Digitale IC\'s können durch Datenblätter meist eindeutig beschrieben werden, indem man die Ein- und Ausgangsdaten sowie Funktionstabellen angibt. Wie in Abschnitt 3 noch näher beschrieben sind die Prüfmethoden hier eindeutig, es gibt nur Probleme mit dem Prüfumfang. Bei analogen IC\'s hingegen ist die Situation schwieriger. Hier können sämtliche Kennwerte von einer Vielzahl von Parametern abhängen. Am Beispiel eines Rundfunk FM-IC\'s sind dies: Speisespannung, Modulationsfrequenz, Temperatur, Eingangsspannung, Ausgangsbelastung, Lautstärkeeinstellung u.a.m. Um alle Veränderlichen in jeder möglichen Kombination darzustellen ergäbe sich eine Vielzahl von Kennlinienfeldern, die unmöglich alle überprüft werden können. Um hier eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse zu erreichen, werden die Daten auf eine normierte Meßschaltung und einen bestimmten Arbeitspunkt bezogen. Dieser ist in den Kenndaten festgelegt. Die Kenndaten enthalten alle wichtigen sich für diesen Arbeitspunkt ergebenden Größen. Die Schwierigkeit für den Anwender besteht darin, daa für einen vom Datenblatt abweichenden Arbeitspunkt auch die Kenndaten abweichen können, und sogar bei jedem IC in anderer Weise, wodurch sich die Möglichkeit ergibt, daa ein bestimmter IC, der laut Testschaltung fehlerfrei arbeitet in einer bestimmten Schaltung nicht mehr funktioniert, ein anderer IC der gleichen Type aber schon.Den einzelnen Parametern werden zwar Funktionsbereiche zugestanden, die zugehörigen Eckwerte werden aber nicht garantiert, da der Hersteller sonst wieder das Problem der riesigen Anzahl von Kennlinienfeldern hätte.
Datenblätter sind meist in vier Blöcke gegliedert:
Die Grenzdaten geben an, welche Werte maximal angelegt werden dürfen, ohne die Schaltung zu schädigen. Typische Größen, für die Grenzdaten angegeben werden sind: Betriebsspannung, Eingangsspannung, Verlustleistung, Ausgangslast u.s.w. Wichtig dabei ist, daa jeder Grenzwert für sich gilt und nicht überschritten werden darf. So kann z.B. durch Wahl von Betriebsspannung und Ausgangslast der Grenzwert für die Verlustleistung überschritten werden, obwohl sowohl Betriebsspannung als auch Ausgangslast innerhalb der zuläßigen Werte ist.
Die Funktionsbereiche geben an, in welchen Bereichen die Schaltung für die benannten Größen funktionstüchtig ist. Die Funktionsbereiche der einzelnen Größen können dabei miteinander verknüpft werden. Die Kenndaten sind aus den bereits genannten Gründen nicht für die gesamten Funktionsbereiche garantiert.
Die Kenndaten beziehen sich auf einen bestimmten Arbeitspunkt und die angegebene Meßschaltung. Für die wichtigen Größen werden die typischen Werte sowie der obere und der untere Grenzwert angegeben. Die typischen Werte stellen Mittelwerte dar, die meist über mehrere Fertigungschargen ermittelt wurden. Sie können nicht auf ein Lieferlos angewendet werden. Fehlende Eckdaten lassen sich nicht von den typischen Werten ableiten, da die Streubreite der Verteilungen dem Anwender unbekannt ist.
Die in den Datenblättern angegebenen Kennlinien und Kurven geben Werte von typischen Mustern wieder. Sie sollen dem Anwender in erster Linie bei der Dimensionierung der Schaltung helfen. Streuwerte werden hiebei meist nicht angegeben. Auch der typische Kurvenverlauf wird nicht garantiert!
Neben den in den Datenblättern angegebenen Daten gibt es noch eine Reihe von Sekundärdaten, die oft schwer beschrieben werden können. So z.B. Impedanzverhältnisse, Rückkopplungseigenschaften, Verhalten über den gesamten Frequenzbereich, Verhalten bei Übersteuerung u.s.w. Diese Daten sind zwar für den Anwender äußerst wichtig, können aber wegen ihrer Komplexität oder Abhängigkeit vom Meßaufbau nicht angegeben werden. Sie sind jedoch meist durch das Design (d.h. durch die Technologie und Topographie des IC\'s) vorgegeben und deshalb in ihrer Qualität unveränderlich. Schwierigkeiten sind erst dann zu erwarten, wenn vom Hersteller Designänderungen vorgenommen werden.
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