\"Flaming\" ist in der Internetkommunikation eine bekannte Erscheinung und bedeutet soviel wie andere Teilnehmer fertig- bzw. anzumachen. Herring (1994) stellt fest, daß sich bekannte geschlechtstypische Kommunikationsmuster auch in der CMC wieder- finden lassen. Den weiblichen Kommunikationsstil beschreibt sie folgendermaßen: eingeschüchtert, ausweichend, entschuldigend, mehr Fragen stellend als Erklärungen abgebend und andere unterstützend. Der männliche, eher aggressive Kommunikationsstil ist durch heftige, oft streitsüchtige Behauptungen, um andere lächerlich zu machen oder sich selbst hervorzuheben und Sarkasmus charakterisiert. Radford (1995) untersuchte daraufhin die Rolle der Geschlechtszugehörigkeit bei \"flaming\" in Inter- netkommunikationen.
Er untersuchte aus 10 Listservern und Newsgroups, die entweder von einem Geschlecht dominiert wurden oder als Forum für besonders kontroverse Themen dienten, jeweils 25 Beispiele (es wurden insgesamt 250 Datensätze erfaßt). Auf einer Likert-Skala von 1-5 wurden die Sessions nach Schweregrad des \"flaming\" eingestuft . Die Annahme, daß \"flaming ein geschlechtsabhängiges Verhalten sei und hauptsächlich von Männern benutzt werde, hat sich in seiner Untersuchung bestätigt. Kritisch anzumerken ist, daß er keine Kontroll- Newsgroup mit moderaten Themen untersucht hat, sondern nur Newsgroups in denen häufig \"flaming\" zu erwar-ten war auswählte. Frauen und Männer beurteilen aber \"typisch\" weibliches und männliches Verhalten, wie z.B.
\"flaming\" sehr ähnlich. Herring (1994) hat Frauen und Männer 30 verschiedene Verhaltensweisen, darunter auch \"flaming\" auf einer Skala von 1-5 (von (1) = mag ich bis (5) = mag ich nicht) einstufen lassen. Es stellte sich heraus, daß Frauen und Männer gerne \"Ausdrücke von Dank und Verständnis\" mögen (im Mittel 2), zögernde/zurückhaltende Botschaften neutral finden (Mittel: 3) und \"flaming\" (Frauen Mittel: 4,3; Männer Mittel: 3,9) nicht mögen. Eine passende Antwort auf die Frage, warum Männer \"flames\" verfassen ohne sie zu mögen, hat Herring nicht. Vielleicht liegt der Unterschied bezüglich \"flaming\" darin, ob jemand ein \"flame\" erhält oder selbst verfaßt. Möglicherweise bewerten die Geschlechter, was ein \"flame\" ist und was nicht, auch unterschiedlich.
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