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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Verschiedene stellungnahmen zu den ereignissen des 15. juli. 1927:



Die Neue Freie Presse: \"Nehmen wir den Fall an, einen Fall, den wir für gänzlich unmöglich halten, daß tatsächlich viele unter den Toten durch Fehler oder Grausamkeit einzelner Wachorgane gestorben seien. Was um des Himmelswillen hätte das mit der Bourgeoisie und ihrer Gesinnung zu tun?\"

Nun meinte Seipel vor dem Parlament: \"Und noch eine Bitte habe ich an Sie alle am heutigen Tage. Verlangen Sie nichts vom Parlament und von der Regierung, das den Opfern und den Schuldigen an den Unglückstagen gegenüber milde scheint, aber grausam wäre gegenüber der verwundeten Republik\". (So kam Seipel auch zu dem Namen \"Prälat ohne Milde\")

Hartleb (Vizekanzler): \"So bedauerlich die Vorfälle am 15. und 16. Juli auch gewesen sein mögen, so hat sich doch erwiesen, daß die Polizeidirektion Wien ihren altbewährten Ruf, die sicherste Stütze in diesem Staat zu bilden, nicht nur vollkommen gewahrt, sondern vielmehr noch wesentlich gefestigt hat. Zu diesem Ergebnis, das in erster Linie Ihr unauslösliches Verdienst ist, beglückwünsche ich Sie, hochverehrter Herr Präsident, auf das wärmste und bitte Sie unter einem, auch allen Ihren Beamten meine besondere Anerkennung und meinen Dank zur Kenntnis zu bringen.\"

\"...Kurzum, keinen prominenten Lumpen hat es gegeben, der zu jenem Pfui entschlossen war, das so viel Namenlose zu verantworten müssen: über die unnennbare Tat, wie in die Rücken Spazierender und Fliehender, wie aus Polizeiautos und in Sanitätsautos geschossen wurde, auf einzelne und auf Gruppen, zur Strafe für Neugierde, für Barmherzigkeit, die einen Sterbenden beisteht, im Namen der Ordnung und mit der einleuchtenden Ausrede, daß die Löschung eines brennenden Gebäudes durch Salven in die Feuerwehr gefördert wird; wie die Justiz des blindwütigen Zufalls Männer und Frauen, Greise und Kinder ohne Ansehen der Person, mit einer Unparteilichkeit, deren sich wahrlich noch keine Behörde rühmen konnte, mit Schuß und Stich, mit Säbel und Gewehrkolben bedacht hat.\"

Seipel äußerte sich in seiner Rede auch zum Vorgehen der Polizei : \"Gott sei Dank, sie haben ihre Pflicht getan.\"

Hartleb: \"Lügen Sie nicht immer von hundert Toten, wenn es nur 85 sind! Im Zusammenhang mit den Ausschreitungen vom 15 und 16. Juli sind insgesamt 85 Personen getötet worden - ich betone dies ausdrücklich, weil immer wieder von 100 Toten gesprochen wird... Wenn sich unter ihnen gewiß auch zufällig an die Schauplätze der Ausschreitungen gekommenen und an denselben gänzlich unbeteiligte Personen befinden, so muß ich doch, schon um die Erzählungen von der ohne jeden Grund auf harmlose Passanten feuernde Sicherheitswache zu kennzeichnen, darauf hinweisen, daß 32 der Toten, und zwar 12 wegen Verbrechen, vorbestraft erscheinen... Schließlich muß in diesem Zusammenhang noch hervorgehoben werden, daß 74 von den 281 verletzten Zivilpersonen gerichtlich vorbestraft sind, und zwar 35 wegen Verbrechens und 39 wegen Vergehens, beziehungsweise Übertretungen.\" \"Wann kommen die Leumundsnoten der getöteten Kinder heran?\" \"Es ist kein Kind getötet worden, nein!\"

Das Zahlenmaterial lieferten Altersangaben von 74 Getöteten, von 62 Verletzen sowie von 136 \"Juli-Unruhestiftern\":

Altersgliederung der beteiligten Zivilisten am 15.Juli.1927:


Von einem süddeutschen Polizeifachmann, der die Wiener Verhältnisse aus eigener Anschauung kennt, wurde geschrieben: \"Die Toten von Wien ... sind in erster Linie die Opfer einer mangelhaften Polizeiorganisation. Die Wiener Tage haben bewiesen, daß die Polizei der österreichischen Hauptstadt zu den mittelalterlichsten Einrichtungen gehört ... Alle europäischen Hauptstädte, die sich in Zeiten der Gefahr nicht auf das Militärverlassen, haben ihrer besondere Organisation, die auf die Kontrolle großer Massenbewegungen abgestimmt sind. Der leitende Gedanke dabei ist: Möglichst wenig Blut vergießen ... Weil man in Wien eine solche Organisation nicht kannte, eine Organisation, die sich der hochwertigsten Materials und der hochwertigsten Beamten bedient, darum hat man jetzt die hundert Todesopfer zu beklagen. Daß man in Wien, über alle organisatorischen Fehler hinaus auch noch die Polizei mit sogenannter Übungsmunition versorgte, die eine dumdumgeschoßähnliche Wirkung hatte, das spielt bei dieser Erörterung nur noch einen untergeordnete Rolle.\"

 
 

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