ausschließlich rationale Basis. Er selbst hat immer wieder auf die Rolle der Intuition bei der Gestaltung hingewiesen und betont, bewußte Analyse sei nur ein Teil des Schaffensprozesses, die intuitive Schwungkraft dürfe nicht fehlen. Formeln allein konnten für ihn nie die Basis des schöpferischen Prozesses sein.
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