Die informelle Selbstverantwortung, die der moderne Mensch bisher noch nicht erfahren hat, erfordert ein Höchstmaß an Information. Doch diese Informationen, die für jeden Menschen zunehmend an Bedeutung gewinnen, können nicht in ausreichendem Maß individualisierend gefiltert werden, sondern nur über Massenmedien verbreitet und somit jedem zumindest zugänglich gemacht werden. Eines dieser Verbreitungsmedien auf die es im digitalen Zeitalter besonders ankommen wird ist das Internet.
Das Internet, das ursprünglich in den 60er Jahren von den Amerikanern als militärisches Kommunikationssystem entwickelt wurde, um im Kalten Krieg einen strategischen Vorsprung vor dem Sowjetblock zu besitzen, wurde schnell zu einem Medium der internationalen Kommunikation. Das Netz der Netze besteht aus einer Vielzahl von kleinen Netzen, die, aufgrund ihrer Dezentralisierung und der raschen Entwicklung der Telekommunikationsdienstleistungen in den 80er Jahren, eine unkontrollierte Verbreitung innerhalb nur weniger Jahre ermöglichten. 1983 waren es gerade 500 Rechner, die an das Datennetz angebunden waren, während bereits 1987 28000 Hostcomputer im digitalen Datenverbund standen. Nach 1987 stieg die Zahl der Netzcomputer überproportional, so daß bereits 1991 eine Million und 1995 fast fünf Millionen Netzcomputer in über 75 Ländern einen Zugang zum Internet ermöglichten. Somit konnten Akademiker, Studenten und später auch jeder über einen Personalcomputer verfügende Bürger, der via Modem an das Internet angeschlossen war, auf die unendlich großen Datenreserven oder Informationsressourcen zugreifen und für seine Zwecke urbar machen.
Im Internet können sowohl Texte, wie auch Töne und Bilder als digitale Pakete versendet werden, die einen intensiven Informationsaustausch ermöglichen. Die dezentrale Beschaffenheit des Netzes erlaubt auch einen Ausfall verschiedener Knotenpunkte, ohne daß die anderen Netzeinheiten davon betroffen werden. Die Informationspakete suchen sich einen neuen Weg durch das Netzraster, bis sie an ihrem Bestimmungspunkt angelangt sind.
Die Dezentralität des Netzes macht eine demokratische Kontrolle des Datenflusses fast unmöglich. Internationale Reglements lassen sich kaum finden, da die unterschiedlichen Gesetzgebungen in den Ländern auf einen Nenner gebracht werden müßten.
Aber gerade durch diese geringen Kontrollmechanismen ermöglichte sich eine rasche Nutzung des Internets für soziale Kommunikationsstrukturen der Internetnutzer. Sie entdeckten, daß das Netz eine Plattform für privaten und beruflichen Austausch darstellten konnte. Die sich daraus entwickelnden digitalen Gemeinschaften rückten näher zusammen und entwickelten ihren ganz persönlichen kulturellen Austausch. Howard Rheingold, Journalist und Fachmann für Computertechnologie, stellt in seinen Publikationen dieses Phänomen einleuchtend dar und beschreibt die drei Arten des kommunikativen Austauschs der Online-Gemeinschaften: einfache Diskussionsgruppen, Chat-Gruppen und Multi-User-Dungeons.
|