Die einfachste und naheliegenste Zahlungsweise über das Internet ist die direkte Verwendung bestehender Zahlungssystem. Hierbei ändert sich das Medium, über welches der Kunde seine Transaktionsinformationen dem Händler übermittelt. Alle weiteren Transaktionsschritte werden auf herkömmliche Wege abgewickelt. Das Internet hat also lediglich eine einleitende Funktion. In dieser Kategorie werden alle Arten der direkten Zahlungen per Kreditkarte und die meisten Abwandlungen davon betrachtet.
Eine einfache Möglichkeit, um Zahlungen im Internet zu tätigen, ist die Übertragung der Kreditkarteninformationen des Kunden. Der Händler kann dann über sein normales Vertragsverhältnis zu dem entsprechenden Karteninstitut abrechnen. Durch die weltweite Verbreitung der Kreditkarten werden somit auch internationale Zahlungen ohne Probleme möglich. Bei Brief bzw., Telefonbestellungen wird diese Vorgehensweise bereits praktiziert.
Für die Übertragung von vertraulichen Daten, wie Kreditkarteninformationen, wurden sichere Übertragungsprotokolle entwickelt. Aufgrund von Exportbestimmungen dürfen solche allgemein verwendbaren Kryptoprodukte aber nicht beliebig sicher sein, so daß verschlüsselte Nachrichten von staatlichen Stellen mit begrenzten Aufwand dechiffriert werden können.
Nur wenn garantiert wird, daß ein System ausschließlich zur Verschlüsselung von Finanztransaktionen eingesetzt werden kann, darf, bspw. aus den USA extrem starke Kryptotechnik eingesetzt werden. VISA und MasterCard entwickeln einen sicheren Zahlungsstandard (SET = Secure Electronic Transaction) speziell für Kreditkartenzahlung über unsichere Netzwerke, der diese Bedingung erfüllen soll. Der Standard legt nicht nur die Bezahlung fest, sondern den gesamten Kaufvorgang inklusive Bestellung und Quittung.
Während Protokolle und Standards nur eine Grundlage für Kreditkartenzahlung schaffen, gibt es auch komplette Zahlungskonzepte mit fertiger Software für Banken, Händler und Kunden, wie dies beispielsweise von CyberCash angeboten wird. (CyberCash wurde bereits zum Export aus den USA freigegeben).Es ermöglicht die Bezahlung sowohl mit Kreditkarten als auch mit digitalem Bargeld und digitalen Schecks.
CyberCash entwickelt seit 1994 komplette Zahlungsdienste für das Internet. Insbesondere das System zur gesicherten Übertragung von Kreditkarteninformationen (Secure Internet Payment Service) wird erfolgreich vermarktet. Daneben werden auch Lösungen für Zahlungen per elektronischen Scheck (electronics checks) sowie per elektronischen Bargeld (CyberCoin) angeboten, die Mikrozahlungen erlauben werden.
Abbildung 8: Zahlungsvorgang im CyberCash bei Kreditkarten
Die hier vorgestellten Verfahren nutzen die vorhandenen Infrastrukturen der Kreditkarteninstitute. Die Abrechnung zwischen den Kartenunternehmern und den Banken erfolgt unverändert und für den Kunden entstehen keine direkten Mehrkosten. Bei Zahlungen per Kreditkarte bezahlt der Kunde nur die jährliche entstehenden Gebühren, sowie den Internet-Anschluß. Der Händler muß eine Umsatzprovision von 3,5 % - 4% an die Kreditkartenunternehmer zahlen und abgesehen von neuer Software (zum Teil kostenlos) keine Inversionen tätigen. Kreditkartenunternehmer verlangen zwar keine Mindestgebühr pro Transaktion, aber dennoch entstehen dem Händler durch Buchung, Verwaltung und Kommunikation Fixkosten, welche einen Mindestbetrag für Kreditkartenzahlungen sinnvoll machen. Kreditkartenzahlungen eigenen sich daher nicht für kleine Beträge. Dies ist ein bedeutender Nachteil der Kreditkartenzahlung im Internet.
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