Interpreter und Compiler:
Jeder Computer bzw. Prozessor besitzt einen Sprach- bzw. Befehlsvorrat, der ihn befähigt bestimmte Aufgaben wie etwa die Addition zweier Zahlen auszuführen. Um die Befehle der Hochsprache (ab hier wird sie nur noch Programmiersprache) genannt in Befehle des Prozessors zu verwandeln, bedarf es eines Dolmetschers, der die Befehle "übersetzt". Der Übersetzungsvorgang kann vor der eigentlichen Programmausführung geschehen und wird in der Informatik als kompilieren (engl. To compile) bezeichnet. Das Programm, das diese Arbeit erledigt, heißt Compiler. Im Gegensatz dazu kann das Programm natürlich auch erst während der Programmlaufzeit in die dem Computer verständliche Sprache übersetzt werden. In diesem Fall spricht man von einem Interpreter. Während Sprachen wie PASCAL oder auch C reine Compiler - Sprachen darstellen, also vor dem eigentlichem Programmstart erst einmal kompiliert werden müssen, ist Visual Basic eine Interpreter - Sprache, d.h. das Programm wird - ähnlich einem Simultan - Dolmetscher im Fernsehen - Stück für Stück unmittelbar zur Laufzeit übersetzt. Dieses Verfahren erspart zwar dem Programmierer die Wartezeit, bis sein Quell - Code (Programm) in die Maschinensprache des Computers umgesetzt wurde, hat dafür aber einen gewaltigen Nachteil: das Umsetzen des Programms in Maschinensprache beansprucht Rechnerleistung und somit Zeit, die zur Verlangsamung der Programmausführung führt (oft bis zu einem Faktor 10). Aus diesen Gründen hat Microsoft seinem Schützling Visual Basic auch einen Compiler mit auf den Weg gegeben, der dafür sorgt, daß die mit dieser Sprache erstellten Windows - Applikationen auch mit maximaler Geschwindigkeit ausgeführt werden können. Der Compiler setzt dabei alle innerhalb der Projektverwaltung aufgelisteten Formulare und Module zu einem direkt ausführbaren Programm um. Nur die Dateiendung wird von *.vbp in *.exe umbenannt, die ja bekanntlich ein direkt ausführbares Programm kennzeichnet. Von nun an kann das Programm direkt von der Windows - Oberfläche heraus gestartet werden. Visual Basic selbst (hier in Funktion des Interpreter - Programmes) wird nicht mehr zur Programmausführung benötigt. Lediglich eine Datei namens VB40016.DLL für 16-bit Programme bzw. VB40032.DLL für 32-bit Programme, die man übrigens - ohne daß Lizenzgebühren anfallen - mit eigenen Programmen weitergeben darf, muß während der Programmausführung vorhanden sein.
Diese Datei, eine dynamische Link - Library (.DLL), enthält wichtige Programmfunktionen, die zwar zur Programmlaufzeit benötigt werden, jedoch nicht direkt in die ausführbare EXE - Datei aufgenommen wurden. Der Vorteil einer solchen DLL besteht darin, daß mehrere (mit Visual Basic kompilierten) Programme auf eine DLL zurückgreifen können. Sie muß also nur einmal auf der Festplatte (im Speicher des Computers) vorhanden sein. Würde man die in der DLL enthaltenen Funktionen in jede mit Visual Basic erstellte Applikation direkt aufnehmen, würden sich deren Umfänge erheblich vergrößern.
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