Wir sind Virtualitäten, die miteinander realisieren.
Der Computer stellt uns die Möglichkeit zur
Verfügung, eine unübersichtliche Reihe
von möglichen Welten zu verwirklichen.
Vilém Flusser
In den letzen zwei Kapiteln sind wir also nun schon zum drittenmal in einem Cyberspace gelandet, ohne \"MultiMedia\" zu benutzen. Die Betrachtungen des Begriffs Cyberspace von verschiedenen Perspektiven dämpft die MultiMedia-Euphorie zunächst - kamen sie doch ganz ohne Computer aus. Virtualität ist also keineswegs etwas ganz Neues. Andererseits kann man jetzt abschätzen, ob doch etwas Neues passieren könnte. Wir können keine Erstkreation einer virtuellen Welt mehr erwarten, aber vielleicht können wir den existierenden Cyberspace neu gestalten. Das Innere des Cyberspace wird durch Kommunikation produziert und reproduziert. Diese Reproduktion bestimmt die soziokulturelle Evolution in einem sozialen System und ist in hohem Maße abhängig von den Kommunikationsformen, die in einer Gesellschaft existieren. Kommunikationsmöglichkeiten und Kommunikationmittel bringen unsere Innenwelt hervor. Kommunikationstechnik und gesellschaftliche Evolution sind eng verzahnt.
Auf euphorische Weise nähert sich Vilém Flusser aus dieser Sicht den Möglichkeiten der zukünftigen Informationsgesellschaft. Das neue Techniken auch neue Möglickeiten schaffen, ist sein Credo. Die neuartigen Möglichkeiten des Computers sind für ihn dabei ein entscheidendes evolutionäres Element. Er sieht \"unendliche Möglichkeiten\" neuer Gestaltungsprozesse durch diese neuartige Kommunikation. Flusser sieht die Kulturgeschichte der Menschheit als Geschichte technischer Revolutionen. Entscheidende kulturelle Veränderungen treten immer dann auf, wenn sich in Folge technischer Erfindungen die Relationen zwischen den Dingen ändern (nicht etwa die Dinge selber). Durch epochale technische Neuerungen kommt es immer zu einer Änderung der Verkehrs- und Kommunikationsprozesse. Die zentralen Relationen Mensch-Natur und Mensch-Mensch verändern sich dadurch immer grundlegend und sind jeweils durch die für jede Epoche charakteristische Mensch-Maschine Relation geprägt. In seinem strukturgeschichtlichen Verlaufsmodell faßt er die Kulturgeschichte der Menschheit wie folgt zusammen:
1. Stufe: Der Mensch (bzw. seine Vorfahren) befand sich am Anfang in der vierdimensionalen Raumzeit, in einer Welt des nur konkreten Erlebens, in der er sich noch nicht als Subjekt wahrnimmt.
2. Stufe: Die Verwendung der Hand trennt Subjekt und Objekt. Durch das Erfinden und bearbeiten von Werkzeugen war es möglich, die Natur zu \"verändern\". Man konnte sie manipulieren, anders machen. Eine Distinktion zwischen Natur und Mensch ist möglich geworden. Man kann etwas außerhalb von sich verändern. Der Mensch tritt vom vierdimensionalen ins dreidimensionale, ins Volumen ein.
3. Stufe: Im nächsten Schritt tritt der Mensch ins zweidimensionale, in die Fläche ein. Er konnte soweit von der Natur zurücktreten, daß er sie in Bilder fassen konnte. Er beginnt zwischen den einzelnen Elementen der Umwelt Zusammenhänge zu knüpfen. Man kann zweidimensionale Bilder von der Umgebung anfertigen (Höhlenmalerei). Man konnte die Natur \"Ein-Bilden\". Man konnte sie verdoppeln, noch einmal darstellen und sich so weiter von ihr abstrahieren.
4. Stufe: Der Weg ins Eindimensionale, ins lineare stand bevor. Bilder konnten irgendwann mit der Schrift illustriert und beschrieben werden (Homer, Die Bibel). Man mußte sie gar nicht mehr malen oder anschauen, um zu wissen, wie sie aussehen. Schließlich illustrierten Bilder nur noch die Schrift. Mit der Erfindung des Buchdrucks emanzipierte sich die Schrift vollends vom Bild und war bis heute kulturbestimmend.
