Expertensysteme sollen dort eingesetzt werden, wo man auf regelgeleitete, komplexe Systeme stößt, die von Menschen unwirtschaftlich und oft fehlerhaft bewältigt werden. Im Umgang mit Expertensystemen sind drei Personenrollen vorgesehen: Benutzer, Experte und Wissensingenieur. Verschiedene Rollen können aber auch in einer Person zusammenfallen. Zum Beispiel wenn der Experte selbst sein Wissen formalisiert und in das System eingibt.
Expertensysteme können für viele verschiedene Bereiche erstellt werden. Sie sind aber vor allem gute Problemlöser für wohldefinierte Aufgabengebiete. Folgende spezifische Kategorien haben sich herausgebildet (vgl. Busch/u.a., 1994: 134ff.; Savory, 1985; Herzog/u.a., 1993: S.125ff.; Häuslein, 1993: S.61ff.):
1. Analyse- und Interpretationssysteme:
Große Informationsmengen werden geordnet, analysiert, reduziert und nach Bedarf aufbereitet.
Beispiel: WWW Search Engines, Recherchen in Online-Datenbanken,...
2. Simulationssysteme:
Simulationen sind modellhafte Abbildungen eines realen Phänomens (vgl. Kap. 2.3.2.2.) HÄUSLEIN definiert ein Simulationssystem folgendermaßen: "Ein Simulationssystem ist ein Softwaresystem, das die rechnergestütze Bearbeitung der drei Aufgabenbereiche Modellbildung, Durchführung von Simulationsexperimenten und Ergebnisanalyse im Rahmen einer Simulationsstudie unterstützt." (Häuslein, 1993: S.68)
Beispiel: Jäger-Beute-Simulationen in der Biologie, Simulationssysteme im Umweltbereich z.B. zur Erstellung eines Wetterberichtes
3. Diagnose- und Fehlersuchsysteme:
Daten über Zustand und Verhalten des zu diagnostizierenden Objekts werden vom System erfragt. Auf dieser Informationsbasis zieht das System Schlüsse über eine etwaige Fehlfunktion. Diese Art von wissensbasierten Systemen werden häufig auch von Experten selbst genutzt. (vgl. Busch/ u.a., 1994: S.134ff.)
Beispiel: medizinische Diagnose, Risikoprüfung in der privaten Krankenversicherung
4. Beobachtungs- und Kontrollsysteme:
Das Expertensystem dient als Feedback-Mechanismus, der die über Sensoren erhaltenen Informationen auswertet und danach Prozesse mit Kontrollsignalen steuert.
Beispiel: Steuerung und Überwachung von chemischen Prozessen
5. Designsysteme:
Das Expertensystem erhält Spezifikationen von Produkten oder Bauteilen. Es konstruiert selbständig und zeichnet unter Zuhilfenahme von CAD-Software.
Beispiel: Schaltungsentwurf und -zeichnung
6. Wirtschaftswissenschaftliche Systeme
Viele wirtschaftswissenschaftlichen Abläufe lassen sich in Regeln formulieren. HERZOG vermutet aus diesem Grund, "dass innerhalb der Informationsbearbeitung die wissensbasierten Techniken einen interessanten Beitrag zur Kundenbedienung leisten können." (Herzog/u.a., 1993: S.127)
Beispiel: Berechnung des Beitrags für Autoversicherungen, Erstellung von Personalplänen
7. Tutorielle Systeme:
Das Expertensystem dient als Lehrer, der sich mit einer bestimmten Wissensdomäne vertraut macht.
Beispiel: SOPHIE lehrt Technikern die Fehlersuche in elektronischen Schaltungen
|