Die Juden forderten einen eigenen Judenstaat, um den Verfolgungen ein Ende zu setzen. In mehreren Einwanderungswellen kamen bis zum 2.Weltkrieg etwa 400 000 Juden nach Palästina.
Seinen Ursprung nahm der Nahostkonflikt in der britischen Politik. Für die arabische Unterstützung gegen die Türken im 1. Weltkrieg hatten die Briten die Gründung eines unabhängigen arabischen Staates in Aussicht gestellt, der in Palästina gegründet werden sollte. Am 2. November 1917 versprachen sie außerdem den Juden einen eigenen Staat (ebenfalls in Palästina; Balfour-Deklaration). Auf den ersten antijüdischen Aufstand der Araber (1936-39) reagierte Großbritannien mit einer Beschränkung des jüdischen Zuzugs nach Palästina. Die britische Regierung sah sich jedoch außerstande, eine Lösung für das Problem zu finden und übergab 1947 die Angelegenheit an die Vereinten Nationen. Der Lösungsvorschlag der UNO sah dann eine Teilung des Landes (in einen jüdischen und arabisch-palästinensischen Staat) vor. Jerusalem sollte internationale Zone werden. Während der Plan von jüdischer Seite akzeptiert wurde, wurde er von den Palästinensern entschieden abgelehnt. Darauf brachen Unruhen aus.
Der Staat Israel und die Palästinenser
Im Mai 1948 endete das britische Mandat über Palästina. David Ben Gurion, Chaim Weizmann, Golda Meir proklamierten am 14. des Monats den Staat Israel. Die arabischen Staaten unterlagen im darauffolgenden israelisch-arabischen Krieg (1. Nahostkrieg), mehrere hundertausend Palästinenser mußten aus dem israelischen Gebiet in die umliegenden Staaten fliehen, viele wurden gewaltsam vertrieben. Der Grundbesitz der Flüchtlinge wurde an jüdische Siedler vergeben.
Im Exil bildeten sich verschiedenen palästinensische Nationalbewegungen. Jasir Arafat u. a. gründete 1959 in Kuwait die Befreiungsbewegung Fatah, die von Beginn an den bewaffneten Kampf zur Befreiung Palästinas befürwortete. 1964 wurde die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO (Palestine Liberation Organization) auf Grundlage der seit Beginn des Nahostkonfliktes bestehenden Guerillaorganisationen (Fedajin) ins Leben gerufen. Nach der Niederlage der Araber im Sechstagekrieg 1967 (3. Nahostkrieg) erlangte die Fatah Einfluß in der PLO; 1968 wurde Arafat ihr Präsident. Unter ihm erlangte die PLO den Führungsanspruch der Palästinenser gegenüber Jordanien, der 1974 von den Staaten der Arabischen Liga anerkannt wurde. Die Errichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates wurde gefordert. Als Nachfolgeorganisation der Bewegung der Arabischen Nationalisten gründete George Habasch 1967 die Volksfront zur Befreiung Palästinas, die u. a. den Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft 1972 beging.
Weitreichende Bedeutung im Konflikt mit den Palästinensern erlangte die israelische Siedlungpolitik. Nach dem Sieg im Sechstagekrieg begann Israel in den besetzten Gebieten, vor allem im Westjordanland, mit der Errichtung von jüdischen Siedlungen, die den Anspruch Israels auf die Gebiete unterstreichen sollten. Trotz der Verurteilung des Siedlungskonzeptes durch die Vereinten Nationen hielt Israel daran fest, bis 1992 die Regierung unter Itzhak Rabin die Neuerrichtung von Siedlungen untersagte.
Erste Entspannung des Konfliktes
Nach dem Jom-Kippur-Krieg (4. Nahostkrieg) brachte 1973 der US-amerikanische Außenminister Henry Kissinger den ersten israelisch-arabischen Entspannungsprozeß in Gang. Auf der Genfer Nahostkonferenz (1973-74) wurden Truppenentflechtungsabkommen zwischen Israel und Syrien sowie zwischen Israel und Ägypten vereinbart. 1974 sprachen die Vereinten Nationen den Palästinensern das Recht auf nationale Unabhängigkeit und Souveränität zu und gewährten der PLO einen ständigen Beobachterposten. Direkte Friedensgespräche begannen, als im November 1977 der ägyptische Präsident Anwar as-Sadat nach Jerusalem reiste. Sie endeten am 26. März 1979 mit dem ägyptisch-israelischen Friedensvertrag, der von Sadat und dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin unterzeichnet wurde (Vertrag von Camp David). Vertragsgemäß zog sich Israel von der Sinaihalbinsel zurück. Verschiedene arabische Staaten wie Syrien, Algerien, Jemen und Libyen sowie die PLO lehnten den Vertrag ab.
Im Dezember 1987 begann der Aufstand der Palästinenser im Gazastreifen und im Westjordanland, die Intifada (Erhebung), mit dem Ziel der Errichtung eines souveränen Staates. Erster Erfolg der Intifada war die Erklärung König Husains von Jordanien vom 31. August 1988, den Hoheitsanspruch Jordaniens auf das Westjordanland zugunsten eines unabhängigen palästinensischen Staates zurückzuziehen. Am 15. November proklamierte daraufhin der Palästinensische Nationalrat den Staat Palästina.
Im Oktober 1991 begannen in Madrid Friedensverhandlungen zwischen Israel und der PLO, die in Washington fortgesetzt wurden. 1993 wurde bei Geheimverhandlungen in Norwegen der Durchbruch erzielt: Israel erklärte sich bereit, zunächst den Gazastreifen und das Gebiet um Jericho einer palästinensischen Verwaltung zu übergeben. Israel und die PLO erkannten sich gegenseitig an; am 13. September besiegelten Arafat und Rabin das Abkommen. 1994 begann der Aufbau der palästinensischen Selbstverwaltung; der Friedensprozeß wurde durch den Friedensschluß zwischen Jordanien und Israel weiter vorangetrieben. Für ihre Bemühungen um eine Friedensregelung für den Nahen Osten erhielten Arafat, Rabin und der israelische Außenminister Shimon Peres 1994 den Friedensnobelpreis. Bis heute ist es jedoch nicht gelungen, Terror- und Kampfhandlungen in Palästina völlig zu beenden.
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