5. Stufe: In neuerer Zeit wurde die Schrift mehr und mehr durch den Zahlencode kritisiert. Durch Rechnen, durch Kalkulieren, wird Schrift schließlich in Intervalle und Punkte zerrißen. Sie kann in nulldimensionalen Pixeln dargestellt werden. Computer brauchen nicht einmal mehr Buchstaben, um zu schreiben. Wir haben die aüßerste Abstraktion erreicht. »Der Fortschritt ist, wenn man ihn dimensional sieht, erledigt«.
Erst jetzt stellt man etwas Neues, etwas Unerwartetes fest: Der Computer kann aber nicht nur zerlegen, er kann auch zusammensetzen. Aus nulldimensionalen Pixeln kann er wieder Linien, Flächen und Volumina, bewegte Volumina und irgendwann im perfekten Cyberspace schließlich aus Nulldimensionalem wieder vierdimensionales, konkretes Erleben, komputieren.
»Jetzt geht es nicht mehr darum, von der Welt zu abstrahieren, [...] sondern jetzt geht es darum, die Abstraktionen zurückzuprojizieren. Plötzlich werden wir aus Subjekten zu Projekten, zu Projekten auf die Welt. Wir hören auf, Subjekte zu sein. Die Welt ist uns nicht mehr ein Gegenstand, gegen den wir stoßen, die Welt ist uns jetzt eine Unterlage, ein Schirm, ein Feld von Möglichkeiten, auf das wir Sinn projizieren. Wir neigen uns nicht mehr über die Welt, um sie zu entziffern, sondern wir entwerfen im Gegenteil auf die Welt unsere eigene Bedeutung«.
Flusser prophezeit die telematische Gesellschaft. In der globalen, interaktiven Vernetzung sieht er den Beginn, Abstraktionen zurückzuprojizieren, den Beginn »uns auf die Welt hin zu entwerfen«. Auch für ihn ist Geschichte und Politik zu Ende - beide waren an den linearen Code der Schrift geknüpft, der sich jetzt auflöst. Im Gegensatz zu Baudrillard sind wir aber nicht frei von Sinn, sondern endlich frei für Sinn. Hierin spiegelt sich Flussers telematische Ethik: Eine Kultur, die derart plural ist, kann auf keine gemeinsame Werte mehr rekurrieren. Gemeinsam werden alleine die Formen und Mittel des kommunikativen Vernunftsgebrauchs bleiben. Doch diese lasssen einen Univeralismus der Werte nicht mehr zu. Das uns immer vorgegaukelte falsche \"WIR\" als Voraussetzung für Geschichte, Politik oder Ethik, zusammen mit den Ideen von gemeinsamer Verantwortung und übergeordneten Zielen, die für das Individuum abstrakt und schon lange langweilig sind, können nun endlich aufgegeben werden. Durch globale Vernetzung kann zum erstenmal eine zum Menschen passende Verantwortungskultur aufgebaut werden:
»Die Buben und Mädels, die da vor den Terminals sitzen und dank reversibler Kabel in Verbindung miteinander sind, die wenden der Politik den Rücken zu und wenden sich einander zu. Und das ist eine neue Struktur, keine politische, sondern eine Vernetzungsstruktur. [...] Dabei stelle ich fest, daß die moderne Lebensform, die auf Dialektik zwischen politisch und privat aufgebaut war, daß die zu Ende ist. Wir sind nicht mehr modern. Und in dem Maße, in dem die Dialektik zwischen privat und öffentlich zu Ende geht, geht auch der Humanismus zu Ende. Auch der Humanismus ist ein moderne Ideologie. Und wie das in der Nachgeschichte, in der Postmoderne vor sich geht, das können wir jetzt schon voraussehen. Anstatt Humanismus Proxemik. Was interessiert, ist das Nächste. Und je weiter entfernt etwas ist, desto weniger interessant ist es«.
