. das deutsche Reich muß seine Einkreisung als Mittelmacht "aufsprengen"; es muß daher seine Machtstellung in Mitteleuropa ausbauen
Österreich-Ungarn ist als letzter wirklicher Bundesgenosse wichtig, zumal es die "Brücke" zu dem weit entfernt liegendem deutschen Einflußbereich in der Türkei bildete in der Balkanfrage muß sein Einfluß unbedingt zementiert bzw. erweitert, der Konflikt gleichzeitig lokalisiert werden
Seit Beginn der 1890er Jahre forciert das Dt. Reich eine erweiterte imperialistische Machtpolitik ("Weltmachtanspruch"): nationalistische Strömungen werden bewußt gestärkt, die Flotten-/Rüstungspolitik soll diesen Anspruch eher unterstreichen als aktiv umsetzen, auf diplomatischem Parkett artikuliert sich das neue deutsche Selbstverständnis oftmals unglücklich
. Österreich-Ungarn ist primär an einer Stabilisierung seines Vielvölkerstaates interessiert; in diesem Zusammenhang erscheint die Sicherung des Einflusses auf dem Balkan als Existenzfrage
. Großbritannien ist an einer Eindämmung der deutschen Ambition bes. bezüglich der Kolonien und der Flottenfrage interessiert; Abmachungen mit Japan (1902), Frankreich (1904) und Rußland (1907) sind logischen Konsequenz, müssen aber das dt. Gefühl von einer "Einkreisung" nur noch verstärken
. Frankreich verfolgt eine revancheorientierte Politik, ist ebenfalls an der Schwächung Deutschlands und zudem der Rückgabe Elsaß-Lothringens interessiert
. Alle Länder verfolgen - mehr oder weniger offen und intensiv - Ziele, die über den status quo hinausgehen; diese Interessenspolitik erscheint aber in den meisten Fällen nicht auf den Kriegsfall, zumindest nicht auf den großen Krieg, ausgerichtet (vgl.: "Politik des kalkulierbaren Risikos")
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