Zu Beginn der achtziger Jahre dieses Jahrhunderts warf die Computerindustrie Mikrocomputer auf den Markt. Die Zielgruppe waren Einzelpersonen, die unabhängig von den damals vorherrschenden Großrechnern arbeiten sollten oder wollten und die sich so ihre Zeit am Computer selbst einteilen konnten. Nur alzuschnell wurde offenbar, daß diese Benutzer deutlich sowohl eine breite Quer- als auch eine lange Abwärtskompatibilität verlangten, um ohne Probleme Dateien und Programme mit anderen Benutzer austauschen und alte Programme weiterbenutzen zu können. So kam es zu Betriebssystemen, die weite Verbreitung fanden und die zur Abwärtskompatibilität neue Funktionen über die alten stülpten. Als Beispiel sei hier MS-DOS 6.22, von 1993, genannt, das, wie PC-DOS 1.0 von 1981, ohne erweiternde Programme nur 1Mb Arbeitsspeicher verwalten kann, wovon es Programmen 640Kb zur Verfügung stellt.
Im Laufe weniger Jahre wuchsen sowohl die Leistungsfähigkeit der Mikrocomputer als auch der Leistungsverbrauch der Betriebssysteme, die vermehrte Leistung wurde zunehmend von den stetig mehr verbrauchenden Betriebssystemen kompensiert.
So begab es sich 1985, daß Niklaus Wirth und Jürg Gutknecht im Palo Alto Research Center (PARC), dem bekannten Forschungszentrum der Xerox Corp., ein Forschungsprojekt mit einem ehrgeizigen Ziel begannen: Die komplette Neuentwicklung eines Betriebssystems für Arbeitsplatzrechner, das so einfach wie möglich sein sollte . Nebenbei sollte es auch noch überzeugend beschrieben und erklärt werden können und wenig Leistung verbrauchen.
Das Forschungsprojekt wurde als äußerst interessant angesehen, da noch nie Betriebssysteme unter diesem Gesichtspunkt entwickelt worden waren und keinerlei Anleitungen zur Planung und Programmierung von Betriebssystemen existierten.
Ein weiterer Auslöser für dieses Forschungsprojekt waren tiefe persönliche Abscheu der Forschenden gegen gängige Arbeitsweisen bei der Erstellung von Betriebssystemen. Es wurden Aufgeblähtheit, Undurchschaubarkeit und fehlende Wiederverwendbarkeit von Funktionen kritisiert, alles sichere Anzeichen von Gigantomanie.
Bei Oberon wollte man also alles ganz, ganz anders machen. Der Erfolg und die Merkmale von Oberon:
. Der kompillierte Quellcode von Oberon nur 200Kb groß und somit kürzer als der von PC-DOS 2.0.
. Der Kernel von Oberon ist kompakter als der von Betriebssystemen mit vergleichbarem oder sogar geringerem Funktionsumfang.
. Oberon ist streng modular aufgebaut. Die Module lassen sich ohne Probleme erweitern, austauschen und administrieren.
Oberon wurde an der Eidgenössischen technischen Hochschule (ETH) in Zürich entwickelt und sollte ursprünglich nur auf dort selbst hergestellten Computern eingesetzt werden. Inzwischen existieren aber Portierungen für nahezu jede Computerhardware.
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