Proxemik ist ein neuer Begriff für Nähe. Proxemik ist Nähe ohne raumzeitliche Beschränkung. Mit den interaktiven Medien, mit \"Telenähe\", kann der verordnete Humanismus durch richtige Nächstenliebe ersetzt werden, da jetzt jeder mit jedem (sich verbinden) kann. In einer Vernetzungsstruktur kann man prinzipiell jedem nahe sein, mit jedem persönlich werden, ohne seinen Schreibtisch zu verlassen. Die neuen, interaktiven Medien geben dem Menschen die Möglichkeit, sich seine Verantwortungsstrukturen selber aufzubauen. Nur solche haben ja für ihn konkrete Bedeutung. So trägt Flusser der empirischen Tatsache Rechnung, daß beim Menschen wirkliche Verantwortung und echtes Mitleiden oder Mitfreuen, nur dann vorhanden ist, wenn man mit jemanden in persönlicher Beziehung steht. Sie geben dem Einzelnen die Möglichkeit, (tele)-persönliche Relationen mit Menschen allerorts zu knüpfen, sie dadurch nahe zu bringen und vielleicht zum \"Nächsten\" zu machen. Das abstrakte \"WIR\" wird und braucht nicht mehr wiederbelebt zu werden:
»Diese Utopie hofft nicht mehr auf eine uns allen gemeinsame Zukunft, sondern sie beschränkt sich auf einige Nächste: Statt Humanismus Nächstenliebe. Diese Utopie hofft nicht mehr auf eine Kreation von Realitäten, sondern nur von Virtualitäten, und sie hofft nicht darauf, das Geschaffene bewahren zu können. Denn sie hat die Hoffnung auf Wahrheit zugunsten eines Bescheidens mit Wahrscheinlichkeit aufgegeben. Und vor allem hofft diese Utopie nicht auf eine den Tod besiegende Zukunft, sondern nur darauf, dem Dasein gemeinsam mit anderen einen Sinn zu verleihen. Diese Utopie sagt nämlich: Dasein bedeutet, gemeinsam mit einigen Nahestehenden einige uns gebotene Möglichkeiten wahrscheinlicher zu machen«.
Die von Flusser erhoffte globale Vernetzung, die noch vor wenigen Jahren Utopie zu sein schien, ist heute wirklich. Die stürmische Entwicklung des Internet in den letzten Jahren erlaubt es, diese Utopie ersten \"empirischen\" Tests zu unterziehen. Das Entstehen einer Vielzahl von Virtual Communities und virtuellen Städten, das rege Treiben in verschiedensten Internet-News-Groups etc. haben inzwischen ansatzweise mit der Verwirklichung von neuen kommunikativen Relationen zwischen Menschen begonnen. In der Tat scheint in diesen bereichen der Computer die ihm zugedachte Aufgabe ernstzunehmen.
Noch aber ist die vielzitierte Datenautobahn aber eher eine Datenlandstraße, die mit hoffnungslosen Datenstaus blockiert ist. Und noch ist es eine ausgewählte Minderheit, die interaktive Kommunikationsformen nutzt, so daß globale Gesellschaftsänderungen dadurch bisher noch nicht meßbar sind. Trotz der technischen Engpässe besitzt das Netz derzeit aber schon 20-30 Millionen Knoten mit ca. 100 Millionen Benutzer. Bei einer zunehmenden Ersetzung der Kupferkabel durch leistungsfähigere Glasfaserkabel gehen mittlere Schätzungen von einer maximalen potentiellen Größe des Netzes von ca. 900 Millionen Knoten aus. Man schätzt, daß es noch über 20 Jahre dauern wird, bis die Netze so ausgebaut sind, daß CMC prinzipiell die globale Kommunikationsform werden könnte.
Die Informationsfülle im Netz steigt täglich an, so daß der Netzsurfer allmählich seine Orientierung verliert. Die Internetgemeinde reagiert darauf, indem sie mitten im Netz immer mehr \"statische Orte der Vertraut\" schafft. Eine wichtige Funktion dieser statischen, virtuellen Orte ist der Chat. Im Chat können Menschen via Computer miteinander in Echtzeit kommunizieren. Der Chat funktioniert prinzipiell wie eine Telefonkonferenz, nur daß nicht akkustisch, sondern visuell per Schriftzeichen kommuniziert wird. Das Internet Relay Chat ist eine der populärsten Einrichtungen, das ausschließlich dieser Kommunikationsform dient. Aus über hundert Kanälen zu den verschiedensten Themen mit Tausenden von Teilnehmern kann sich der einzelne einen Kanal auswählen und sich in die Diskussion einklinken. Knotenpunkte mit metaphorischen Namen wie \"Internationale Stadt\" oder \"Metropolis\" bieten neben dem Chat weitere statische Orte für telepersönliche Kontakte.
