Wie die Griechen im ägäischen Raum einwanderten und die kretisch-mykeni-sche Kultur zerstörten Schon seit dem Beginn des zweiten Jahrtausends waren indoeuropäisch sprechende Stämme in die Balkanhalbinsel eingewandert und hatten die frühe helladische Kultur (von einer nicht indoeuropäisch sprechenden Bevölkerung) übernommen und weiterentwickelt. Sie wer¬den mit einem bei Homer entlehnten Ausdruck als "Achäer" bezeichnet. Ob man in ihnen be¬reits "Griechen" sehen soll, ist zweifelhaft. Seit etwa 1250 v. aber erschütterte eine Völkerbe¬wegung die Welt des östlichen Mittelmeers, die den schon erwähnten "Seevölkersturm" und das gewaltsame, von Verwüstungen begleitete Eindringen weiterer indoeuropäisch sprechender - griechischer - Stämme in den ägäischen Raum mit sich brachte, deren eisernen Waffen der kretisch-mykenische Kulturkreis lediglich bronzene Schwerter entgegenzusetzen hatte.
Als kurz nach 1000 v. das Hethiterreich unterging, siedelten sich Jonier, die dem Druck der Dorer wichen, an der Westküste Kleinasiens an, ein Vorgang, den man als sogenannte "Erste Kolonisation" bezeichnet. Von der kleinasiatischen Kultur, auf die die Griechen in den Kolonialgebieten trafen, gingen Impulse aus, die zu einer schnelleren Entwicklung als im eigentlichen Griechenland führten. Hier entstanden vermutlich die "Homerischen" Epen, hier liegen die Anfänge der griechischen Philosophie.
Nach der Zerstörung der kretisch-mykenischen Kultur traten die Phönizier deren Erbe als Vermittler zwischen den Kulturen an. Von ihnen übernahmen die Griechen die Schrift und paßten sie ihrer Sprache an.
Wie sich in der griechischen Gesellschaft soziale Gegensätze entwickelten und die Schuldsklaverei zu einer verbreiteten Erscheinung wurde Die Eroberer teilten das Land unter sich auf, wobei die Stammesaristokratie sich mehr und besseres Land sicherte. Dabei mag schon eine Fläche von 20 Hektar als Großbesitz gegolten haben, während Kleinbauern nur ein, zwei Hektar ihr Eigen nannten. Die ungleiche Landverteilung zog weitere soziale Differenzierung und schließlich die Schuldknechtschaft nach sich: Der Kleinbauer wurden durch Mißernten, Krieg und Naturkatastrophen eher an den Rand seiner Existenz gebracht als der Großbesitzer. Nahm der Kleine die Hilfe des Großen in Form von Saatgut und Vieh in Anspruch und konnte er sich wegen eines Mißgeschicks der dafür eingegangenen Verpflichtungen (Entschädigung in Naturalien) nicht entledigen, so hielt sich der Gläubiger am Besitz und gegebenenfalls auch an der Person des Schuldners schadlos.
Daß die "Polis" im wesentlichen die gemeinsame Siedlung der Grundbesitzer eines bestimmten Gebietes darstellte und nichts zu melden hatte, wer nichts besaß Die Grundbesitzer siedelten geschlossen in Städten, vielleicht, weil sie Schutz vor Erhebungen der geknechteten Vorbevölkerung, der "Heloten", boten. Im Fall Spartas standen den Heloten so wenige Eroberer gegenüber, daß diese militärisches Training und militärische Lebensweise zu ihrem Lebensinhalt machen mußten.
Der griechische Ausdruck "Polis", der eine solche Siedlung bezeichnet, meinte ursprünglich einen Verband von Personen, denen ein bestimmtes Gebiet gehörte. "Politische" Rechte waren an Grundbesitz gebunden. Der Polisbürger verlor sie, wenn er sein Grundeigentum verlor. Der Anteil der besitz- und daher rechtlosen Bevölkerung wuchs ständig.
Waren die politischen Verhältnisse der Wanderungszeit durch das Zusammenwirken der Volksversammlung mit dem Kriegshäuptling oder Heerkönig charakterisiert gewesen, so traten an dessen Stelle nun auf Zeit gewählte Beamte. In Athen waren das die neun "Archonten", die jeweils für ein Jahr gewählt wurden.
Daß Drakon in Athen das bis dahin nur mündlich tradierte Gewohnheitsrecht aufschrieb und drakonische Strafen das Eigentum schützten Drakon schuf eine gewisse Rechtssicherheit durch die schriftliche Fixierung des bis dahin nur mündlich tradierten Gewohnheitsrechts (621). "Drakonische" Strafen schützten das Eigentum: Auf den Diebstahl von Feldfrüchten etwa stand die Todesstrafe.
Daß Solon die Schuldknechtschaft abschaffte und den Bürgern Athens politische Rechte nach ihrem Vermögen zuwies Solon milderte die Strafen, vor allem aber schaffte er die Schuldknechtschaft ab (594). Die eigentliche Sklaverei gewann damit an Bedeutung. Ferner schuf er eine Verfassung, die eine Staffelung der politischen Rechte nach Vermögensklassen vorsah. An den Besitzverhältnissen änderte sich nichts.
Daß in den meisten Poleis Volksaufstände Tyrannenherrschaften mit sich brachten Es kam daher zu einer Volkserhebung, die den Tyrannen Peisistratos an die Macht brachte (560). In den meisten griechischen Poleis führten im 7. und 6. Jahrhundert Erhebungen der Unterschicht zu revolutionären Diktaturen sogenannter "Tyrannen".
Wie die Kolonisationsbewegung den Unterprivilegierten die Möglichkeit bot, sich eine neue Existenz aufzubauen Die Kolonisationsbewegung der Zeit zwischen etwa 750 und 550 ("Zweite" Kolonisation) bot den Angehörigen der Unterschicht griechischer Poleis die Möglichkeit, sich eine neue Existenz aufzubauen. Allenthalben an den Küsten des Mittelmeers und des Schwarzen Meers, besonders dicht aber in Süditalien, entstanden neue, unabhängige Griechenstädte.
Wie sich die griechische Sklavenhalterdemokratie entwickelte Nachdem die Herrschaft des Adels vorübergehend wiederhergestellt worden war, gab sich Athen unter dem Archontat des Kleisthenes (507) eine demokratische Verfassung. Die demokratische Regierungsform setzte sich während der Perserkriege (erste Hälfte des 5. Jahrhunderts v.) in den Poleis durch. Gleichzeitig wurde die Sklaverei zum bestimmenden Faktor der Wirtschaft. Krieg und Handel sorgten für den Nachschub an Arbeitskräften. Griechenland ist die Wiege der Demokratie. Die Sklaven gehörten nicht zum "Demos" und hatten daher auch nichts zu "krateín". Diejenige Bevölkerungsschicht, die die Hauptlast der Produktion zu tragen hatte war also rechtlos. Der freie Polisbürger erachtete körperliche Arbeit für seiner unwürdig.
In Athen wählte die Volksversammlung Jährlich die zehn "Strategen" als die höchsten Beamten.Die bedeutendste Politikerpersönlichkeit der attischen Demokratie ist Perikles, der in den Jahren 443 bis 430 zum Strategen gewählt wurde. Unter seiner Regie¬rung entwickelte sich Athen zum kulturellen Zentrum der griechischen Welt.
|