Howard Rheingold, einer der Netzpioniere und Gründungsväter von virtuellen Gemeinschaften, berichtet in seinen verschiedenen Dokumentationen ausführlich von seiner über zehnjährigen Erfahrung mit solchen neuen Interaktions- und Kommunikationsformen. Nach Rheingolds Berichten scheinen sich zumindest einige der oben ausgeführten Erwartungen zu erfüllen. Die Entwicklung des Netzes von den Anfängen bis heute, die Ausdifferenzierung spezieller Organisationsformen bis hin zur Entwicklung von orientierungstiftenden Elementen, wie eben den Relay Chats, vergleicht er mit der biologischen Organisationmechanismen: Immer wenn es zwischen Mikroorganismen zu einem konstitutiven Austausch kommt, emtwickeln sie sich danach als Bakterienkolonien o. ä. gemeinsam weiter. Immer wenn Menschen längere Zeit in wechselseitiger, kommunikativer Relation zueinander stehen, bilden sie Gemeinschaften. Durch die neue Kommunikationsform haben diese Gemeinschaften keine räumlichen Grenzen mehr. Ihre nationale Herkunft, ihre kulturellen oder sprachlichen Unterschiede spielen nur noch eine Nebenrolle. Da sie alle die gleiche Kommunikationstechnik benutzen müssen, kommt es zu einer Konvergenz und zu einer Einebnung vieler Unterschiede, die Kommunikations- und Austauschprozesse üblicherweise hemmen.
»My direct observations of online behaviour around the world over the past ten years have led me to conclude that whenever computer-mediated-communications (CMC) technology becames available to people anywhere, they inevitably build virtual communities with it, just as microorganisms inevitably create colonies [...]. It became clear during the first months of that history that I was participating in the self-design of a new culture. [...]Each of the small colonies of microorganisms - the communities on the net - is a social experiment that nobody planned but that is happening nevertheless«.
Dabei bleibt der Austausch durchaus nicht nur informatorischer Natur, sondern weitet sich auf alle Lebensbereiche aus. Rheingold berichtet von grundlegenden Änderungen seiner Lebens- und Weltsichten aufgrund seines \"zweites Lebens\" in virtuellen Gemeinschaften. Wenn man will, kann man Flussers Proxemik im Internet-Schlagwort \"think (and feel) global, act local\" finden. Durch Telenähe entstehen Verantwortungsstrukturen, die denen \"richtiger\" Nähe völlig entsprechen:
»I routinely meet people and get to know them months or years before I see them - one of the ways my world today is a different world, with different friends and difference concerns, from the world I experienced in premodem days. [...] Not only I do inhabit in my virtual communities; to the degree that I carry around their conversations in my head and begin to mix it up with them IRL (in real life), my virtual communities also inhabit my life. I\' ve been colonized; my sense of family at the most fundamental level has been virtualized.
People in virtual communities do just about everything people do IRL, but we leave our bodies behind«.
Bis zu Verwirklichung einer neuen, globalen Kultur ist vermutlich noch ein langer Atem nötig. Das \"Projekt\" ist auch noch keineswegs gesichert. Dafür gibt es technische und - politische Gründe (noch ist die Politik nicht zu Ende). Momentan wird der Aufbau des Netzes von politischer Seite stark gefördert. Wenn aber tatsächlich durch die vollständige Dezentralisation der Kommunikationsprozesse ein Zerfall der klassischen politischen Macht spürbar werden sollte, stellt sich die Frage, ob von eben dieser Seite die Entwicklung des Netzes weiterhin unterstützt wird oder ob man beginnt sie zu verhindern, solange es noch möglich ist. Rheingold beabsichtigt mit seinen Dokumentationen hauptsächlich die Aufklärung der \"unvernetzten\" Mehrheit über das seiner Ansicht nach enorme soziokulturelle und politische Potential von CMC. Je mehr Leute dieses Potential erkennen und nutzen, desto schwieriger wird es sein, den Menschen dieses Instrument wieder aus der Hand zu nehmen und das Rad der Geschichte wieder zurückzudrehen (bzw. überhaupt noch einmal ein Rad der Geschichte zu drehen):
»The political significance of CMC lies in its capacity to challenge the existing political hierarchy\'s monopoly on powerful communications media, and perhaps revitalize citizen-based democracy. But the technology will not in itself fulfill this potential; this latent technical power must be used intelligently and deliberately by an informed population. More people must learn about that leverage and learn to use it, while we still have the freedom to do so; [...] big power and big money always found ways to control new communications media when they emerged in the past. The Net is still out of control in fundamental ways, but it might not stay that way for long. What we know and do now is important because it is still possible for people around the world to make sure this new sphere of vital human discourse remains open to the citizens of the planet before the political and economic big boys seize it, censor it, meter it, and sell it back to us«.
5. Ausblick
Nach der ausgiebigen Analyse des Begriffs Cyberspace ist jetzt eine Standortbestimmung der Cybergesellschaft möglich: Wir leben - seit es Sprache gibt - im Cyberspace des autopoietischen Kommunikationssystems, momentan allerdings mit Baudrillard\'scher \"Innenaustattung\". Aber es gibt inzwischen - in Form des Internets - einige Keime, die prinzipiell die Chance in sich tragen, die Innenarchitektur in positiver Weise zu erneuern, wenn sie richtig und breitflächig gedeihen. Gedeihen sie richtig, bestünde die Chance, den Beschleunigungsexzessen von Information und Kommunikation durch die einseitigen Massenmedien \"statische Orte der Vertrautheit\" im interaktiven Netz entgegenzusetzen. Die Freisetzung der Individuen würde gebremst und Baudrillards \"gewisse Langsamkeit\", die er als eine Voraussetzung für sinnbehaftetes Dasein sieht, könnte dann wieder erreicht werden. Der Gap zwischen Echtzeit und Eigenzeit könnte sich dadurch wieder verringern.
Die zentralen Massenmedien haben die Grenze von öffentlichen und privatem Raum bereits aufgehoben. Die Folgen davon werden heute eher als negativ betrachtet. Folgt man Flusser, kann diese Grenzverschiebung durch die interaktiven Medien in einen positiven Evolutionsprozeß verwandelt werden. Das \"WIR\" bzw. die allgemeingültigen, zeitinvarianten Sinnkonstrukte können und sollen aber nicht wiederhergestellt werden. Vielmehr soll sich jeder mit Hilfe des neuen Kommunikationsnetzes aus seinem individuellen \"Kokon\" heraus seine eigenen Sinnbezüge kreativ zusammensetzen und ständig neu spinnen. Gelingt dies, ist der Übergang von der Industriegesellschaft zur Informationsgesellschaft auch ein Übergang vom \"Kreatürlichen zum Kreativen\".
Allgemeiner formuliert: Damit das Kommunikationssystem Gesellschaft seine Autopoiese weiter fortführen kann, bedarf es, wie oben beschrieben, Werkzeugen, die internes als externes darstellen können. Nur dann kann es seine System/Umwelt Grenze weiter effektiv simulieren und im Luhmann\'schen Sinne weiter überleben. Die inzwischen etwas stumpfen Werkzeuge Religion und Wissenschaft tun sich heute schwer, dieser Aufgabe nachzukommen. Sie tun sich schwer, Offenheit zu simulieren um Internes als sakralisierungsfähiges Externes darzustellen. Ob die neue Innenarchitektur mit »proxemischer Nächstenliebe« und »individuellem Entwerfen von Sinn auf die Welt« dafür ähnlich professionelle Ersatzsysteme ausdifferenziert, bleibt abzuwarten. Danach kann man dann beurteilen, ob man das \"Neue\" besser nur MultiMedia genannt hätte oder ob Mythos MultiMedia okay war.
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